Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Epikureer aus Tarsos
Band V,1 (1903) S. 776 (IA)–777 (IA)
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46) Diogenes aus Tarsos, Epikureer unbekannter Zeit, von dem Diogenes Laërtius Ἐπίλεκτοι σχολαί (X 26) in mindestens 20 Büchern mehrfach citiert (X 97. 119. 136. 138). Die angeführten physikalischen und ethischen Lehrsätze des D. stimmen zu der Lehre des Schulstifters. Ausserdem wird Diog. Laert. X 118 eine Ἐπιτομὴ τῶν Ἐπικούρου ἠθικῶν δογμάτων und eine andere einbändige Schrift citiert, deren Titel ausgefallen ist. Usener Epicurea p. 331, 15 mit Note. Der im Homonymenverzeichnis Diog. Laert. VI 81 genannte Tarsenser D., der über ποιητικὰ ζητήματα und ihre Lösungen schrieb, wird nicht als Philosoph bezeichnet, kann aber dennoch mit dem Epikureer identisch sein. Ist ers, so lebte er in der zweiten Hälfte des 2. Jhdts. v. Chr. Die Identification wird empfohlen durch Strab. XIV 675. Da nämlich Strabon, der im vorhergehenden die aus Tarsos gebürtigen Stoiker und Akademiker besprochen hat, fortfährt: τῶν δ’ ἄλλων φιλοσόφων – Πλουτιάδης τε ἐγένετο καὶ Διογένης τῶν περιπολιζόντων καὶ σχολὰς διατιθεμένων εὐφυῶς· ὁ δὲ Διογένης καὶ ποιήματα ὥσπερ ἀπεφοίβαζε τεθείσης ὑποθέσεως, τραγικὰ ὡς ἐπὶ τὸ πολύ, so meint er wahrscheinlich den Epikureer, der ja auch σχολαί veröffentlichte. Da nun dieser, nach Strabon, ausser mit Philosophie, auch mit poetischen Improvisationen sich befasste, passen für ihn auch die ποιητικὰ ζητήματα, und die Ignorierung seiner Philosophenqualität in dem Homonymenverzeichnis ist nicht mehr befremdlich. Es wird durch diese Combination wahrscheinlich [777] gemacht, dass sich die Worte bei Diog. Laert. X 26 καὶ ἄλλοι οὓς οἱ γνήσιοι Ἐπικούρειοι σοφιστὰς ἀποκαλοῦσιν auch auf unsem D. beziehen. Hirzel Unters. z. Cic. phil. Schr. I 180ff. Zeller Ph. d. Gr. IV³ 371, 6. Susemihl Gesch. d. griech. Litt. II 258.