Harpagos. 1) Meder, Angehöriger des königlichen Hauses des Astyages (ἀνὴρ οἰκήιος Herodot. I 108), wird Verräter an dem König; die Erzählung des Herodot (I 108–113. 117–119) von dem Anteil des H. an der Aussetzung des Kyros und von seiner grausamen Bestrafung soll wohl den Verrat entschuldigen. Er setzt sich mit Kyros in Verbindung und geht in der ersten Schlacht zu Kyros über (550 v. Chr.), Herodot. I 123f. 127. 129. Er ist darauf Feldherr des Kyros im Kampf gegen die Lyder; seine Kriegslist entscheidet den Kampf bei Sardes Herodot. I 80. Nach Diod. IX 35 ist er es, der als der Statthalter der Meeressatrapie die Griechen abweist, als sie nach Untergang des lydischen Reiches in ein Vertragsverhältnis zu Kyros treten wollen. Als Nachfolger des Mazares unterwirft er die ionischen Städte, die Karer und Knidos, die Lykier und Kaunier. Herodot. Ι 162–168. 171. 174–177 (Treuber Gesch. der Lykier 91). Duncker Gesch. d. Altert. IV⁴ 254ff. 336ff. II 769. Busolt Griech. Gesch. II² 505ff. Prášek Gesch. d. Meder u. Perser 207. 209f. 223. Aus dem Umstand, daß in Xanthos auf einer Inschrift des 5. oder wahrscheinlicher des 4. Jhdts. der Sohn eines H. genannt wird (CIG 4269 = Kaibel Epigr. gr. 768), ist geschlossen worden, daß die Familie des H. dort ein erbliches Amt oder Reich besessen habe. Dieser Schluß, als vorschnell mit Recht von Treuber a. a. O. 94 abgewiesen, wird noch aufrecht erhalten von Prášek a. a. O. VI 223, 4. Dagegen trifft allerdings die Person des H. bei Herodot so sehr in den Vordergrund, daß die Annahme einer ‚Harpagidentradition‘ als Quelle des Berichts bei (Hekataios? und) Herodot gerechtfertigt erscheint. Nöldeke Aufs. z. pers. Gesch. 13. Schubert Herodots Darstellung der Cyrussage 74ff. v. Gutschmid Kl. Schr. V 40f.; insbesondere Prášek Berl. Stud. XI 3, 12ff. Busolt a. a. O. II² 500, 2, wo noch weitere Literatur.