Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Halbendorf

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Titel: Halbendorf
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 237–238
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Halbendorf
Halbendorf
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Halbendorf


Wendisch Bochow d. h. Gottesdorf, gehört mit zu dem schönen Thale, welches sich in einer Ausdehnung von 2 Stunden mit den Dörfern Halbau, Neudorf, Klipphausen, Weigsdorf, Köblitz, Schönberg und Cunewalde dahinzieht und eine starke Meile von Bautzen und eine Meile von Löbau entfernt liegt.

In den frühesten Zeiten schon war Halbendorf mit Crostau combinirt und die Herren von Rechenberge, so z. B. Sebastian von Rechenberg besassen die Güter noch vereinigt, dem Hans Ernst von Rechenberg folgte. Unter seinen beiden Söhnen Hans Rudolph von Recheneberg und Hans Ernst von Rechenberg kamen die Güter zum öffentlichen Verkauf und gingen in andere Hände über, jedoch getrennt.

Der Hofrichter Peter Rudolph von Pentzig aquirirte Halbendorf, dem Johann Friedrich von Folkersam folgte.

Hierauf ging Halbendorf an das Geschlecht von Nostitz über. Carl Gottlob von Nostitz starb 1707 am 28. Mai im 63. Lebensjahre. Ihm succedirte sein jüngster Sohn Karl Gottlob, 1712 in Christianstadt mit Johann Margarethe von Landskron vermählt, welcher 1762 den 2. Mai im 75. Lebensjahre starb. Sein Sohn Karl Heinrich ging den 8. Juni 1791[WS 1] und dessen Bruder Wolf Ernst von Nostitz auf Halbendorf 1792 den 7. Mai mit Tode ab.

Die letzten Besitzer von Halbendorf waren der Neffe des letztgenannte Wolf Ernst von Nostitz, nämlich der 1833 verstorbene Carl Gottlob von Nostitz auf Weigsdorf, hierauf kommt es an Herrn Steinel, dann an Frau von Rothmaler, dann an Herrn Johann Traugott Katzer und endlich an Herrn Johann Gottlieb Böhme, dessen Kinder die Geschwister Böhme das Rittergutslehn eine Zeit lang gemeinschaftlich trugen: Der dermalige Besitzer ist Herr Beichel.

Das hiesige herrschaftliche Wohnhaus besteht aus 3 Etagen von 11 Fenstern Fronte und bietet dasselbe eine herrliche An- und Aussicht.

Das Gut selbst gehört hinsichtlich seines Areals den mittleren Gütern Sachsens und der mittleren Bodenclasse an. Durch Hinzuschlagung einzelner Gärtnerwohnungen ist das Gut selbst bedeutend vergrössert worden.

Es hat eine schöne Brauerei und Ziegelbrennerei. Der Holzbestand des Gutes ist immer noch schön und ergiebig.

Das Rittergut hielt sich in früheren Zeiten zur Gross-Postwitzer Kirche, wogegen es jetzt mit 4 Häusern zur Cunewalder Parochie gehört und nur noch 13 Baustellen der Kirche zu Gross-Postwitz zugewiesen sind, dagegen ist ein Theil von Halbendorf mit 4 Häusern, dem Erbgerichte, der Mühle und zwei Häusslern in die Kirche von Crostau eingepfarrt.

Dieser Antheil von Halbendorf ist ein neuer Anbau und wurde anfänglich Neu-Halbendorf genannt. Allein die Anbauer wünschten für sich eine Gemeinde zu werden und so bewilligte die Herrschaft dies und gab dem Orte den Namen Karlsberg.

Früher sind noch 2 Gärtnerwohnungen nach Crostau eingepfarrt gewesen; allein die Herrschaft hat dieselben später als Lasswohnungen eingezogen, so dass nur von einer noch der Decem nach Crostau bis hieher entrichtet werden musste.

Bei Halbendorf ist eines Ereignisses zu erwähnen, welches nicht ohne Interesse ist.

In Gross-Postwitz entstand durch die Fürsorge des Barfüsser-Mönch Paul Bosack die erste evangelische Gemeine, und zu der Zeit, wo dieser Paul Bosack das Abendmahl unter beiderlei Gestalten angefangen [238] auszutheilen, entrüstete sich über ihn der dermalige Pfarrer in Cunewalde.

Er ging in seinem Eifer, wie erzählt wird, so weit, dass er beschloss den neuernden Amtsbruder in Gross-Postwitz während der Abendmahlsspendung meuchlings umzubringen.

Er reitet eines Sonntags früh fort, um seinen Entschluss auszuführen.

Doch er kommt nicht weiter bis etwa 10 Minuten hinter Halbendorf auf die Anhöhe, wo er Gross-Postwitz sehen kann. Hier stürzt sein Pferd über einen Graben und er fällt, dass er todt liegen bleibt. Noch heute wird der Stein gezeigt, welcher als Brücke über den Graben bis zum Jahre 1835 lag, wo er weggenommen wurde, weil der Graben durch die Chaussee eine andere Richtung erhielt und jetzt ist gedachter Stein in dem Rundtheil über Neu-Eulowitz als Bank angewandt. Es finden sich auch Schriftzüge an der der Chaussee zugekehrten Seite, aber sie zu entziffern ist nicht gut möglich, da Zeit, Wetter und Wasser sie sehr verwischt haben, jedoch scheinen sie vor Jahrhunderten eingegraben zu sein.

Das eine halbe Stunde von Crostau entfernte Halbendorf, bietet in seiner Nähe eine Menge Bergspitzen, die alle des Besteigens werth sind, für die, welche die hiesige Gegend bereisen.

Zuerst wollen wir den Callenberg von der Nordseite besteigen. Hier zeigt sich Bautzen, welche Stadt im ganzen Umfange und sogar hin auf den Hauptmarkt gesehen werden kan.

Kehrt man sich nach Westen hin, so liegt das ganze Kirchspiel Wilthen vor Augen, der Hochwald bei Neukirch und Umgegend bietet sich reizend dar.

Gegen Süden schliesst ein reizendes Thal den böhmischen Flecken Schirgiswalde und weiter hinaus das ganze Kirchspiel Sohland an der Spree ein. Gegen Osten ist ein herrlicher mahlerischer Blick auf Crostaus Pfarre, Kirche und Schloss und man wird entzückt darüber was die Natur bietet.

Dahinter thürmt sich der Beiersdorfer Berg mit seinem kahlen Haupte und seitwärts übersieht man die lang sich ausdehnende Parochie Cunewalde und neben ihr die Bergkette von Thronberge an bis nach Lawalde hin. Inmitten thürmt sich der alte Zschirnebekg empor, der jetzt gerade die heidnischen Opfersteine recht deutlich zeigt.

Wenn man mit dieser Aussicht sich schon zufrieden stellen könnte, so ladet ein noch höherer Berg, der Kälberstein ein, der gerade sehr viel Aussicht gewährt. Man sieht dasjenige, was schon der Callenberg dargeboten hat, aber er gewährt mit bewaffneten Auge noch viel mehr: Denn hier übersieht man Bautzen nicht blos, sondern man kann in die Gegend von Berlin schauen. Doch dieser Berg genügt dem ein Mal entzückten Wandrer nicht, weil er blos die Nordgegend zeigt und er geht deshalb nun auf den Pickauer Berg, der zu Crostau gehört.

Hier hat man nicht blos ein Theater der Ortschaften gegen Süden und Osten vor sich, indem man bis nach Herrenhut schauen kann, sondern da erheben sich die Tafelfichte, der Jeschken, die Lausche vorzüglich und eine Menge böhmischer Berge vor den Augen, so dass man unwillkührlich höher gestimmt wird und die Schönheit der Welt bewundern muss.

Halbendorf hat seinen Namen von der Wohnung eines heidnischen Gottes. Der Ort selbst ist von Tagelöhnern und Handwerkern bewohnt, deren Zahl 150 beträgt, die dem Gerichtsamte Löbau einverleibt sind.

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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1691