Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Nagetierart
Band I A,1 (1914) S. 267
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Ratte. Da die Ratten höchstwahrscheinlich erst zu Beginn des Mittelalters in Europa eingewandert sind, ist es nicht zu verwundern, wenn das Altertum sie fast garnicht kennt. Die einzige Stelle, die mit völliger Sicherheit auf dies Nagetier gedeutet werden kann, ist Amyntas ἐν τοῖς σταθμοῖς bei Aelian. hist. XVII 17, doch bleibt auch hier unklar, welche Art er meint. Diese Tiere sollen in ungeheuren Scharen breite Flüsse durchschwimmen, und zwar so, daß jede einer anderen in den Schwanz beißt, und am anderen Ufer angekommen, die Ländereien vollständig verwüsten. Der erste Gelehrte, der die Hausratte erwähnt, ist Albertus Magnus (1193-1280); doch schon Gesner redet von ihr als einem Tiere, das manchem mehr bekannt, denn ihm lieb ist. Zu Anfang des 15. Jhdts. verhängte der Bischof von Autun den Kirchenbann über sie. Die Wander-R., die heutzutage die Hausratte schon fast völlig verdrängt hat und der auch die ägyptische R. (Mus alexandrinus) - was die Alten ,ägyptische Mäuse‘ nennen z. B. Aelian. hist. an. XV 26. Plin. n. h. VIII 132. X 156, sind, nach ihren Beschreibungen zu urteilen, Wüstenspringmäuse (Dipus aegyptius) - das Feld räumen muß, Wild, wenn man die oben erwähnte Stelle des Amyntas, was immerhin noch das Wahrscheinlichste ist, auf sie bezieht, erst wieder von Pallas erwähnt, der berichtet, daß sie im Herbste 1727 nach einem Erdbeben in gewaltigen Zügen die Wolga durchschwommen habe. In Ostpreußen erschien sie 1750, in Paris 1753, in Amerika 1775, und heutzutage ist sie über die ganze bewohnte Welt verbreitet. Brehm Tierleben II³ 496ff.

[Gossen. ]