Dictinius, spanischer Bischof um 400. Ein Sohn des Bischofs Symp(h)osius von Astorga hatte er, wie sein Vater, nach längerem Zaudern sich der priscillianischen Secte angeschlossen, war aber später in die katholische Grosskirche zurückgetreten und auf der ersten Synode zu Toledo (c. 400) unter Anerkennung seiner bischöflichen Würde recipiert worden. Die Bischöfe in Baetica und Africa protestierten gegen solche Nachsicht, ein Brief des Papstes Innocentius I. (ep. 3, 1–4) giebt den Toletanern Recht, und das Andenken des D. ist in der Kirche in Ehren geblieben. Als Priscillianist hatte er aber mehrere Schriften verfasst, die er selber auf der Synode zu Toledo verdammte, die dadurch aber nicht aus der Welt geschafft wurden, vielmehr noch zu Zeiten Leos des Grossen von Rom (ep. 15 c. 16ff.) um 450 sich weiter Verbreitung erfreuten; sogar noch das Concilium Bracarense II (nach 560) musste c. 17 die Lectüre der tractatus Dictinii mit dem Anathema bedrohen. Einer von diesen tractatus, die Libra, aus 12 Quaestionen bestehend, hat Augustinus in der Schrift contra mendacium 5–35 wenigstens teilweise widerlegt; D. verteidigte da mit biblischen Vorbildern das Recht der Priscillianisten, sich durch Notlügen katholischen Verfolgern zu entziehen. S. Idatius chronicon, Tillemont Mémoires VIII 517ff. Fr. Lezius Die Libra des Priscillianisten D. von Astorga in Abhandlungen Alex. v. Öttingen gewidmet (München 1898) 113–124.