Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hauptfluß v. Argos
Band IX,2 (1916) S. 12181219 (IA)
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Inachos. 1) I. hat es als Hauptfluß von Argos zu göttlichen Ehren gebracht, die er freilich vielleicht den Genealogen zu danken hat. Denn für einen wirklichen Kult spricht nur das Haaropfer des Orestes (Aischyl. Cho. 6), und auch dieses nur scheinbar, da Aischylos hier archaisiert; er mag Achills Opfer an Spercheios vor Augen haben (v. Wilamowitz z. St. S. 153). Was es mit den Inacheia auf Kreta auf sich hat, die Hesych für ein Fest der Leukothea erklärt, ist gar nicht zu sagen (Nilsson Griech. Feste 432). Der Name bezeichnet ursprünglich den Fluß und ist kaum aus dem Griechischen zu deuten, weder aus den Ἰνοῦς ἄχη (so wieder Gruppe Griech. Myth. 1347) noch aus Ἰναχόος ‚Schotter ansetzend‘ (Fick Bezzenb. Beitr. XXVI 112); doch findet sich unter den karischen Ortsnamen keine vergleichbare Bildung. Als der immerhin bedeutendste Fluß der Argolis eignete er sich ähnlich wie der Peneios dazu, zum alten König des Landes und Stammvater des dort herrschenden Fürstengeschlechtes gemacht zu werden; die Bedeutung dieses Geschlechtes in der Heldensage warf ihren Glanz auch auf ihn zurück. Er ist wie andere große Flüsse ein Sohn des Okeanos und der Tethys (Aisch. Prom. 636. Hygin. fab. p. 11, 10), doch erscheint er bei Hygin. fab. 145 p. 24, 10 erst an einer späteren Stelle der Genealogie. Er ist der erste König von Argos (Akusil. FGH I 101), hat als solcher die Kultur des Landes begründet (Schol. Eur. Or. 932) und in dem Streite zwischen Hera und Poseidon um das Land für die Göttin entschieden (Paus. II 15, 5), auch ihren Kult eingeführt. Auch mit seiner chronologischen Ansetzung befaßte man sich (Hor. c. III 19, 1 quantum distet ab Inacho Codrus untersucht der Tor) und setzte ihn etwa gleichzeitig mit Erichthonios und Eumolpos (Schol. Isokr. Euag. 6). Daher eignet er sich für Synchronismen, und Apion (FHG III 509, 2) verlegte den Abfall des Moses in seine Zeit. Die Hauptrolle spielt er aber als Stammvater der argivische Helden, die daher Inachidoi heißen (Eur. Iph. A. 1088, antiqui genus Inachi Sen. [1219] Thy. 337). Namentlich aber ist er der Stammvater der argivischen Fürsten, indem er mit seiner Gattin Melie, der Tochter des Okeanos, nach Hygin. fab. 143 p. 23, 13 (vgl. 24, 11) mit seiner Schwester Argia den Phoroneus erzeugt; die Eoien und der ,Kyklos‘ machten auch Mykene zu seiner Tochter (Paus. II 16, 4. Schol. Hom. Od. II 120), auch Aigialeus, Argos (Pherekydes FHG I 74), Pelasgos und Io erscheinen als seine Kinder. Namentlich im Verhältnis zu Io wird er oft erwähnt, jedenfalls unter dem Einflusse des Sophokleischen Dramas, das v. Wilamowitz Herakles I¹ 88 rekonstruiert. Noch im Pantomimus traten I. und Io auf (Lucian. de salt. 43). Die Rolle, die er in der Genealogie spielt, macht ihn zu einem geeigneten Ausgangspunkt für die Mythographen (Apollod. II Anf.). Engelmann in Roschers Myth. Lex. II 125.