Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Eubabrunn

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Eubabrunn
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 183–184
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Eubabrunn,


1/4 Stunde von Erlbach, also eine halbe Stunde von der Stadt Markneukirchen, 11/2 Stunde von Adorf, 2 Stunden von Schöneck, 1 Stunde von dem böhmischen Städtchen Schönbach und 2 Stunden von der ebenfalls böhmischen Stadt Graslitz entfernt in einem freundlichen Thale gelegen, wogegen das Rittergut mit zwei andern Bauerhäusern vom Dorfe entfernt auf einem Berge sich erhebt, von wo aus man eine herrliche Aussicht nach den Städten Neukirchen und Adorf geniesst.

Den Namen hat der Ort von seiner schönen Lage im Thale und mag früher Aubrunn genannt worden sein.

Seine Entstehung ist wohl ebenfalls den böhmischen Exulanten zuzuschreiben, welche hierher kamen, sich ansiedelten und die Wälder rodeten.

Das dasige Rittergut war von jeher mit Erlbach combinirt gewesen und als Vorwerk betrachtet worden.

Jetzt aber und in den letzten Jahren sind zu dem alten Schlosse neue Wirthschaftsgebäude und Scheunen erbaut, wofür bis jetzt 22000 Thaler vorausgabt sind und zu deren Vollendung noch wenigstens 6 bis 8000 Thlr. erfordert werden.

Aus 300 Acker Holzboden ist Feld bearbeitet, welches nach 5 Jahren nach Einheiten sich ermitteln lassen wird.

Der Viehbestand ist ein vortrefflicher und auf 100 Stück zu berechnen, incl. des Rindviehs. Ausserdem ist eine grosse Dampfbrennerei im Gange, welche einen vorzüglichen Gewinn gewährt, und es ist mit Gewissheit jetzt schon zu bestimmen, dass nach 3 oder 4 Jahren die ganze Oeconomie musterhaft dastehen wird. Und man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt: dass dieses Gut nach 3 oder 4 Jahren als eines der schönsten Rittergüter Sachsens erscheinen wird.

Der Boden hiesiger Gegend ist sehr ertragfähig, und man wird staunen, was menschliche Hände, was eine gute Bewirthschaftung vermag, wie viel einem solchen Boden abzugewinnen ist.

Wie wir schon bei der Beschreibung der beiden Rittergüter Erlbach obern und untern Theils erwähnt haben, so gehörten diese Güter mit Eubabrunn stets zusammen und die frühesten Besitzer war das altadelige berühmte Geschlecht des Voigtlands die Herren von Thoss, von welchen sie an eine eben so berühmte und würdige Familie an die von [184] Beulwitz kamen. Bei der letzten Familie blieb Erlbach untern Theils mit Eubabrunn bis vor einigen Jahren, wo nach dem Tode des Herrn Rittmeister von Beulwitz die Güter Herr Stadtrath Funk acquirirte, welchem das Gut Eubabrunn seine enormen Meliorationen verdankt.

Von Eubabrunn war in Wernitzgrün ein besonderes Vorwerk, welches schon früher eingegangen ist.

Auch Wernitzgrün hat noch guten und ertragsfähigen Boden, und die Einwohner nähren sich theils vom Ackerbau, theils von Geigenwirbeln, Drechseln und Instrumenten machen.

Die Schicksale des Orts anlangend, so war das Jahr 1575 ein verhängnissvolles Jahr für Eubabrunn und der hiesigen Gegend.

Hier waren die Versammlungen der Bauern von weit und breit, um Beschlüsse zu fassen und ihren Revolutionsideen Anhänger und Freunde zu verschaffen und die Macht der Ritterschlösser zu brechen. Der unglückliche Ausgang des Bauernkrieges auch in hiesiger Gegend ist bekannt genug, als dass wir nöthig hätten, eine nähere speciellere Geschichte hierüber zu schreiben.

Auch der 30jährige Krieg hat bis hierher seine Leiden und Drangsale verbreitet und Eubabrunn war damals ein wüster, verlassener Ort. Alle Einwohner waren nach Schöneck geflüchtet, um wenigstens mit grösseren Massen gegen die wilden Feinde sich vertheidigen zu können.

In Eubabrunn war in den früheren Jahrhunderten eine alte Familientafel der Herren von Thoss zu finden, auf welcher der Stammvater dieses Geschlechts mit mehreren andern merkwürdigen Familiengliedern verzeichnet war.

Diese Tafel soll in den Kriegsjahren von feindlichen Soldaten zertrümmert worden sein.

Die von Thosse existirten und blüheten im Voigtlande schon im 12. Jahrhundert und Thossen an der alten Strasse von Oelsnitz nach Schleitz ist ihr Stammsitz gewesen, von wo aus sie nach und nach durch die Gunst der Voigte mit mehreren Gütern beliehen worden sind. Sie dienten in wichtigen Angelegenheiten den Voigten von Plauen als Zeugen.

Sie waren tapfere, ehrsame Rittersleute, die überall Rath und Anschlag ertheilen konnten und nie müde wurden, für Religion und Kirche zu kämpfen und zu opfern.

Sie auch waren die Veranlassung, weshalb die Voigte von Plauen oft und gerne sich hier aufhielten und an den Jagden und Lustbarkeiten Theil nahmen, welche von den Adel des oberen Voigtlandes veranstaltet wurden.

Die grossen Waldungen, die schönen Thalgründe boten dem Wilde einen zweckmässigen Aufenthalt zu dessen grosser Vermehrung.

Jetzt ist freilich davon keine Spur mehr zu finden, wiewohl gegen andere Gegenden doch immer noch mehr und schöneres Wild zu sehen ist.

Ausserdem gewährt für die hiesige Gegend das Geigenwirbeln, Drechseln und das Instrumentemachen einen leidlichen Nahrungszweig.

Eubabrunn und Wernitzgrün hatten früher zwei besondere Schulen mit einem Lehrer, der Vormittags in der einen und Nachmittags in der andern Schule Unterricht ertheilt.

Jetzt sind diese beiden Schulen in eine vereinigt, indem im Mittelpunkte beider Orte ein neues Schulhaus erbaut ist.

Eubabrunn mit Wernitzgrün ist in die Kirche nach Erlbach eingepfarrt, die Einwohner – an Zahl 150, gehören unter das Gerichtsamt Markneukirchen.

M. G.