Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Satyrname
Band XI,2 (1922) S. 12981300
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2. K. als Satyrname. Heydemann Satyr- und Bakchennamen, 5. Hall. Winckelm.- Pr. 1880; Auszug daraus von Roscher Myth. Lex. II 1282, 19ff. und von Deubner ebd. III 2114, 66ff., der aber die einzelnen Arten des K. nicht genügend scheidet. Neue sorgsame Behandlung des Themas von Charlotte Fränkel Satyr- und Bakchenn., Halle 1912, die die für uns in Betracht kommenden Vasen vollständig zusammenstellt; Bezeichnung hier nach den von ihr gewählten Buchstaben; die von Roscher zitierte Vase London Brit. Mus. alte nr. 788, jetzt E 439 fehlt bei Fränkel mit Recht, aber es ist bei ihr 71, 1 zu lesen: Heydemanns (nicht ζ).

K. als Satyrname findet sich nur auf attischen rf-Vasen schönen Stils (so Fränkel 108). [1299] auf diesen aber zusammen mit Σῖμος häufiger als alle anderen Satyrnamen. Stoll in Roschers Myth. Lex. a. a. O. warf fälschlich den Satyr K. mit der unten zu besprechenden Personifikation des K. zusammen; aber der Satyr K. ‚repräsentiert‘ oder personifiziert nicht den κ., sondern ist ein Satyr wie alle anderen ähnlichen Namens, so Kissos, Oinos, Hedyoinos, Oinopion, die dadurch einfach als Mitglieder des bakchischen Thiasos bezeichnet werden; so richtig schon Friederichs Die philostrat. Bilder 1860, 153f. Kuhnert in Roschers Myth. Lex. IV 479, 58. Es unterscheidet sich nämlich auf den Vasenbildern der Satyr K. in nichts für den κ. Charakteristischem von anderen Satyrn; und auf einer Vase ehemals des Prinzen Czartoryski (l) ist ein Satyr fast ganz identisch mit dem Satyrn K. der Coghillschen Vase (η) dargestellt, heißt jedoch Mimas; der Name ist also gleichgültig. — Einmal ist K. ein Satyrkind, das Dionysos aus seinem Kantharos tränkt (s; Baumeister Denkm. II 1302 zu Abb. 1443. Deubner a. a. O. 2114, 55 und 2115, 2). Eine eigentliche Personifikation des K. liegt auch hier nicht vor, s. u. Sonst ist er immer bärtig, manchmal schon glatzköpfig; er ist meist nackt, bisweilen mit der Nebris bedeckt; manchmal trägt er einen Thyrsos. Wie sein Aussehen, so ist auch seine Tätigkeit die gewöhnliche der Satyrn; er flötet oder spielt Lyra vor Dionysos und Mainaden; er verfolgt Mainaden; er befindet sich mit solchen in der Umgebung des Dionysos oder (ρ) mit Thalia, Oinos, Eudia (Euoia) und dem flötenspielenden Pothos in einem κ.; einmal (w) bedient er beim Göttersymposion Dionysos und Ariadne wie Ganymedes Zeus und Hera, der stumpfnasige, glatzköpfige Geselle in lustigem Gegensatz zu dem schönen Götterliebling. Also ist er ein Satyr wie alle anderen, aber keine Personifikation des κ. Nicht als solche, aber als eine Allegorie des κ. wollte Friedrichs a. a. O. 154f. den K. der Vase s und des unter 3 a zu besprechenden Vasenbildes ansehen.

Kamos. Auf den Vasen Fränkel η ρ heißt der sonst Komos genannte Satyr vielmehr Kamos, ebenso ein Knabe auf der Vase unten 3 a; Drexler in Roschers Myth. Lex. II 945, 28, für 3 a das Faksimile bei Furtwängler Beschr. d. Vas. im Antiqu. 2658. Die Lexika kannten früher diese Form nicht, erst Drexler hat sie als lexikalisches Lemma eingeführt; danach Reinach im Index des Rép. Vases. Indes ist noch fraglich, ob ihr überhaupt eine Berechtigung zukommt. Ältere Erklärungsversuche bei Jacobs 214. Während sich K. nicht ganz selten auch als Name menschlicher Personen findet, s. u. 4), begegnen Κᾶμος oder Κημός in den Indices der IG nie, auch nicht in Ländern dorischer Zunge (man sah Kamos als dorische Nebenform an). Nach liebenswürdiger Mitteilung von K. Brugmann wäre das sprachliche Verhältnis von κῶμος zu κᾶμος ganz dunkel; wie πρῶτος: πρᾶτος (Wenn jedoch Κάμος mit ǎ zu lesen wäre, so läge allerdings ein sonst sicher belegtes Ablautverhältnis vor). Heydemann 21, 97 und Fränkel 71, 1 nehmen lediglich Verschreibung an; stillschweigend scheint Heydemanns [1300] Ansicht Furtwängler zu billigen, da er das genannte Faksimile mit Komos umschreibt. — So wäre also wohl die Form Kamos zu tilgen. Andrerseits erklärt man damit nicht den Ursprung des gleich dreimal vorkommenden Irrtums; eine Verschreibung ist wohl auch paläographisch nicht leicht denkbar; gibt es sonst, wie Fränkel versichert, in Vasenaufschriften ein dem Ω ähnliches A? So ist es wohl besser, die Frage vorläufig offen zu lassen.

K. = Κωμῳδία? Auf der jetzt verschollenen Vase Fränkels, Gerhard Auserl. Vasenb. 56. Baumeisters Denkm. II 1301. Deubner a. a. O. faßt Fränkel 62 die Darstellung mit Recht sozusagen als Familienbild; die hinter Dionysos und Ariadne stehende personifizierte Τραγῳδία sei als Tochter des Dionysos gedacht, wie das Satyrkind K. vor ihm als sein Sohn. Mit Unrecht aber folgert Engelhardt Wochenschr. kl. Phil. XXXII 652 weiter, da auf einer andern Vase, Fränkel υ, Tragödie und Komödie nebeneinander erscheinen, so repräsentiere auch auf s K. die Komödie. Denn man kann kaum neben der Schwester Tragodia die weibliche Komodia durch ein männliches Kind personifiziert darstellen. Dem Maler des hübschen Bildes lag weniger an einer scharfen Gegenüberstellung zweier paralleler Figuren als an dem Reize der kleinen Familienszene, und auf den Namen des Satyrkindes darf man nicht zu viel Gewicht legen. — Vgl. noch A. Körte Arch. Jahrb. VIII 90.

[Lamer. ]