Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Bei röm. Agrarschriftstellern Abschlag für Schweine- u. Gänseställe
Band VII,2 (1912) S. 2364
Bildergalerie im Original
Register VII,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|VII,2|2364||Hara|[[REAutor]]|RE:Hara}}        

Hara, hăra (ăra) bei den römischen Agrarschriftstellern ein Abschlag für Schweine- und Ganseställchen.

1. Abschlag für Schweine. Varro (II 4, 14. 15) fordert, daß jede tragende Sau ihren eigenen Abschlag erhalte, worin sie die Ferkel werfen und säugen könne, ohne von anderen Schweinen belästigt zu werden. Diese Abschläge befanden sich, wie noch heutzutage, unter Dach. Sie sollten etwa 3 Fuß tief, ein wenig breiter und so hoch sein, daß die Sau keinesfalls herausspringen und sich Schaden zufügen konnte. Oben waren sie offen, damit der Sauhirt bei seinem Rundgang bequem hineinsehen, sich von dem Wohlbefinden der Alten und der Ferkel überzeugen und etwaigen Übelständen, wie dem Drücken der Ferkel durch die liegende Sau, leicht abhelfen konnte. Die Türe zu diesem Abschlag war über einer fußhohen Schwelle angebracht, deren Höhe das Herauslaufen der noch kleinen Ferkel verhindern sollte, wenn sie allzu frühzeitig der ins Freie drängenden Alten folgen wollten. Der Abschlag sollte häufig vom Hirten gereinigt und mit einem die Feuchtigkeit aufsaugenden Material, wie Sand oder dgl., bestreut werden. Columella (VII 9) und Palladius (III 26) wiederholen fast wörtlich diese Vorschriften, indem Columella noch besonderes Gewicht darauf legt, daß den kleinen Ferkeln die Möglichkeit genommen werde, die Schwelle zu überschreiten und in andere Abschläge einzudringen, da jede Muttersau nur ihre eigenen Ferkel, nicht die eines fremden Wurfes säugen solle. Auch er betont, wie wichtig es sei, den Abschlag rein zu halten, indem er für das beim Fressen unreinliche Tier ein reinliches Lager als Notwendigkeit hinstellt.

2. Varro (III 107, 3. 4), Columella (VIII 14) und Palladius (I 30, 2) führen auch dasselbe Wort H. für die kleinen Verschläge der Gänse an. In dem großen, für die Gänse von dem übrigen Vieh abgesonderten Hofe, dem eigentlichen Chenoboscion, müssen unter Dach kleine viereckige Abschläge aus Bruch- oder Ziegelsteinen errichtet werden, deren Größe etwa 2½ bis 3 Fuß im Quadrat beträgt. In diesem, mit weichem Stroh beschütteten Ställchen brütet die Gans ihre eigenen Eier aus und behält die Jungen die ersten Tage bei sich. Später wurden, wie es scheint, die Gänschen in einer Zahl, die zwanzig nicht übersteigt, ohne die Alte in den Abschlägen untergebracht. Die Türen zu diesen Ställchen sollten fest und gut verschließbar sein, um dem Raubzeug den Eingang zu wehren. Der Boden mußte stets reinlich und weich mit Stroh beschüttet sein.

3. Hara suis als Schimpfwort von dem Sklaven Tranio in Plautus Mostellaria 40 gebraucht.

[Orth. ]