Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ti. I. Aquila Polemaeanus, cos. suff. im J. 110 n. Chr.
Band X,1 (1918) S. 168170
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83) Ti. Iulius Aquila Polemaeanus (so lautete der Name in der doppelsprachigen, auf Aquilas Veranlassung gesetzten Inschrift seines Vaters vor der ephesischen Bibliothek, Cumont Bull. cl. d. lettr. Acad. Belg. 1905, 198 = österr. Jahresh. VII 1904 Bbl. 56 Dessau 8971, sowie in der Inschrift an der Ostfassade, Jahresh. VIII 1905 Bbl. 67; Τι. Ἰούλιος Ἀκύλας oder Ti. Iulius Aquila Jahresh. VIII a. a. O. Cumont 199; Ἰούλιος Ἀκύλας IGR III 173 und in einem ungedruckten Texte aus Ephesos; eine Anspielung auf seinen Namen enthält das Adlerrelief der Bibliotheksfassade, Wilberg Jahresh. XI 121), Sohn des Ti. Iulius Celsus Polemaeanus (Nr. 183). Seine Geburt dürfte um 75 zu fixieren sein (dies ergibt sich aus dem Alter seines Vaters und der Zeit seines Consulates, s. u.). Von seiner Ämterlaufbahn wissen wir nur, daß er es zum consularischen Range brachte. Auf den Denkmälern, die er seinem Vater errichten ließ (s. Nr. 183), wird er meist ὕπατος oder co(n)s(ul) genannt, und ebenso bezeichnet ihn sein Neffe Ti. Claudius Iulianus (Nr. 194 o. Bd. III S. 2727) in der erwähnten ungedruckten Inschrift Als Consular erscheint er in der Ehrenurkunde des C. Iulius Severus in Ankyra (Cagnat IGR III 173, s. u.; die Identität des hier genannten ὑπατικός Iulius Aquila mit unserem erscheint kaum fraglich). Da sein Name hier dem des Claudius Severus, der sehr bald nach 111 die Fasces führte (s. Suppl.-Heft I S. 320 Nr. 347), vorangeht (s. u.), wird er den Consulat [169] (als Suffectus) spätestens in diesem Jahre, sicher jedoch (seinem Alter entsprechend) nicht erheblich früher bekleidet haben.

Aquila ließ in Ephesos aus seinen Privatmitteln eine öffentliche Bibliothek σὺν παντὶ τῷ κόσ[μῳ] καὶ ἀναθήμασι [καὶ βιβλ]ίοις errichten, die zugleich als Heroon seines Vaters diente (heute ,die schönste Ruine von Ephesos‘, Keil Ephes. 1915, 66; s. Nr. 183). Er starb jedoch, bevor der Bau vollendet war, und so haben seine Erben diesen zu Ende geführt (ἀπαρτισάντων τῶν Ἀκύλα κληρονόμων oder consummaverunt heredes Aquilae heißt es in mehreren Steinurkunden der Büchersammlung, Jahresh. VII Bbl. 56. VIII Bbl. 67. Cumont 198). Testamentarisch hatte er noch ein Kapital von 25000 Denaren für die Ausstattung der Bibliothek und den Ankauf von Büchern hinterlassen (Heberdey Jahresh.VIII a. a. O.; der Text der großen, an der Ostfassade eingemeißelten Bauurkunde ist gerade hier ,hoffnungslos zerstört‘).

Als im J. 113/4 der Partherkrieg ausbrach, war Aquila noch am Leben; denn in der Inschrift des Iulius Severus (s. d.), in der vom Abmarsch der Truppen in diesen Krieg die Rede ist, wird er offenbar als noch lebend genannt. Unter Hadrian (117–138) dürfte er gestorben sein, und zwar anscheinend nicht erst in dessen letzter Zeit. Dies ergibt sich daraus, daß die Einweihung des Bibliotheksbaues κατὰ διαθήκην durch Ti. Claudius Aristio, τρὶς Ἀσίαρχος, erfolgte (wie die ausführliche und die gekürzte Fassadeninschrift melden, Jahresh. VIII Bbl. 67), dieser Aristion aber das erstemal unter Domitian Asiarch gewesen war (Heberdey Jahresh. I Beibl. 76. Forsch. in Eph. I 203, 1), also kaum noch etwa 40 Jahre später tätig gewesen sein wird. Mit allem Vorbehalt sei schließlich der Möglichkeit gedacht, daß Aquila Polemaeanus mit Hadrians Freunde Polaenus identisch sein könnte, von dem die Hist. Aug. berichtet (Hadr. 15, 4): Polaenum et Marcellum ad mortem voluntariam coegit (der Name scheint verderbt und wurde in den Ausgaben in Polyaenus geändert; sicher unrichtig liest Zumpt Comm. epigr. II 16 Publicium Marcellum; Marcellus dürfte am ehesten L. Neratius Marcellus sein, der noch im J. 129 Consul II war; gegen die Identifizierung des anderen mit I. spricht allerdings, daß dessen Hauptbeiname Aquila gewesen ist, weniger, daß sein Andenken dann der Damnatio memoriae verfallen wäre – Dio LXIX 2, 5. 23, 2 zeigt, daß ein offizielles Todesurteil nicht vorgelegen sein kann).

Aquila wird keinen Sohn hinterlassen haben, sonst hätte dieser den Bau der Bibliothek zu Ende geführt und die testamentarische Stiftung vollzogen. Zu seinen Verwandten gehörte der aus galatischem Fürstenhaus stammende C. Iulius Severus, den der bereits erwähnte Text aus Ankyra als [ἀν]ε[ψ]ιὸν ὑπατικῶν Ἰουλίου τε Κοδράτου καὶ βασιλέως Ἀλεξάνδρου καὶ Ἰουλίου Ἀκύλου καὶ Κ[λ.] Σεουήρου bezeichnet (Cagnat IGR III 173 = Dittenberger Or. gr. II 544). Auch die anderen hier genannten Persönlichkeiten (über die zu Iulius Severus das Nähere bemerkt ist) standen demnach zu Aquila in einem gewissen Verwandtschaftsverhältnis.

[170] Die Stiftung der prächtigen Celsusbibliothek macht Aquila alle Ehre. Sie zeigt ihn uns sowohl als pietätvollen, mehr für das Andenken seines Vaters als für das eigene besorgten Sohn wie als gebildeten, literarisch interessierten Mann, der (wie z. B. auch Plinius, ep. I 8) seine Reichtümer nicht für die zu seiner Zeit sonst üblichen Schmause und Spiele, sondern für ein bleibendes Kulturwerk bestimmte – mag dabei immerhin das Vorbild Traians, des Gründers der Bibliotheca Ulpia, maßgebend gewesen sein (vgl. noch Laum Stift. in d. Antike I 107).

Wenn eine Porträtstatue in militärischer Tracht, die auf der Freitreppe zur Bibliothek gefunden wurde (Jahresh. VIII Bbl. 68. Schneider Ausstell. v. Fundst. aus Ephesos 4f. Abb. 2. Reinach Rép. de la stat. IV 360 n. 7), überhaupt hieher gehört und nicht etwa aus späterer Zeit stammt, stellt sie vielleicht eher Aquila als seinen Vater dar (dieser Meinung ist nach persönlicher Mitteilung auch Heberdey); der kurze Bart, der erst seit Hadrian in den höheren Ständen allgemein Mode wurde, sowie das rüstige Alter des dargestellten, etwa vierzig- bis fünfzigjährigen Mannes könnten darauf schließen lassen; Celsus selbst wäre wohl als Proconsul von Asia, demnach in vorgerückten Jahren, porträtiert worden. Die Offiziersrüstung ließe vermuten, daß Aquila auch militärische Funktionen – etwa als Legionslegat oder Statthalter einer prätorischen Militärprovinz – ausgeübt habe. Die Gesichtszüge sind gewöhnlich, etwas weichlich und verschwommen und zeigen weder vornehmen noch griechischen Typus.

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Nachträge und Berichtigungen

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Band S VII (1940) S. 310
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83) Ti. Iulius Aquila Polemaeanus war Consul suffectus mit C. Avidius Nigrinus im J. 110 wohl vom April bis Juni (fasti Ostienses Calza Not. d. scavi 1932 tav. II zu p. 193 = Hülsen Rh. Mus. LXXXII Taf. zu p. 362 v. 19: Ti. Iulius Aquila).

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Band R (1980) S. 136
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83) Ti. I. Aquila Polemaeanus, cos. suff. im J. 110 n. Chr. S VII.