Ritter Paris (Uhland)
Paris ist der schönste Ritter,
Alle Herzen nimmt er hin.
Jede Dame kann’s beschwören
An dem Hof der Königin.
Warf das Glück in seinen Schooß!
Briefe, die von Küssen rauschen,
Locken, Ringe, zahlenlos.
Allzu leichter Siege Zeichen!
Bann und Fessel nennt euch Paris,
Stößt sein süßes Loos zurück.
Schwingt zu Roß sich, schwergerüstet,
Glüht von edler Heldenlust,
Beut den Männern keck die Brust.
Doch es will kein Feind sich zeigen,
Frühling waltet im Gefild,
Mit dem Helmbusch spielen Lüftchen,
Weit schon ist er so geritten,
Siehe! da an Waldes Tor
Hält ein Ritter, hoch zu Rosse,
Strecket ihm die Lanze vor.
Eilte nie zum Reihn so sehr;
Wirft den Gegner stracks zur Erde,
Blickt als Sieger stolz umher;
Naht sich hülfreich dem Geworfnen,
Sieh! da wallen reiche Locken
Um ein zartes Angesicht.
Wie er Schien’ und Panzer löset,
Welch ein Busen! welch ein Leib!
Liegt vor ihm das schönste Weib.
Würden erst die bleichen Wangen
Röten sich von neuer Glut,
Hüben erst sich diese Wimpern,
Ja! schon holt sie tiefen Atem,
Schlägt die Augen zärtlich auf;
Die als wilder Feind gestorben,
Lebt als milde Freundin auf.
Die ein starrer Ritter war,
Hier, in Paris Arm, die Fülle,
Süßer Kern, der Schale baar.
Paris spricht, der schöne Ritter:
Soll mir nie ein Strauß gelingen
In dem ernsten Ritterthum?
Wandelt stets, was ich berühre,
Sich in Scherz und Liebe mir?
Zürn’ ich oder dank’ ich dir?“