Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bischof von Hermiane in Byzacenae um 550 n. Chr. Verteidiger der ,drei Kapitel‘
Band VI,2 (1909) S. 19571958
GND: 100941079
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3) Um 550 Bischof von Hermiane in Byzacene. Victor von Tunnuna erwähnt ihn zum J. 550 als glänzenden Verteidiger der ,drei Kapitel‘; das von ihm in Konstantinopel ausgearbeitete und dem Kaiser Iustinian überreichte Werk pro defensione trium capitulorum in zwölf Büchern (so auch bei Isid. de vir. ill. 32) redet von Papst Vigilius noch so freundlich, daß es schwerlich nach dessen Judicatum 548 entstanden sein kann (so A. Dobroklonskji Moskau 1880 in einer russischen Monographie, über die Harnack Theol. Lit.-Ztg. 1880, 632–635 Bericht erstattet). Cassiodor exposit. in psalt. ps. 138 (Migne lat. 70, 994) nennt nur duos libellos des F. venerabilis episcopus, die dieser kürzlich an Iustinian scribens de duabus naturis Domini Christi verfaßt habe; weil ältere Ausgaben bei Victor Tunn. VII als Zahl der Bücher lesen, hat durch Kombination von beidem Kihn Theodor v. Mopsuestia 1880, 50f. die Vermutung aufgestellt, das Werk sei in zwei Teilen publiziert worden. Allein daß Victor von Tunnuna nur den ersten kennen gelernt hätte, ist undenkbar, mit Recht liest Mommsen Chron. min. an jener Stelle des Victor XII, und als libelli würden die zwei Hälften der recht umfänglichen Schutzschrift wenig glücklich von Cassiodor bezeichnet worden sein. Näher liegt die Annahme, daß Cassiodor nur den von F. auf kaiserlichen Befehl in sieben Tagen verfaßten Auszug aus seinem großen Werk kannte, die responsio, von der er in der Vorrede zu dem Hauptwerk mehrmals redet und deren Flüchtigkeiten er entschuldigt und nach dem revidierten Werk verbessert wissen will. Gestorben ist der später wegen seines hartnäckigen Widerstandes gegen die Beschlüsse der 5. ökumenischen Synode nur aus dem Versteck heraus schreibende F. wohl gegen 570; Victor Tunn. rechnet ihn offenbar noch zu den Lebenden. Scharfe Polemik treibt [1958] er in dem liber contra Mocianum scholasticum, das den Zorn eines ehrlichen Mannes über einen opportunistischen Friedensapostel um 555 atmet; noch eine epistola fidei catholica verwirft den falschen Frieden und warnt vor der Verunreinigung durch communio praevaricatorum (d. h. der Anhänger der 5. Synode). Da das offizielle Africa sich den Beschlüssen der kaiserlichen Synode unterworfen hatte, kann F. seinen Sitz und Stimme im concilium von Byzacene nicht wieder erlangt haben. Seine Sprache ist einfach, mit der kirchlichen Literatur, auch der griechischen, ist er wohl vertraut; er gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen seines Jahrhunderts. Eine neue Ausgabe seiner erhaltenen drei Schriften – vieles andere, so alle Briefe, wird verloren gegangen sein – ist sehr erwünscht. Bis jetzt Migne lat. 67, 527–878.