Lagnus sinus, ein Busen der Ostsee an der Küste Germaniens, wird nur Plin. n. h. IV 97 genannt. Er liegt an der cimbrischen Halbinsel und wird durch die Insel Latris (s. d.) von dem weiter östlich gelegenen Sinus Cylipenus (s. o. Bd. IV S. 1906) getrennt. Bei der ungenauen Vorstellung, die die Römer von der Ostsee hatten, ist er schwer zu bestimmen. Wegen seiner Lage an der cimbrischen Halbinsel haben schon die älteren Geographen, wie Mannert und Ukert, darunter das Kattegat allein oder mit dem Skagerrak zusammen verstanden, auch die meisten neueren Gelehrten schließen sich dieser Meinung an, so Seelmann Jahrb. d. Ver. f. niederdeutsche Sprachforsch. XII (1886) 36. Holz Beitr. z. dtsch. Altertumsk. 25. Detlefsen Sieglins Quellen u.
Forsch. VIII 36. Becker Geogr. Ztschr. XIX (1913) 694. Much Hoops Reallex. III 119. Rougemont Die Bronzezeit 428 hält ihn für einen Teil des Kattegat, veranlaßt durch das Flüßchen Lagan in Schweden. Allerdings wird in demselben Zusammenhange von Plin. n. h. IV 96 dieser Teil der Ostsee auch Sinus Codanus genannt, so daß man entweder mit Holz a. a. O. annehmen muß, daß Plinius für dieselbe Suche zwei Namen verwendet, die aus verschiedenen Quellen geflossen sind, oder daß der L. s. ein Teil des Sinus Codanus, womit dann die ganze Ostsee bezeichnet würde, gewesen sein muß. Sprachlich wird es von Much a. a. O. mit der idg. Wurzel laq- ‚krumm sein, biegen‘ zusammengebracht.