Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Von Kypern, vor 1283 n. Chr. Patriarch v. Konstantinopel
Band VII,2 (1912) S. 18521857
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2) Von Kypern, vor 1283, wo er Mönch und dann Patriarch von Konstantinopel wurde, Georgios geheißen, bedeutender byzantinischer Kirchenfürst und Schriftsteller von großer Vielseitigkeit aus der Zeit der byzantinischen Renaissance. Hauptquelle über seinen Lebensgang bis zum dreiunddreißigsten Jahre ist seine Autobiographie (s. u.) und über sein Wirken im Patriarchenamt Georgios Pachymeres und Nikephoros Gregoros in ihren Geschichtswerken. Vgl. auch die kurze Zusammenfassung über sein Leben und seine kirchenfürstliche Tätigkeit bei Ephraemius, Chron. v. 10 333–10 347 (Migne Gr. CXLIII p. 377).

Sein Geburtsjahr, 1236/7, oder wenig später, also rund 1240, wird durch die Tatsache bestimmt, daß er nach der Einnahme von Byzanz, nach 1261 sein Studium im sechsundzwanzigsten Lebensjahr begann (s. p. 28 C. 25 C Migne), also spätestens 1236 oder wenig später geboren war (vgl. Matthaei a. O. 20, 1; der Text der Stelle p. 21 A Migne, von der De Rubeis bei Migne 33 D. 34 C 35 C. 36 B. 42 A ausgeht, ist durchaus nicht nur nicht genügend gesichert, um solche Schlüsse zu erlauben, sondern auch in der daselbst gegebenen Form sprachlich unmöglich; s. die Lesart bei Matthaei 6). Er stammte von vornehmen Eltern, deren Wohlstand infolge der Okkupation seiner Heimatinsel Cypern durch die Latiner gelitten hatte, besuchte bis zu seinem fünfzehnten Jahre nach der ersten Ausbildung den Elementarunterricht (p. 21 A Migne), und anderer Unterweisung (εἰς τὴν Καλλινικισέων πλέονος παιδεύσεως ἕνεκεν πέμπεται) eine fränkische Schule [εἰς παιδευτήρια Ῥωμαίων φοιτᾶ γραμματικῆς ἐν τούτοις κατὰ τὴν πάτριον Λατίνων παραδιδομένης φωνήν), die ihn wegen unzureichender Kenntnis der fremden Lehrsprache wenig förderte, sowohl in der Grammatik als auch in der Aristotelischen Logik, welche beide Fächer daselbst gelehrt wurden. Dadurch wurde er eine Zeitlang den Wissenschaften entfremdet. Als die Neigung dazu wieder in ihm erwachte, verließ er heimlich seine Eltern, um die in jener Zeit weitberühmten Schulen in Nicaea zu besuchen. Als er dort nach vielen Beschwerden und Enttäuschungen, besonders nach einem erfolglosen Versuch, Nikephoros Blemmydes in Ephesos nahe zu treten (vgl. Nicephori Blemmydae curriculum vitae ed. Heisenberg 1896 p. XXIIf.), angelangt war, wurde er auch dort durch die Dürftigkeit und Oberflächlichkeit des Unterrichtsbetriebes aufs bitterste enttäuscht: man lehrte dort nur Grammatik und Poetik und kannte Rhetorik, Philosophie und höhere Stufen der Wissenschaft nur vom Hörensagen. Dem so sehr erstrebten Ziel wahrer höherer Bildung kam er nahe, als nach der Rückeroberung Konstantinopels durch die Griechen (1261) er vom 26.–33. Lebensjahr (s. p. 27 C Migne) die Unterweisung des Großlogotheten Georgios Akropolites erfuhr. In dem Kreise der Schüler dieses Mannes, der die Seinen in Aristoteles, d. h. in dessen Syllogistik, Analytik and Rhetorik, and in die geometrischen und arithmetrischen Systeme [1853] des Eukleides und Nikomachos einführte, war er der jüngste und erzielte seinem eigenen Zeugnis gemäß nach anfänglichem Zurückbleiben hinter seinen Mitschülern auch in der praktischen Redekunst Erfolge. Diese Erfolge auf dem Felde rhetorischer Tätigkeit und gelehrten Studiums haben auch seine Laufbahn begründet.

In den Hofklerus aufgenommen und vom Kaiser Michael Palaiologos zum Protapostolarios erhoben, förderte er erst die unionistischen Bestrebungen des Kaisers, während er später zu den schärfsten Gegnern der Union gehörte. Andronikos II. setzte ihn 1283 als Patriarchen von Konstantinopel ein, und er führte dieses Amt in Jahren voll kirchlicher Streitigkeiten, in denen er nicht immer glücklich operierte, bis zu seiner nicht völlig freiwilligen Abdankung (1287). Sein Unglück war es, daß er, eine beschauliche Gelehrtennatur und Schriftsteller durch inneren Beruf und Neigung, wohl auf Grund seiner Leistungen um die Bildung der Zeit und seiner Tätigkeit als geistlicher und weltlicher Rhetor, zu einer Zeit in sein Amt kam, als in seinen Gegnern ihm Dogmatiker und Polemiker gegenüberstanden, denen er nicht völlig gewachsen war (über den Verlauf der Streitigkeiten im einzelnen s. beispielsweise Ehrhard a. a. O.). Er zog sich dann ins klösterliche Leben zurück, verbrachte den Rest seiner Lebenszeit in Verbitterung, die der Schluß seiner Autobiographie wiederspiegelt, dazu von körperlichen Leiden heimgesucht, und starb wohl bald nach seiner Abdankung (Georgios Pachymeres de Andronico Palaeologo II 17, Bd. II S. 152, 1253 ed. Bonn. Nikephoros Gregoros Ῥωμαϊκὴ ἱστ. VI 4, Bd. I S. 179, 1ff. ed. Bonn.).

G. war ein Mensch, der sich durch seine Zähigkeit zu einer hohen literarischen Bildung und einer großartigen rhetorischen Fertigkeit im Sinne der Palaeologenepoche, deren Bildungsideal Treu oft glänzend geschildert hat (s. z. B. Byzant. Ztschr. II [1893] 100f.), emporgearbeitet hatte. Er hatte die Alten studiert und sich dabei nicht zum wenigsten dadurch gefördert, daß er, von Haus aus unbegütert, sich ihre Texte selbst abschrieb (s. p. 29 B Migne). Das gab seinem Stil in den Briefen und Enkomien jene formale Gewandtheit und alle die Eigenschaften, die sein Zeitalter schätzte. In Kirchenämter berief er daher nur Männer, die sich in ähnlicher Richtung durch geistige Tüchtigkeit auszeichneten (Nikephoros Gregoros VI 6, Bd. I S. 181. 12ff. ed. Bonn.; s. auch Georgios Pachymeres de Andronico Palaeologo V 8, Bd. II S. 385, 11ff. ed. Bonn.). Die Bewunderung dankbarer Schüler und das Lob der späteren Generationen hat davon Zeugnis abgelegt; vgl. z. B. Nikephoros Gregoras Ῥωμαϊκὴ ἱστ. VI 1, Bd. I S. 163, 9ff. Bonn.: ἦν τηνικαῦτα ἀνὴρ ἐν λόγοις ἐπίσημος τῷ βασιλικῷ συγκατειλεγμένος κλήρῳ Γεώργιος ὁ ἐκ Κύπρου, ὅς τὸν ἐν ταῖς γραφαῖς εὐγενῆ τῆς Ἑλλάδος ῥυθμὸν καὶ τὴν Ἀττικίζουσαν γλῶσσαν ἐκείνην, πάλαι πολὺν ἤδη χρόνον λήθης κρυβέντα βυθοῖς, φύσεως δεξίοτητι καὶ φιλοπονίᾳ τελεωτέρᾳ πρὸς φῶς ἤγαγε καὶ οἱονεί τινα ἐχαρίσατο ἀναβίωσιν. Nikephoros Chumnos πρὸς τοὺς δυσχερκίνοντας ἐπὶ . . . bei Boissonade Anecd. Gr. III (1831) 367: καθηγεμὼν ἐμοὶ καὶ παιδευτὴς καὶ μυσταγωγὸς ὑπῆρξε καὶ διδάσκαλος μέχρι παντὸς τοῦ κατ’ αὐτὸν βίου . . . [1854] ὁ πολὺς ἐκεῖνος τὴν σοφίαν, πολὺς καὶ τοὺς λόγους, τὸ μέγα θαῦμα τοῦ καθ’ ἡμᾶς βίου, ὁ πάνυ Γρηγόριος κτλ. S. besonders S. 369. Ephraem. chron. 10 334f. σοφός τις ἀνὴρ Γρηγόριος Κυπρόθεν λόγων σοφῶν παίδευμα, μουσῶν ἑστία. Der Verfasser des Lexicon Vindobonense, Andreas Lopadiotes, zitiert den Kyprier neben antiken Autoren, die ihm Zeugnisse für mustergültige Prosa bieten.

Erhaltene Werke aus dem Bereiche der Profanschriftstellerei: I. Διηγήσεως μερικῆς λόγος τὰ καθ’ ἑαυτὸν περιέχων. Es ist dies eine schön und klar geschriebene Darstellung seines Lebens, voll Naivetät und ehrlicher, wahrer Auffassung der Dinge, geschrieben im Alter, nachdem er dem ihm so mühevoll gewordenen Amt des Konstantinopolitaner Patriarchats entsagt hatte. Der Schilderung seiner Jugend und seiner Bildungszeit bis zum 33. Jahre läßt er allgemeinere Bemerkungen über sein Wesen, seine gelehrten Neigungen und seinen Stil folgen. Gedacht ist dieses Werkchen – anders als Blemmydes’ Autobiographie aus etwa demselben Zeitalter (s. Heisenberg a. a. O. p. XXIX 55) – als Einleitung zu einem Sammelband mehrerer seiner Schriften, p. 20 A: πατρὶς μὲν τῷ συντεταχότι τὴν βίβλον Κύπρος ἡ νῆσος, p. 28 Β: ἥδε που .. ἡ συγγραφή· καλῶ γὰρ οὕτω τὴν ἀνὰ χεῖρας πυκτίδα; p. 29 C. 29 D. Aus dem Inhalt der Hss. bei Rubeis (s. Migne S. 31) und Matthaei (a. a. O. 23) darf man wohl entnehmen, daß diese πυκτίς nach der Vita die Briefsammlung umfaßte. Ausgaben: Georgii seu Gregorii Cyprii.. vita, quae ex codice, Lugduno-Batav. . , . prodiit, ed. Fr. Io. Franc. Bern. M. de Rubeis, Venetiis 1753. Text der Ausgabe mit allen Beigaben reproduziert von Jos. Bergauer (Wien 1773) und bei Migne Gr. CXLΙΙ 17–228. Des Patriarchen G. aus Cypern Selbstbiographie . . . aus einer Hs. herausgeg. (griech. und deutsch) von F. C. Matthiae, Frankfurt a. M. 1817 (abgedruckt nach neuem hsl. Material und mit wichtigen Beiträgen zum Text).

II. Sammlung von über 200 Briefen, die meist von ihm selbst ausgegangen, teils auch an ihn gerichtet sind, darunter 5, die von dem Großlogotheten Theodoros Megalon, seinem fleißigsten Korrespondenten und ehemaligen Schüler, abgefaßt sind. Als Adressaten in diesem Briefwechsel, den G. selbst sammelte, und der in zahlreichen Hss. vorliegt, erscheinen der Kaiser Andronikos und viele hohe Beamte, Georgios Akropolites, Ioannes Pediasimus, Nikephoros Chumnos u. a. (s. z. B. noch den nach Lambecius gegebenen Epistularum Index bei Migne a. a. Ο. 421–432). Nach ihres Autors Absicht sollten die Briefe – wie überhaupt die byzantinische Epistolographie dieser Zeit (vgl. z. B. noch Georgios Lekapenos) – τινὸς λογικῆς καλλιτεχνίας ὑπόμνημα bilden (s. Maximi monachi Planudis epistolae ed. Treu 1890, 187). So sind diese Stücke literarische ἀγωνίσματα ἐπιδεικτικά, die, wie Nippes ihren Besitzer, den Adressaten durch Eleganz und Eigenart der Form erfreuen sollen, nicht wirkliche briefliche Mitteilungen als Ersatz persönlichen Verkehrs. Nur ein Brief von allen, die bis jetzt veröffentlicht sind, ist mehr ein Brief in unserem Sinne, ein Mittel der Verständigung, ein Bericht: der Brief an den Kaiser Andronikos (bei Matthaei 25–36: τῷ βασιλεῖ inc. εἰκοστὴν εἶχεν ὁ Δεκέβριος [1855] μήν; vgl. ἐνταῦθα τὰ πονηρὰ βουλήματα καταπαύοιεν). Hier finden sich die gleichen Vorzüge naiver, realistischer und lebenswahrer Schilderung wie in der Autobiographie. Hier hat der Gegenstand, die Not der Zeit, dem Verfasser die Feder geführt, nicht konventionelle Schulung und Dressur aus der Jugendzeit her und rhetorische Alltagsmode. Da versteht man, daß G. sich über den Effekt der verbildenden rhetorischen Schulübungen bei Georgios Akropolites reserviert äußern konnte (s. p. 25 D Migne). Eine Gesamtausgabe dieser Briefe, die die geistige Atmosphäre ihrer Zeit erläutern und ab und zu einige reale Facta, besonders zur byzantinischen Prosopographie uns bieten oder erschließen lassen würde, steht noch aus, sie ist von Treu, der schon einige Vorläufer dieser Arbeit geliefert hat, in Aussicht gestellt (vgl. Mém. .... de St. Pétersbourg a. a. O. 104). Bis jetzt sind außer einzelnen Stellen bei Treu (Maximi monachi Planudis epistolae 1890 p. 197. 241. 242. 246. 261) folgende in sich vollständige Stücke aus dieser Korrespondenz publiziert: Τῶν φίλων τινί: Georgii seu Gregorii Cyprii vita etc., ed. Rubeis 1753, im Abdruck bei Migne 125 C – 127 C. Ein Brief an den Kaiser Andronikos d. Ä. (nr. 132 in Matthaeis Codex) bei Matthaei a. a. O. 25–29 (29f. dazu Übersetzung). 8 Briefe an verschiedene Adressaten: Mor. Schmidt Index schol. aestiv. Jen. 1877, 9–14 (Nachträge zum Text Theodori Pediasimi etc., ed. Treu 1899, 61), an: Ioannes Pediasimus: Theodori Pediasimi eiusque amicorum quae extant ed. Treu, Potsdam 1899 (Progr.), 48f. (vgl. dazu P. N. Papageorgiu Byz. Ztschr. X 1901, 425–432 pass.). 13 Briefe an Johannes Staurakios, ediert und erläutert von Treu Mémoires de l’académie de St. Pétersbourg VIIIe série VI 1 S. 94–107 (Nachträge zum Text Maas in Byz. Ztschr. XII 1903, 624. Vgl. auch die Zitate aus diesem Briefwechsel im Lexicon Vindobonense ed. Nauck 1867 p. XIf.

III. 1) Enkomion auf Andronikos II. Palainologos (1282–1328); inc. ἐχρῆν μέν, ὡς ἀληθῶς, μέγιστε βασιλεῦ. expl. ἀπὸ δυνάμεως εἰς δύναμιν. Die Rede wurde bald nach der Thronbesteigung des Kaisers 1282 oder 1283 abgefaßt, wie Boissonade a. a. O. I 379 n. 2 zeigt. Ausgabe bei Boissonade Anecd. Graeca I (1829) 359–390, Abdruck bei Migne 387–418. 2) Enkomion auf Michael VIII. Palaiologos (1261–1282): inc. καινὸν οὐδέν, ιειότατε βασιλεῦ; expl. εἴ τέ ποτε μετὰ ταῦτα φρονῆσαι νοήσουσιν. Ausgabe bei Boissonade Anecd. Graeca I 313–358, Abdruck bei Migne CXLII 345–386. Beide Arbeiten, durchaus im konventionellen Stil panegyrischer Reden gehalten, ,gehören zu den abstoßendsten Beispielen dieser Gattung‘. Wendungen und Bilder, Vergleiche und Figuren weisen die typischen Züge der Rhetorik jener Zeit auf. Die Rede als Rede überwuchert alles, so daß für den Bericht nur weniger objektiver Tatsachen Raum vorhanden ist. Als Vorbilder aus dem Altertum haben vor allem Aristides und Iulian gedient, denen gegenüber die gewiß nicht allzu seltenen Reminiszenzen aus der Bibel eine bescheidene Rolle spielen. Vgl. auch seine Enkomien auf Heilige, die formal und[WS 1] inhaltlich diesen Reden auf die Kaiser entsprechen.

IV. Schulschriften. 1) Schuldeklamationen, drei im cod. Leid. Graec. 49 mit dem Briefwechsel [1856] überliefert, davon zwei (οἱ Ποτιδειᾶται ἀλλήλων ἐγεύσαντο ὑπ’ Ἀθηναίων πολιορκούμενοι κτλ. Φιλόσοφος ἀπελθὼν εἰς ἀκρόπολιν καὶ πείσας τὸν ρύραννον ἀποθρσθαι τὴν ἀρχήν κτλ.), herausgeg. von Schmidt Indices schol. Jen. 1875. 1875/6. 1877, 3–8); vgl. dazu Eberhard Jahresb. 1874/5, 3. Bd. 522–525. 2) Ἐγκώμιον εἰς τὴν θάλασσαν εἴτ’ οὖν εἰς τὴν τῦν καθόλου τοῦ ὕδατος φύσιν, angefügt als Ineditum von Bonaventura Vulcanius, Herausgeber des Bändchens Aristoteles de mundo c. dupl. interpr. L. Apulei. . ., cum Schol. Bonav. Vulcanii 1591, abgedruckt zuletzt bei Migne Gr. CXLII 434–443. 3) Eine Abhandlung περὶ Σωκράτους, bei Boissonade in der Überschrift χρεία genannt (nach hsl. Zeugnis); inc. Σωκράτους μὲν ἐπαινέτην οἶμαι . . .; expl. ἀξίως δὲ καὶ τοὺς ἐπαίνους λαβεῖν ἔχει παρ’ οὐδενός. Ausgabe bei Boissonade Anecd. Gr. II (1830) 269–273, abgedruckt bei Migne Gr. CXLII 417–422. 4) Ein Schulbuch, erhalten nach Krumbacher a. a. O. 477 im cod. Vindob. phil. Graec. 195 fol. 85–93, Taurin. 356 T 1 27 (jetzt B VI 48) p. 144–152v; Harleianus 5735 und zum Teil cod. Monac. gr. 201 saec. XIII fol. 61–67; es setzt sich zusammen aus einer prosaischen Paraphrase Aesopischer Fabeln und mythologischen Stücken, die in rhetorisch abgerundeter Form für den Jugendunterricht vorgeführt werden. Dabei hatte der Verfasser, der hier alter Praxis folgt, es selbst in seiner Autobiographie beklagt, daß ihn sein Unterricht in der Jugend, der mit derartigen mythologischen Tatsachen operierte, nicht die gerechte Befriedigung gewährt hatte (p. 25 A Migne): εἰ πατρίδα μὲν κατέλιπε . . . εἶτ’ ἀντὶ τούτων οὕτω μεγαλοφυῆ κομιεῖται μισθον, κλρσεις ὀνομάτων ἐκμελετῆσαι καὶ ῥημάτων σχηματισμοὺς καὶ κινήσεις καὶ ὡς ἡ Τυνδάρεω παῖς ἡρτάγη καὶ ἡ Πριάμου πέττωκε πόλις πολυετεῖ διὰ τὴν γυναῖκα καμοῦσα πολέμῳ . . . καὶ τἄλλα ὅσα ὁ ποιητικὸς χόρος κατά τινα τῆς τέχνης αὐτονομίαν πλάττει τε καὶ μυθεύεται, ἡδονῆς μὲν τὰ πολλὰ στοχαζόμενος, ὀλίγα δὲ τῆς ἀληθείας φροντίζων). Aus cod. Vindob. phil. Gr. 195 fol. 90f. hat Jacobs De progymnasmaticorum studiis mythographicis, Marp. Ch. 1899 (Diss.) zwei μῦθοι zuerst veröffentlicht: Ἡρακλῆς καὶ Πλοῦτος (S. 38f.), b) Ἀγαμέμνων (Ἰφιγένεια ἐν Αὐλίδι) (S. 16f.). Diesen διηγήματα folgen in derselben Hs. dann zwei andere: Κανδαύλης und Ἀλεκτρυών, die sich auch unter dem Namen des Libanios finden (vgl. Jacobs 8. 14). Ähnliches führten schon Nikephoros Basilakes (um 1150), der seinen μῦθοι, Fabeln, διηγήματα, mythologische Stücke, folgen ließ, und Konstantinos Akropolites (Zeitgenosse G.s von Kypern) durch (s. Krumbacher a. a. O. 477). 5) Sprichwörtersammlung, herausgeg. von v. Leutsch und Schneidewin Paroemiographi Graeci I (1839) 349–378; s. dazu p. XXXVI. Über Quellen und Wert dieser an sich heute für die Kenntnis der antiken Parömiographen so gut wie entbehrlichen Sammlung, die auf eine Epitome des Ps.-Diogenian zurückgeht, sowie neue handschriftliche Hilfsmittel vgl. Crusius Anal. crit. ad paroemiogr. Graec. 1883, 41f. Brachmann Jahrb. f. Philol. Suppl. XIV (1885) 341–350. 406–415. Cohn Philol. Suppl. VI (1891/3) 236–253. Über G.s bisher publizierte Schriften theologischen [1857] Inhalts, die polemische und dogmatische Literatur einerseits und die den Enkomien auf die Kaiser parallelen Enkomien auf Heilige (z. B. auf den heiligen Georgios und auf Euthymios von Madyta) andererseits, vgl. Ehrhard bei Krumbacher Gesch. d. byz. Literat.² 1897, 98f. 204. Seitdem ist noch einzusehen Loparev Viz. Vrem. IV 1897, 337–401.

Irrtümlicherweise wurde G. von Korinth als Verfasser eines Enkomions auf Georgios Akropolites angenommen von Allatius De Georgiis etc. 423. Vgl. Boissonade Anecd. Graeca I (1829) 352, 1 und ferner Treu Byz. Ztschr. V (1896) 543.

Von den besprochenen Werken G.s von Cypern sind von Ivan Jegorovič Troickij ins Russische übersetzt: die Autobiographie (Christianskoje Ctenije 1870 II), der Brief an den Kaiser Andronikos Palaiologos d. Alt. (ebd 1870 II) und der Schriften Wechsel zwischen ihm und Johannes Bekke (ebd. 1889).

Hauptschriften: Allatius De Georgiis X (Hamburg 1721) 764–773. Fabricius-Harless XII (1809) 127–132. Migne Patrologia Graeca CXLII 8–16. Voigtländer Ztschr. f. d. histor. Theol. XLIII (N. F. XXXVII) 1873, 449–461 (nicht sonderlich brauchbar). Krumbacher Gesch. d. byzantin. Literatur² 1897. Ehrhard ebd. 94. 96. 97. 98f. 204. 447. 455. 476ff. 479f. 576. S. auch die Literatur über das Patriarchat von Konstantinopel.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud