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Ebmath.


Ebmath, auch Ebnat und in frühester Zeit Ebenit geschrieben, liegt nahe der Böhmischen Grenze am schirndingschen Walde etwa zwei Stunden von Oelsnitz in hoher und schon ziemlich rauher Gegend, südwestlich vom Tanneberg. Der Ort besteht aus zweiundvierzig Häusern mit dreihundert Einwohnern und ist in die Kirche des eine halbe Stunde entfernten Dorfes Eichicht eingepfarrt, hat jedoch seine eigene Schule.

Die älteste Nachricht über Ebmath, welche auf unsere Zeit gekommen ist, datirt aus dem dreizehnten Jahrhundert. Damals siedelte sich im Voigtlande ein altes adliges Geschlecht an, die Herren von Streitberg, deren Stammburg zwischen Erlangen und Baireuth lag. Ritter Berthold von Streitberg besass im Jahre 1296 die Schlösser und Rittergüter zu Gattendorf, Sachsgrün, Volkmarsreuth, Laitenhof, Stohrenhof, Ebmath und Hartenreuth. Die Herren von Streiberg waren grösstentheils sehr kampflustige Edelleute, und wagten sich bei ihrer bedeutenden Macht sogar oft an gewaltige Gegner, wie denn die Ritter Hans Ruprecht und Wilhelm von Streitberg dem Bischof von Würzburg Fehde ankündigten und Raymar mit seinem Vetter Eberhard von Streitberg sogar mit den Markgrafen von Meissen im Kriege lebte. Freilich darf man nicht glauben, dass bei diesen Fehden wolgerüstete Heere wie in der Jetztzeit zum Kampfe ausrückten, denn bei der Streitigkeit der Ritter Ruprecht und Wilhelm von Streitberg bestand die kriegerische Thätigkeit darin, dass kleine Haufen bewaffneter Knechte unter Anführung eines den Streitbergen pflichtigen Lehnsmannes ein feindliches Dorf anfielen, ausplünderten, in Brand steckten und mit der schnell zusammengerafften Beute sich zurückzogen, oder dass einige geharnischte Reiter nach dem bischöfflichen Gebiete zogen, um dort Frachtwagen von der Landstrasse, oder Pferde aus den Dörfern zu stehlen. Der geistliche Herr ergriff Repressalien, und so dauerte diese sogenannte Fehde monatelang, bis sie endlich durch Vermittelung eines Ritters von Zedtwitz beendigt wurde. –

Im Jahre 1353 besass Sachsgrün ein Ritter von Vassmann, es ist uns aber nicht möglich, nachzuweisen, ob er auch Herr auf Ebmath war. Beide Rittergüter gehörten 1448 dem Ritter Philipp von Failtzsch oder Feilitzsch, dessen Söhne Heinrich Fabian und Siegismund die väterlichen Güter 1487 noch gemeinschaftlich besassen; 1508 aber gehörten dieselben Philipp von Feilitzsch, Heinrichs Sohne, der 1524 mit Tode abging und zwei Söhne, Hans Heinrich und Sigismund als Erben hinterliess. Wie lange Ebmath mit Sachsgrün vereinigt, und somit im Besitze der Familie von Feilitzsch blieb, konnten wir nicht ermitteln, doch scheint es, dass beide Güter gar nicht oder doch nur auf kurze Zeit getrennt gewesen sind. Im siebzehnten Jahrhundert gehörte Sachsgrün mit Ebmath wieder der Familie von Streitberg, und zwar 1649 dem Brandenburgischen Lehnsgerichtassessor und Oberstwachtmeister Carl von Streitberg, und nach ihm Christoph Siegismund von Streitberg, der 1670 starb. Sein Nachfolger, Hans Wilhelm von Streitberg, verblich, als der Letzte seines alten, edlen Geschlechts, am 14. August 1690 und wurde in der Kirche zu Sachsgrün mit umgekehrtem Helme und Wappenschilde begraben, seine bedeutenden Güter aber, Strassendorf, Veilbrunn, Burggrub, Heiligenstadt, Gräfenstein, Ober- und Untergattendorf, Ober- und Untertaschendorf, Sachsgrün, Ebmath und Hartmannsreuth fielen als erledigte Lehen an den Landesherrn zurück.

Das Rittergut Ebmath empfing nunmehr durch landesherrliche Bestätigung der Oberküchenmeister und späterhin zum Hofmarschall erhobene Philipp Ferdinand von Reibold, der bereits Strassberg und Naundorf besass und ein sehr wohlthätiger und frommer Herr gewesen sein muss.

     Voigtländischer Kreis, 9tes Heft, oder 46stes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/100&oldid=- (Version vom 7.1.2017)