Iokaste (Ἰοκάτη). 1) Böotische Heroine, durch ihre Verbindung mit Oidipus berühmt, [1842] aber auch als Mutter (von Zeus) des Agamedes, der in Lebadeia festsitzt (Paus. IX 37, 7. 39, 6), doch mit Trophonios auch nach Arkadien versetzt wird (Schol. Aristoph. Nub. 508). Hier wie in der Oidipussage steht neben I. der Name Epikaste (s. d.), den bei Hom. Od. XI 271 (vgl. Schol. Eurip. Phoin. 12. 13) überliefert und zwar nach dem Epos Oidipodia, während die Tragiker sie nur I. nennen. Bei ihnen – vermutlich schon in Aischylos Trilogie Oidipodeia – ist I. Gattin des Laios, Mutter und Gattin des Oidipus und Mutter seiner vier Kinder. Dagegen hat sicher das Epos Oidipodie den Oidipus mit einer zweiten Gattin Euryganeia die Kinder zeugen lassen (so auch wohl Schol. Eurip. Phoen. 13 zu verbessern, wo Epimenides zitiert wird). Auch das Epos Thebais scheint die Kinder nicht als Sprossen der Blutschande gekannt zu haben, da in seinen großen Fragmenten bei Athen. XI 465 F und Schol. Oedip. Colon. 1365 der Fluch, der sie zum Brudermorde treibt, ganz anders motiviert wird, und Pind. Ol. II 38ff. Nachkommen des Polyneikes feiert. So Peter-Corssen Antigone des Sophokles, Berlin 1898, 23. Nach ihm hat erst Aischylos I. auch noch zur Mutter der vier Oidipuskinder gemacht. Ihm sind Sophokles in Antigone, Oidip. R., Oidip. Col., Euripides in Ph. gefolgt. Während aber Sophokles I. nach der Entdeckung sich erhängen läßt (Oidip. R. 1071. 1235), führt Euripides sie beim Bruderkampfe ihrer Söhne Eteokles und Polyneikes noch lebend ein, vergeblich bemüht, sie zu versöhnen (355ff.), dann sich über ihren Leichen entleibend (1457). Er hat dies Motiv auf I. aus dem Epos Oidipodie übertragen, wo Euryganeia Mutter der feindlichen Brüder war und ihren Kampf miterlebte. Denn nur auf dies Epos kann das Bild des Onasias, Polygnots Zeitgenossen, zurückgehen, der im Tempel der Athena Areia zu Plataiai ‚Euryganeia betrübt über den Kampf ihrer Kinder‘ gemalt hat (Paus. IX 5, 11); vgl. Bethe Theban. Heldenlieder, Leipzig 1891, 25. Die Szene nach Euripides auf Sarkophagen: Robert II Taf. LX. S. 193. I. bei der Blendung des Oidipus auf etruskischer Aschenkiste (Inghirami Urne Etrusche I 73 = Brunn-Koerte II Taf. 17ff. I. ist als Vater Menoikeus gegeben (Soph. Oid. R. 85 + 639. Eurip. Phoin. 10), ein thebanischer Lokalheros, dessen Grab Paus. IX 25, 1 nennt, auch sonst in thebanischen Sagen verwendet.