Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Attius Tiro Delphidius, Epiker, Rhetor und Gerichtsredner
Band IV,2 (1901) S. 25032504
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Delphidius. Attius Tiro Delphidius, Sohn des burdigalensischen Rhetors Attius Patera (Auson. prof. Burd. 6, 3). Dieser stammte aus Baiocasses und gehörte einem alten Priestergeschlecht des Apollo Belenus an, welchem Gotte zu Ehren er seinen Sohn D. benannte (Auson. 5, 7–14). Dieser war Heide (Hieron. epist. 120 praef. = Migne 22, 982) und begann seine litterarische Laufbahn noch als Knabe mit einem Hymnus auf Iuppiter. Später zeichnete er sich als Epiker, Rhetor und Gerichtsredner aus (Auson. 6, 5–18. Hieron. chron. 2371; epist. 120 praef. Apoll. Sidon. epist. V 10, 3). Unter Magnentius (350–353) trat er in den Hofdienst und stieg zu ansehnlichen Würden empor (Auson. 6, 23), kam aber dadurch nach dem Sturze des Usurpators in Gefahr und wurde nur auf das Flehen seines Vaters von Constantius begnadigt (Auson. 6, 31). Darauf liess er sich in Burdigala als Rhetor nieder, blieb aber nicht lange dabei (Auson. 6, 33. Hieron. chron. 2371). Schon 359 tritt er wieder vor dem Caesar Iulianus als Ankläger gegen Numerius, einen ehemaligen Statthalter [2504] der Narbonensis, auf (Ammian. XVIII 1, 4). Bald darauf scheint er noch in voller Manneskraft gestorben zu sein (Auson. 6, 36). Seine Witwe Euchrotia trat um 380 in enge Beziehungen zu dem Häresiarchen Priscillian; seine Tochter Procula soll mit diesem sogar ein Verhältnis gehabt und nur durch Abtreiben der Frucht eine Bastardgeburt verhindert haben. Euchrotia wurde 385 in dem folgenden Ketzerprocess enthauptet (Sulp. Sever. chron. II 48, 2. 3. 51, 3. Mommsen Chron. min. I 462. Auson. 6, 37). Hedybia, mit der Hieronymus um das J. 406 in Correspondenz trat (epist. 120), gehörte zu seinen Nachkommen.

[Seeck. ]