Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
persischer Magier des Altertums
Band IX,1 (1914) S. 541542
Bildergalerie im Original
Register IX,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|IX,1|541|542|Hystaspes 1|[[REAutor]]|RE:Hystaspes 1}}        

Hystaspes. 1) Magier. In den ersten christlichen Jahrhunderten finden wir oft neben der Sibylle, und später bei Historikern, wo sie auf persische Geschichte zu sprechen kommen, einen gewissen H. (Ὑστάσπης, bei Iustin. apol. Ι 20 früher Ὕστασπις; Laktanz div. inst, VII 15, 19 setzt 2 den Namen gleich mit Hydaspes, und unter dieser Form erscheint der Name oft in der Folgezeit) erwähnt. Unsere Kenntnis von ihm beruht einzig auf den Erwähnungen bei Iustin (apol. I 20. 44), Clemens Alex. (Strom. VI 5 ed. Stählin 43, 1 p. 453, mit Literatur), Laktanz (div. inst. VII 15, 19. 18, 2; epit. 68, 1). Ammian. Marcell. (XXIII 6, 32) und Agathias (II 24). Seine Persönlichkeit ist historisch und in der persischen Tradition lebendig. Er heißt dort in den alten Berichten (s. W. Jackson im Grundriß der Iran. Philologie II 623f.) Vǐštāspa, später Gûśtāsp und erscheint als Anhänger und Beschützer Zarathuštras. Er ist sicher nicht Vater des Dareios (wie Ammian annimmt und Agathias offen läßt), kann aber Großvater oder Ahn desselben sein. Die Perser besitzen keine Schriften von ihm; die griechische pseudepigraphische Schrift war von einem mit der persischen Tradition wohlvertrauten hellenisierten (Lakt. VII 18, 2 Iuppiter d. h. Zeus 4 für Gott, daher auch nicht christliche Fälschung) Orientalen (Perser?) verfaßt und schilderte in wesentlich dem Avestā und der noch jetzt lebenden Volkstradition entsprechender Weise die letzten Dinge dieser Welt. Die Ähnlichkeit der persischen Eschatologie mit der (auf dem Umweg über das Spätjudentum von Persien aus beeinflußten) christlichen konnte seiner Schrift leicht das Ansehen einer prophetischen verleihen, und wir verstehen, wie Iustin sie unter das Verbot der libri fatidici(Suet Octav. 31) fallen ließ (apol. I 44: κατ’ ἐνέργειαν δὲ τῶν φαύλων δαιμόνων θάνατος ὡρίσθη κατὰ τῶν τὰς Ὑστάσπου ἢ Σιβύλλης ἢ τῶν προφητῶν βίβλους ἀναγινωσκόντων, darüber Maranus bei Migne G. VI 139f. Walch De Hystaspe eiusque vaticiniis apud Patres commentatio in: Comment. Societ Gotting. per a. 1779 Vol. II 8f.) und wie sie im Πέτρου Κήρυγμα (bnei Clemens s. v Dobschütz Das Kerygma Petri, [542] Texte u. Unters. XI 1 [1894] 124f.) zitiert werden konnte. Nach Laktanz VII 15, 19 hatte sie die literarische Form des Somnium (Hystaspes quoque ... admirabile somnium sub interpretatione vaticinantis pueri ad memoriam posteris tradidit, sublatuiri ex orbe imperium nomenque Romanum multo ante praefatus est, quam illa Troiana gens conderetur; aus der letzten Notiz erklärt es sich, daß H. bei vielen, und auch bei Fabricius-Harless Bibl. Gr. I 5 [wo I 108f. ausführlich über H. gehandelt wird], unter den vorhomerischen Schriftstellern erscheint) und mußte so jeden Christen an die aus verwandter Sphäre stammenden eschatologischen Visionen Daniels erinnern (vgl. Schürer Gesch. d. Juden II 808f.).