Rheinischer Bundesring
[108]
Bald gras ich am Neckar,
Bald gras ich am Rhein,
Bald hab ich ein Schätzel,
Bald bin ich allein.
5
Was hilft mir das GrasenWann die Sichel nit schneidt,
Was hilft mir ein Schätzel,
Wenn’s bei mir nicht bleibt.
So soll ich dann grasen
10
Am Neckar am Rhein,So werf ich mein goldiges
Ringlein hinein.
Es fliesset im Neckar,
Und fliesset im Rhein,
15
Soll schwimmen hinunterIns tiefe Meer n’ein
Und schwimmt es das Ringlein,
So frisst es ein Fisch,
Das Fischlein soll kommen
20
Aufs König sein Tisch.
Der König thät fragen,
Wems Ringlein soll sein?
Da thät mein Schaz sagen,
Das Ringlein g’hört mein.
25
Mein Schäzlein thät springen,Berg auf und Berg ein,
Thät mir wiedrum bringen
Das GoldRinglein fein.
Kannst grasen am Neckar,
30
Kannst grasen am Rhein,Wirf du mir immer
Dein Ringlein hinein.[1]
- ↑ Aus Des Knaben Wunderhorn 2, 15 mit der Aufschrift
Rheinischer Bundesring.Den Klammervermerk ersetzte Erk in der Neubearbeitung 2, 18 durch die Angabe „(A. v. Arnims Sammlung)“; hier und in Erks Deutschem Liederhort S. 232 die Varianten: Str. 21, 3 „Was bat mich“ und Str. 31 „schönes“ anstatt „goldiges“. Vgl. oben S. 84.
(Mitgetheilt von Frau von Pattberg.)