Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bischof von Remesiana
Band XVII,1 (1936) S. 179180
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Niceta, Bischof von Remesiana (gegründet unter Traian als Respublica Ulpianorum, gegen Ende des 4. Jhdts. zur Provinz Dacia mediterranea gehörig, heute Pela Palanka östlich von Nisch), zweite Hälfte des 4. Jhdts. Ist bekannt durch ein Referat bei Gennadius de viris illustr. 22 und zwei Gedichte des Paulin von Nola carm. 17 und 27 sowie dessen ep. 29, 14. N.s sehr beachtliche Schriftstellerei wurde erst wieder von G. Morin und Burn entdeckt. Über sein Leben ist nur sicher bekannt, daß er zweimal, 398 und 402, in Italien weilte und mit Paulin von Nola freundschaftlich verbunden war. Aus der Adresse der ep. 17 (Jaffé nr. 303) Papst Innozenz I. darf man entnehmen, daß er noch im Dezember 414 am Leben war. Gegen die Identifizierung des in dem Brief des Germinius von Sirmium (a. 366) an illyrische Arianer (! was man nicht übersehen sollte) vorkommenden Nichas (CSEL LXV 160, 23) bestehen schwere Bedenken, die Feder S.-Ber. Akad. Wien, phil. hist. Kl. 166, V 108 gegen Kattenbusch und Burn mit Recht geltend gemacht hat. Die Schriften des N. geben ein treffendes Bild von den Problemen und den Zuständen der christlichen Kirche an der Donaugrenze. Wegen ihrer Stellungnahme zu den dogmatischen Kämpfen der Zeit verdienen sie einige Beachtung.

An Schriften sind erhalten (Reihenfolge nach Gennadius):

1. Sex competentibus ad baptismum instructionis libelli. Davon sind überkommen: a) Liber I: qualiter se debeant agere competentes, nur drei Fragmente, Burn 6-7. b) Liber II: de gentilitatis erroribus, zwei Fragmente, Burn 8. c) Liber III: de fide unicae maiestatis, zwei Fragmente, die aber wohl das ganze Buch wiedergeben; sie handeln über die Homousie des Sohnes und des Geistes mit dem Vater, Burn 10ff. d) Liber IV: adversus genethliologiam nichts erhalten. e) Liber V: de symbolo, unter dem Namen des Nicetas von Aquileja (s. u. S. 180, 21) und Origenes überliefert (Burn 38ff.). Auslegung des apostolischen Glaubensbekenntnisses, das hier zum ersten Male sowohl vollständig zitiert wie ausgelegt wird. Vgl. dazu Lietzmann in: Die Bekenntnisschriften der ev.-luth. Kirche, Götting. 1930, S. XI f. Liber VI: de agni paschalis victima, gänzlich verloren.

2. Ad lapsam virginem libellus, vielleicht identisch mit Ps.-Ambrosius de lapsu virginis, Burn 112ff., doch ist diese Zuweisung nicht über allen Verdacht erhaben.

3. De vigiliis servorum dei, über den Nutzen der kirchlichen Vigilienfeiern, unter Hieronymus’ und Nicetius’ von Trier (s. u. S. 181, 41) Namen überliefert, Burn 55ff. Neu hrsg. von C. H. Turner Journ. of theol. Stud. XXII (1921) 306ff. mit wichtigen Beigaben.

4. De psalmodiae bono, überliefert wie 3., Burn 67ff. Neu hrsg. von C. H. Turner Journ. of theol. Stud. XXIV (1923) 233ff. mit wichtigen Beigaben.

5. De diversis appellationibus (sc. Christi), Burn 1ff.

6. De pascha, Burn 92ff., in zweifacher Rezension unter Athanasius’ Namen überliefert, ist ein ausgesprochenes opus dubium.

[180] 7. Hymnen. Paulin berichtet von Hymnendichtungen des N. Aber unter dem Namen des N. ist keine Hymne erhalten. Jedoch sind manche Forscher neuerdings geneigt, das berühmte ,Te Deum‘ N. zuzuschreiben. Ausgabe bei Burn 83ff. Außerdem das Für und Wider bei Bardenhewer III 605f. Vgl. dazu noch Jahresber. CCXXI 71ff. A. E. Burn The Hymn ,Te Deum‘ and its author 1926, deutsch von Wissig 1931. Andere Autoren: Journ. of theol. Stud. XXVI (1925) 408. XXVIII (1927) 403. XXXII (1930) 49. The Church Quaterly Rewiew 1926, 136. Literatur: A. E. Burn Niceta of Remesiana, Cambridge 1905, die maßgebende Monographie und Ausgabe, vgl. dazu C. H. Turner Journ. of theol. Stud. VII (1906) 203ff. Bardenhewer Gesch. d. altkirchl. Lit. III 598ff., wo alle ältere Literatur zusammengetragen ist und über sie berichtet wird.