Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Attius, Führer der Volsker
Band VII A,1 (1939) S. 800801
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3) Attius Tullius lautet der Name des in die [801] Coriolansage verflochtenen Führers der Volsker, wobei Attius = Appius der Vorname und Tullius der Geschlechtsname ist, wie nach Schwegler (R. G. II 353f., 2) u. a. schon Klebs (o. Bd. II S. 2256, 4ff.) in Kürze festgestellt hat. Livius, dessen erste Einführung des Mannes im Genitiv: Atti Tulli (II 35, 7) zwischen Tullius und Tullus Zweifel lassen könnte (ähnlich der zweimalige Genitiv Tulli Val. Max. VII 3 ext. 2), nennt ihn weiterhin im Nominativ (39, 1), Akkusativ (40, 12), Ablativ (37, 1) Attius Tullius und, wo er ihn nur mit einem Namen bezeichnet, Tullius (37, 2. 38, 1), war sich also darüber ganz klar, und die gleichzeitigen oder etwas älteren Genealogen, die den volskischen Führer zum König machten und ihn dem aus Arpinum im Volskerlande gebürtigen M. Tullius Cicero zum Ahnherrn gaben (Plut. Cic. 1, 1. Auct. de vir. ill. 81, 1. Sil. Ital. VIII 405ff. Ohne Nennung des T. Suet. bei Hieron. zu Euseb. chron. II 181 v Schöne), sahen gleichfalls den beiden Persönlichkeiten gemeinsamen Namen als den des Geschlechts an, wenn sie ihn auch dem andern voranstellten (Plut. Cic. 1, 1; Coriol. 22, 1. Auct. de vir. ill. 81, 1, doch nicht 19, 3) und mehrfach aus Tullius in Tullus änderten (doch s. über die hsl. Überlieferung bei Plut. Zieglers adn. crit. zu beiden Stellen). Nur ungenügende Kenntnis des römisch-italischen Namenswesens hat besonders die Griechen, Dionys und den ihm folgenden Plutarch, dazu bestimmt, Tullus Attius zu schreiben, als ob Tullus wie bei dem römischen Könige Tullus Hostilius ein altertümliches Praenomen wäre und Attius das Gentilnomen, dessen wiederholte Entstellung in ihren Hss. den trügerischen Schein noch verstärkte (Ἄττιδος und Ἀττίδιος Dionys. VIII 57, 3. 67, 1 neben dem 1, 4. 67, 8 allein überliefertem Ἄττιος. Αὐτίδιος und Ἀμφίδιος Plut. Coriol. 22, 1. Ἀτγίδιος als einziger Name Appian. Ital. 5, 4). Richtig gibt von den Griechen Zonar. VII 16: Ἄττιος Τούλλιος und weiterhin Τούλλιος, und indem sich Dionys und Plutarch in der Erzählung fast dturehweg mit dem Namen Τύλλος begnügen, zeigen auch sie, daß sie ihn als den wichtigeren ansehen. (Für die Zusammengehörigkeit von Tullus und Tullius s. Nr. 21). Wie andere Namen von italischen, gegen Rom kämpfenden Führern früher Zeit stammt wahrscheinlich auch der des Attius Tullius aus guter alter Überlieferung; aber mehr als der Name und die volskische Herkunft war nicht bekannt. Seine Verwertung in der Erzählung von Coriolanus war das Werk der Römer, die diese gestaltet haben; deswegen hat Schur (Suppl.-Bd. V S. 653ff.), nach dessen Ansicht die Volsker hier erst spät an die Stelle der Latiner gesetzt worden sind, diesen Feldherrn der Volsker nicht einmal der Erwähnung wert befunden. Zumal der von Dionys (VIII 57, 3ff., daraus Plut. Coriol. 39, 11; kurz Appian.) eingehend geschilderte Anteil des T. an dem Ende Coriolans ist nachweislich eines der jüngsten Stücke der Sage (Liv. II 40, 10f. mit Berufung auf Fabius Pictor. Cic. Brut. 42f.; Lael. 42. Dio frg. 18, 12. Zonar. s. Schwegler II 361f. Mommsen R. Forsch. II 113f.), so daß eine Prüfung seiner ganzen Rolle vom Standpunkt des Historikers kaum lohnen dürfte.