Ovius ist ein oskischer Vorname und später Familienname. Als Vornamen (s. W. Schulze Eigenn. 37, 2) bezeugen ihn die römischen Annalen im Zeitalter der Samniterkriege für zwei Glieder des campanischen Adelsgeschlechts der Calavii, wahrscheinlich Großvater und Enkel (Liv. IX 7, 1. 26, 7. o. Bd. III S. 1336), und für den greisen samnitischen Oberpriester Ovius Paccius (ebd. X 38, 6). Um etwa zweihundert Jahre später erscheint er noch bei der ebenfalls oskischen Familie der Staii (CIL I² 2339 = Dess. 3206. u. Bd. III A S. 2136). Eine Bronzeplatte aus Lucanien trägt auf der einen Seite den noch ganz oskischen Namen: Ov. Caisidis Ov., auf der andern den schon latinisierten: Tr. Platorius Tr. (ebd. 1695). Den Übergang vom oskischen Praenomen zum römischen Nomen gentile zeigt wohl
[1997]
an der Grenze Lucaniens in der römischen Kolonie Venusia die Wegebauinschrift eines dortigen Gemeindebeamten: Q. Ovius Ov. f. | tr. pl. viam | stravit (ebd. 1700 = IX 438 = Dess. 5880); des Vaters Praenomen ist des Sohnes Nomen geworden. Auch auf einer praenestinischen Grabschrift scheint das Praenomen Ovius vorzukommen (ebd. 348), doch auf einer andern ist das Nomen gesichert (ebd. 234), und nur als solches begegnet O. auf anderen Inschriften republikanischer Zeit, so auf einem bronzenen Medusenkopf mit der frühesten Hinzufügung der Tribus zum Namen (ebd. 545: C. Ovio(s) Ouf. fecit), so in Capua (unter den Magistri um 650 = 104 ebd. 2506, auf Grabsteinen sechs Ovii ebd. 1598f.), in Ostia (auf Aschentöpfen vier Ovii ebd. 1426), in Ariminum (Q. Ovi(us) C. f. Freg(ellanus) und drei seiner Freigelassenen ebd. 2131). Oskischer Herkunft sind jedenfalls auch die Mamertini Ovii, denen Cn. Pompeius 672 = 82 das Bürgerrecht verlieh (Cic. Balb. 51; über seinen damaligen Aufenthalt in Messana Drumann GR² IV 339), und der Cicero auf dem Puteolanum aufsuchende O. Nr. 1.