4) Ein hervorragender Lithoglyph von Chios etwa aus der zweiten Hälfte des 5. Jhdts. v. Chr. Er ist nur bekannt durch vier mit wunderbarer Feinheit und Sorgfalt geschnittene Skaraboide, während andere ihm vermutungsweise zugeschriebene Steine und Münzen Anklänge an seine Arbeiten in Vorwürfen und Technik zeigen, aber keineswegs von ihm herzurühren brauchen. Seine älteste Arbeit ist ein in Griechenland gefundener Chalcedon des Fitzwilliam-Museum zu Cambridge mit der an attische Grabreliefs erinnernden Gruppe einer bei der Toilette von einem Mädchen bedienten sitzenden Frau (Beischrift: Μίκης, abgebildet H. Middleton Engraved gems of class. times Taf. I 11 und Archäol. Jahrb. 1888 Taf. 8, 6. Furtwängler Antike Gemmen Taf. XIV 1). Dieser Stein sowie ein aus einem südrussischen Grabe stammender Achat der Petersburger Ermitage mit dem Bilde eines stehenden, den Kopf umwendenden Kraniches und einer Heuschrecke (Middleton III 137 Fig. 94. Archäol. Jahrb. 1888 Taf. 8, 7) zeigen noch einige Reste des archaischen Stiles und den altertümlichen gestrichelten Rand (orlo etrusco). Auch signiert hier der Künstler mit seinem blossen Namen. Auf der Höhe seines Könnens tritt D. zunächst auf dem aus einem
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Grabe bei Kertsch stammenden Chalcedon der Ermitage mit Goldbügel entgegen, welcher das Bild eines bis in alle Einzelheiten des Gefieders sorgfältig ausgearbeiteten fliegenden Kraniches trägt (abgebildet Compte–Rendu de la commission archéol. 1861 Taf. VI 10. Archäol. Jahrb. 1888 Taf. 8, 9. Furtwängler Antike Gemmen Taf. XIV 4). Hier lautet die Künstlerinschrift: Δεξαμενὸς ἐποίε Χῖος, woraus man das Vaterland des Verfertigers und seine Zugehörigkeit zur ionischen Kunst erkennt. In noch freierem, völlig naturalistischen Stil ist der mit Δεξαμενὸς ἐποίε bezeichnete Jaspis einer athenischen Privatsammlung gearbeitet, welcher bei Kará in Attika gefunden ist. Der darauf angebrachte Kopf eines Mannes mit wenig regelmässigen Zügen und leichtem Bartanfluge ist mit Recht als das treuste und lebendigste Bildnis eines Atheners aus der Zeit des peloponnesischen Krieges bezeichnet worden, das auf uns gekommen ist (abgebildet Compte-Rendu de la comm. archéol. 1868 Taf. I 12. Archäol. Jahrb. 1888 Taf. 8, 8. Furtwängler Antike Gemmen Taf. XIV 3. LI 8). Vgl. A. Furtwängler Jahrb. a. a. O. 199ff.; Antike Gemmen III 125, wo vermutet wird, dass D. in Athen seine Werkstätte hatte. 126. 136. 137f. 353, wo er entschieden überschätzt wird. 446f. A. J. Evans Revue archéol. 1898, 337 Taf. 8 und L. Stephani im Compte-Rendu 1861, 148f. 1868, 54.