RE:Penteteris
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Fünfjahreszyklus, Zeitraum von vier Jahren ein in jedem fünften Jahr gefeiertes | |||
Band XIX,1 (1937) S. 537–542 | |||
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Penteteris (πεντετηρίς, später auch πενταετηρίς). Das Wort π. hat entsprechend den verwandten Begriffen τριστηρίς und ἐννεατηρίς eine doppelte Bedeutung: es bezeichnet erstens den in jedem 5. Jahre sich erneuernden Jahreszyklus, also nach unserer Ausdrucksweise einen Zeitraum von vier Jahren (z. B. Herodot. III 97. IV 94. Demosth. XXIV 125. Aristot. Polit. 1308 b 1; de mir. ausc. 847 a 1), der seine Bedeutung sicher ebenso wie die Enneateris Rücksichten der Zeitrechnung verdankt (Hauptstelle Censor. d. die nat. 181.) und zweitens ein in jedem 5. Jahre, also alle vier Jahre gefeiertes Fest, und zwar gehören in diese Reihe gerade besonders wichtige und berühmte Feste wie die olympischen und pythischen Spiele und die großen Panathenaeen. Weitans die meisten Feste wurden freilich jedes Jahr gefeiert. Das war schon dadurch gegeben, daß sie mit dem alljährlich sich wiederholenden Werden und Vergehen in der Natur zusammenhingen. Nun zeigt ein Blick auf die unten folgende Liste von penteterischen Festen, daß die meisten auch jährlich begangen wurden, wenn auch, wie die unterscheidende Bezeichnung μικρά und μεγάλα beweist, in bescheidenerem Maße. So liegt es nahe, den Ursprung der P. darauf zurückzuführen, daß man die glänzendere und umfangreichere Begehung, die man sich nicht jedes Jahr hatte gestatten können und wollen, wenigstens alle vier Jahre durchführte, wozu stimmt, daß sich die P. vor allem durch die größeren Agone auszeichnete. In der Tat wird diese Erklärung in einigen Fällen durch die Überlieferung selbst gewährleistet. Zwei sichere Beispiele der älteren Zeit sind in Athen die Panathenaeen und Hephaistien. Denn gegen die Uberlieferung, daß jene schon der ältesten Zeit angehörten und erst Peisistratos die P. einführte (schol. Aristid, Panathen. p. 189 Jebbs; s. A. Mommsen Feste d. Stadt Athen 61. Deubner Att. Feste 22) gibt es keinen stichhaltigen Grund. Für die Ἡφαίστια aber haben wir das es gut wie urkundliche Zeugnis des Aristoteles Ἀθ. πολ. 54, 7, daß ihre P. erst unter dem Archontat des Ktesiphon 329/28 v. Chr. hinzugefügt wurde. Ein urkundliches (Syll.³ 557) Beispiel der späte ren Zeit sind die Λευκοφρυηνά νοη Magnesia: sie wurden zunächst im J. 221/20 als Jahresfest gegründet, und erst als der Erfolg des damit ver bundenen Agon gering blieb (ἐπιβαλόμενοι παρη[κο]λύσθησαν), entschloß man sich nach 14 Jahren zur penteterischen Feier eines ἀγὼν ἰσιπύθιος. Εin anderes und sicheres Beispiel aus der römischen Zeit, das typisch sein dürfte, sind die dem Apollon am Vorgebirge Aktion gefeierten Ἄκτια, die schon längst als einfacher jährlicher Agon bestanden hatten und dann von Augustus zur Verherrlichung seines Sieges durch eine P. zu größerem Ansehen erhoben wurden (Strab. VII 325. Sueton. Aug. 18. Cass. Dio LI 1). Ferner wird man in der Regel da, wo die P. durch den Zusatz τὰ μεγάλα bezeichnet wird, wie bei den Amphiaraia von Oropos, den Halieia von Rhodos, den Asklepieia von Kos u. a., diese ‚große‘ Feier nur als eine Erweiterung und glänzendere Ausgestaltung der älteren jährlichen betrachten. Auch die athenische P. nach Delos ist offenbar nichts anderes als eine spätere Erweiterung des unter dem Namen Ἀπολλώνια begangenen Jahresfestes (s.o. Bd. IV S.2484. Klee Zur Gesch. d. gymn. Agone 60f.). Thukyd. III 104 bezeugt ausdrücklich, daß sie im J. 426 zum ersten Male nach Delos geführt wurde, and dafür, daß das panionische Fest der älteren Zeit, das längere Zeit in Vergessenheit geraten war, nur alle vier Jahre gefeiert wurde, gibt Thukydides keinen Anhalt. In späterer Zeit ist, wie man wohl ohne zu große Kühnheit behaupten darf, die penteterische Feier auch mit unter dem Einfluß und nach dem Muster der olympischen und pythischen Spiele eingerichtet worden; man sprach ja deshalb von einem ἀγὼν ἰσολύμπιος oder ἰσοπύθιος. Allein daß jene Erklärung des Ursprunge der P. doch nicht überall zutrifft, des beweisen eben diese beiden großen und alten Nationalfeste. Denn für sie ist nur die penteterieche Feier bezeugt. Für die Pythien hat man das freilich bestritten und unter Hinweis auf das Amphiktionengesetz vom J. 380/79 (Syll.³ 145 Leg. sacr. 75) Z. 44: ἱερομηνί]α Πυθιάς· ἐνιαυτία ἁ ἱερομηνία ἁ Πυθιὰς ἴσα πάντεσσι ἐκ τᾶς ἡ ... jährliche Pythien angenommen (A. Mommsen Delphica 152. Sokolow Klio V 220), aber ohne irgendwie zureichenden Grund. Freilich ist jene leider fragmentierte Iuschriftstelle noch nicht genügend ergänzt und erklärt, aber daß der singuläre Ausdruck derselben eine jährliche Feier der pythischen Spiele bedeuten soll, ist wenig wahrscheinlich (über das Wort ἱερομηνίαι s. schol. Pind. Nem. 3, 1 und dazu die Anmerkung Dittenbergers zu Syll.³ 867, 10). Auch die sicher aus uralter Zeit stammenden Ἥραια in Olympia und die zur Erinnerung an den Sieg bei Plataiai gestifteten Ἐλευθέρια fanden nur alle vier Jahre statt. Wenn bei diesen letzteren schon das Beispiel der olympischen und pythischen Spiele bestimmend gewesen sein mag, so bleiben doch jedenfalls die beiden Feste von Olympia als reine Penteteriden gesichert und beweisen, daß gerade für die älteste Zeit jene oben zunächst vorgeschlagene materielle Erklärung doch versagt und noch andere Rücksichten die Wahl dieser Periode bestimmt haben, und zwar offenbar wie bei der ἐννεατηρίς chronologischkalendarische; die P. war die halbe Enneateris. In dieser Hinsicht verdient die Überlieferung Beachtung, daß die Pythien ursprünglich alle acht Jahre gefeiert wurden (Censor. d. die nat. 18, 6). Auch für die olympischen Spiele hat einst Boeckh Mondzyklen der Hellenen 15f. die Entstehung aus einer Oktaeteris vermutet.
Zum Schlusse möge eine Übersicht über die Feste folgen, die als penteterisch überliefert oder nicht ohne Grund vermutet werden:
etc. etc.