Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ebmath

Textdaten
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Autor: O. M.
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Titel: Ebmath
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 65–66
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Ebmath.


Ebmath, auch Ebnat und in frühester Zeit Ebenit geschrieben, liegt nahe der Böhmischen Grenze am schirndingschen Walde etwa zwei Stunden von Oelsnitz in hoher und schon ziemlich rauher Gegend, südwestlich vom Tanneberg. Der Ort besteht aus zweiundvierzig Häusern mit dreihundert Einwohnern und ist in die Kirche des eine halbe Stunde entfernten Dorfes Eichicht eingepfarrt, hat jedoch seine eigene Schule.

Die älteste Nachricht über Ebmath, welche auf unsere Zeit gekommen ist, datirt aus dem dreizehnten Jahrhundert. Damals siedelte sich im Voigtlande ein altes adliges Geschlecht an, die Herren von Streitberg, deren Stammburg zwischen Erlangen und Baireuth lag. Ritter Berthold von Streitberg besass im Jahre 1296 die Schlösser und Rittergüter zu Gattendorf, Sachsgrün, Volkmarsreuth, Laitenhof, Stohrenhof, Ebmath und Hartenreuth. Die Herren von Streiberg waren grösstentheils sehr kampflustige Edelleute, und wagten sich bei ihrer bedeutenden Macht sogar oft an gewaltige Gegner, wie denn die Ritter Hans Ruprecht und Wilhelm von Streitberg dem Bischof von Würzburg Fehde ankündigten und Raymar mit seinem Vetter Eberhard von Streitberg sogar mit den Markgrafen von Meissen im Kriege lebte. Freilich darf man nicht glauben, dass bei diesen Fehden wolgerüstete Heere wie in der Jetztzeit zum Kampfe ausrückten, denn bei der Streitigkeit der Ritter Ruprecht und Wilhelm von Streitberg bestand die kriegerische Thätigkeit darin, dass kleine Haufen bewaffneter Knechte unter Anführung eines den Streitbergen pflichtigen Lehnsmannes ein feindliches Dorf anfielen, ausplünderten, in Brand steckten und mit der schnell zusammengerafften Beute sich zurückzogen, oder dass einige geharnischte Reiter nach dem bischöfflichen Gebiete zogen, um dort Frachtwagen von der Landstrasse, oder Pferde aus den Dörfern zu stehlen. Der geistliche Herr ergriff Repressalien, und so dauerte diese sogenannte Fehde monatelang, bis sie endlich durch Vermittelung eines Ritters von Zedtwitz beendigt wurde. –

Im Jahre 1353 besass Sachsgrün ein Ritter von Vassmann, es ist uns aber nicht möglich, nachzuweisen, ob er auch Herr auf Ebmath war. Beide Rittergüter gehörten 1448 dem Ritter Philipp von Failtzsch oder Feilitzsch, dessen Söhne Heinrich Fabian und Siegismund die väterlichen Güter 1487 noch gemeinschaftlich besassen; 1508 aber gehörten dieselben Philipp von Feilitzsch, Heinrichs Sohne, der 1524 mit Tode abging und zwei Söhne, Hans Heinrich und Sigismund als Erben hinterliess. Wie lange Ebmath mit Sachsgrün vereinigt, und somit im Besitze der Familie von Feilitzsch blieb, konnten wir nicht ermitteln, doch scheint es, dass beide Güter gar nicht oder doch nur auf kurze Zeit getrennt gewesen sind. Im siebzehnten Jahrhundert gehörte Sachsgrün mit Ebmath wieder der Familie von Streitberg, und zwar 1649 dem Brandenburgischen Lehnsgerichtassessor und Oberstwachtmeister Carl von Streitberg, und nach ihm Christoph Siegismund von Streitberg, der 1670 starb. Sein Nachfolger, Hans Wilhelm von Streitberg, verblich, als der Letzte seines alten, edlen Geschlechts, am 14. August 1690 und wurde in der Kirche zu Sachsgrün mit umgekehrtem Helme und Wappenschilde begraben, seine bedeutenden Güter aber, Strassendorf, Veilbrunn, Burggrub, Heiligenstadt, Gräfenstein, Ober- und Untergattendorf, Ober- und Untertaschendorf, Sachsgrün, Ebmath und Hartmannsreuth fielen als erledigte Lehen an den Landesherrn zurück.

Das Rittergut Ebmath empfing nunmehr durch landesherrliche Bestätigung der Oberküchenmeister und späterhin zum Hofmarschall erhobene Philipp Ferdinand von Reibold, der bereits Strassberg und Naundorf besass und ein sehr wohlthätiger und frommer Herr gewesen sein muss. [66] Er war vermählt mit einer Gräfin von Stubendorf, und starb 1716, worauf seine Güter in Besitz der einzigen Tochter, Christiane Erdmuthe verwittweten von Fletscher und vorher schon vermählten von Brandenstein gelangten. Deren Sohn, Heinrich August von Brandenstein, erbte die Güter Sachsgrün, Bösenbrunn und Ebmath im Jahre 1723 und starb 1756, worauf Sachsgrün und Ebmath an seinen jüngsten Sohn Ernst Casimir von Brandenstein übergingen, „einen milden Herrn von vortrefflichem Charakter und Vater seiner Unterthanen“ wie bei seinem 1802 erfolgtem Tode der Pastor Meinel in das Kirchenbuch schrieb. Von mehreren Kindern war Ernst Casimir von Brandenstein nur ein einziger Sohn geblieben, Ernst von Brandenstein, der nachmals Domherr zu Merseburg wurde. Unter dessen Herrschaft ist die Kirche zu Sachsgrün neu erbaut worden, bei welcher Gelegenheit der Domherr von Brandenstein nicht nur die Leitung des Baues übernahm, sondern auch der Gemeinde die Kapelle des Schlosses Sachsgrün zum gottesdienstlichen Gebrauche überliess. Seine Erben waren drei Söhne, Ernst August Gustav, Wilhelm Friedrich Julius und Ernst Friedrich Carl von Brandenstein, die nach des Vaters Tode beide Güter als Gesammtlehn übernahmen.

Ebmath hatte in den Kriegen des funfzehnten und siebzehnten Jahrhunderts grosse Drangsale zu ertragen. Entsetzlich hausten hier die Hussiten, welche mit der raffinirtesten Grausamkeit gegen die Unglücklichen verfuhren, welche nicht rechtzeitig in den Waldungen Schutz gesucht hatten. Zu Sachsgrün entkleideten die Barbaren den dasigen Pfarrer, legten ihn auf einen gefrorenen Teich, und begossen das widerstandslose Opfer so lange mit kaltem Wasser bis er mit dem Eise des Teiches zusammengefroren war. Der dreissigjährige Krieg brachte gefährliche Seuchen, namentlich eine Soldatenkrankheit, welche auch die Landleute ergriff, und deren eine grosse Menge in das Grab stürzte. Furchtbare Leiden verursachten den hiesigen Bewohnern die Einfälle des General Holke, der in Troschenreuth gerechten Lohn seiner Schandthaten fand, indem er dort als Opfer einer unter den Soldaten herrschenden Pest starb. Der siebenjährige Krieg brachte Einquartirungen, Requisitionen und Plünderungen, und auch der französische Krieg hat manche schmerzliche Erinnerung zurückgelassen.

Eingepfarrt ist Ebmath nach Eichicht. Das Dorf liegt zum Theil auf einer Anhöhe zum Theil in einem Thale und wird in Ober-Eichicht und Unter-Eichicht eingetheilt. Mehrere hier befindliche Quellen vereinigen sich zu einem kleinen Bache, der eine halbe Stunde vom Dorfe in die Elster mündet. – Ein Rittergut hat Eichicht nicht, der Umstand aber, dass der hiesige Pfarrer Lehnsherr dreier Häuser ist, macht die Tradition sehr wahrscheinlich, dass im Mittelalter das Pfarrgut und diese drei Häuser ein kleines Rittergut bildeten, dessen letzter Besitzer in den geistlichen Stand übertrat und (vielleicht) Kirche und Pfarre gründete, eine Behauptung welche aus der Lage der Grundstücken an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Dass ein adeliges Geschlecht von Eichicht existirte ist gewiss, denn noch 1555 besass Alexander von Eichicht das Dorf Langenberg und war Hauptmann auf dem Schlosse Ronneburg.

Die Kirche zu Eichicht ist ein altes, enges, theilweise dunkles Gebäude, an das kurz nach der Reformation der Chor angebaut worden zu sein scheint. Neue Emporen entstanden in den Jahren 1822 und 1823 und der alte spitze Thurm wurde 1818 abgetragen. Das Kirchenvermögen ist in neuerer Zeit ziemlich gewachsen, da man den Ertrag der bedeutenden Pfarrwaldungen in die Kirchenkasse fliessen lässt. Eichicht ist eine der sogenannten Streitpfarren die abwechselnd der König von Sachsen und der König von Baiern zu besetzen hatten, bis in neuerer Zeit eine Abänderung dieses Verhältnisses stattfand.

O. M.