Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bischof v. Antiochia 428-441 n. Chr.
Band IX,2 (1916) S. 18051806
GND: 100948359
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43) Bischof von Antiochia 428–441, Führer der dem Bischof Nestorius von Konstantinopel günstig gesinnten Partei auf der ökumenischen Synode zu Ephesus 431, wo Rom und Alexandrien – Bischof Kyrillos – den Sturz des verhaßten Konkurrenten durchzusetzen entschlossen waren. Die Synode spaltete sich in zwei fast gleiche Hälften; die von Kyrill geführte anathematisierte den Nestorius, die andere, deren Häupter angesehene Vertreter der antiochenischen Theologie waren, sprach darauf das Anathem über jene Pseudosynode aus; der Kaiser Theodosius II., bearbeitet durch bestochene Eunuchen und Beamte, ohnehin dem Nestorius feindlich, legitimierte die Beschlüsse der Kyrillpartei. Trotzdem Nestorius abgesetzt blieb, mußte Kyrill 433 eine Union mit den Antiochenern schließen, wobei sie in der Sache, den dogmatischen Formeln, die nunmehr auch Rom sich aneignete, Recht behielten. So ist J. ein glücklicher Kirchenpolitiker gewesen: auch der Respekt, mit dem ein Nachfolger des Nestorius, Proclus die Zustimmung des J. zu seinem an die Armenier gesandten Lehrbrief erbittet, zeugt dafür. Dem toten Meister Theodorus von [1806] Mopsuestia hat übrigens J. damals die Treue besser gehalten als dem noch im Exil lebenden Freunde Nestorius. Eigentlich schriftstellerisch scheint er nicht hervorgetreten zu sein; außer der Menge von kirchenpolitischen bezw. dogmengeschichtlichen Urkunden von seiner Hand, die bei Mansi in t. 4 und 5 der Coll. Concil. zu finden sind – bei Migne muß man sie zusammensuchen aus Patrol. gr. 65. 77. 84 –, dürfte nur ein Bruchstück, eine Predigt von J. (Migne Patr. gr. 84 S. 60) aufzutreiben sein. Weniges Neue über seine Haltung bietet Le Livre d’Héraclide de Damas traduit par F. Nau 1910. Sonst vgl. Harnack Dogmengeschichte II⁴ 362f., 3.