Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Lokalform d. Gottheit v. Heliopolis-Ba'albek
Band VII,2 (1912) S. 2163
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Hadaranes. In Nicha am Fuße des Djebel Siman (Liban) ist ein architektonisch interessantes Tempelchen in antis entdeckt worden, das nach einem dort gefundenen Cippus dem Gotte Hadaranes oder Hadranes geweiht war (Puchstein Arch. Jahrb. XVI 1901, 158. CIL III 13608; vgl. S. 232874). Ein anderer Tempel des H. stand in Deir Kala unweit von Baʿalbek (Ronzevalle C. R. Acad. Inscriptions 1901, 479. CIL III 14385). Nach den arg verstümmelten Reliefs der Votivsteine scheint der Gott ganz wie Hadad (s. d.) dargestellt zu sein, d. h. entweder auf einem von zwei Stieren umgebenen Thron sitzend, oder stehend, von einer Scheide umschlossen, mit dem Kalathos auf dem Haupte (Ronzevalle a. a. O. und Mélanges Fac. orient. Beyrouth I 228). H. war also nur eine Lokalform der großen Gottheit von Heliopolis-Baʿalbek. Sein Name bedeutet wohl ‚der Angesehene‘ (Vogué Journ. Asiatiqe VIII 1896, 324ff.). Er ist unzweifelhaft mit dem Gotte Hadran (הדרן‎ identisch, der nach Ps.-Melitos syrischer Apologie (Otto Corpus Apol. IX 505, 426) in Hierapolis-Mabug verehrt wurde (v. Baudissin Studien zur semitischen Religionsgesch. I 312). Die merkwürdige Inschrift CIL III 13608 lautet: Hoemaea virgo dei Hadaranis quia annis XX panem non edidit (sic) iussu ipsius dei v. l. a. s. Geweihte Jungfrauen befanden sich also in seinem Klerus, und im Dienste dieses landschaftlichen Gottes der Fruchtbarkeit wurde nicht nur die Keuschheit befohlen, sondern auch die Enthaltung von Brot als löblich betrachtet, was auch sonst in semitischen (Frazer Adonis, Attis, Osiris 1907, 189) und kleinasiatischen (Iulian. Or. V 174 A. Hepding Attis 156) Feldkulten vorkommt.

[Cumont. ]