Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Marcellinus, Cn. cos. 56 v. Chr.
Band IV,1 (1900) S. 13891390
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228) Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus, Sohn von Nr. 230, schlug Münzen zuerst als Münzmeister um 670 = 84 (Mommsen Münzwesen 605 nr. 232; Trad. Blac. II 435 nr. 229) und dann als Quaestor 680 = 74 (ebd. 611 nr. 242), also in demselben Jahre, in welchem auch sein Bruder Nr. 231 Quaestor war. Als Nachkomme des M. Marcellus, der Eroberers von Syrakus, prägte er mit der sicilischen Triquetra und trat 684 = 70 als Patron Siciliens beim Processe des Verres auf (Cic. div. in Caec. 13; Verr. II 103. IV 53. Ps.-Ascon. p. 105 Or.). 687 = 67 war er Legatus pro praetore des Pompeius im Seeräuberkriege und hatte die Piraten aus dem Meere an der africanischen Küste zu vertreiben (Flor. I 41, 9. Appian. Mithr. 95); zum Dank ist ihm eine Statue im Apollontempel zu Kyrene errichtet worden (Inschrift der Basis, die ihn als πάτρωνα καὶ σωτῆρα bezeichnet, bei Dittenberger Syll.² 343, vgl. Mommsen St.-R. II 656, 2; eine mit der Inschrift zusammengebrachte Büste hat nichts mit Marcellinus zu thun, vgl. Bernoulli Röm. Ikonogr. I 182). 693 = 61 unterschrieb er mit L. Lentulus Nr. 234 die Klage, die L. Lentulus Crus gegen P. Clodius wegen des beim Feste der Bona Dea begangenen Religionsfrevels erhob (Schol. Bob. p. 336 Or. Val. Max. IV 2, 5). 694 = 60 war er Praetor und verwaltete in den beiden folgenden Jahren Syrien, das er gegen die Raubzüge der Araber zu verteidigen hatte (Appian. Syr. 51, vgl. Cic. ad Q. fr. I 2, 7. Hölzl Fasti praetorii 52). 697 = 57 wurde er zum Consul für das nächste Jahr gewählt und als designierter Consul am 1. October im Senat an erster Stelle befragt, als die Rechtmässigkeit der Weihung von Ciceros Hausplatz durch die Pontifices zur Verhandlung kam; er drang mit seinem für Cicero günstigen Antrage durch (Cic. ad Att. IV 2, 4; har. resp. 13). Auch im December wurde er zuerst befragt; er lehnte es ab, in der Abwesenheit des Pompeius über die campanischen Ackerverteilungen zu verhandeln, die diesen nahe angingen und auf der Tagesordnung standen, aber er sprach sich mit grosser Schärfe und Entschiedenheit gegen die Wühlereien des P. Clodius aus (Cic. ad. Q. fr. II 1, 1f.; ad Att. IV 3, 3). Das Consulat bekleidete er mit L. Marcius Philippus 698 = 56 (Fasti Cap. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Figlina Veleias CIL I 788. Tesserae ebd. I 1537. 731 = XI 1021. Not. degli scavi 1897, 7. Cic. har. resp. 11; Brut. 247; ad Att. V 21, 11. IX 9, 4; ad Q. fr. II 4, 4. Ascon. Pis. p. 2. Schol. Bob. Sest. p. 304 Or. Cassiod. Dio XXXIX ind. 16, 3. 18, 1. 40, 1). In der Angelegenheit des Ptolemaios Auletes von Ägypten war er einer der Wortführer der Optimaten, die den Wünschen des Pompeius und des P. Lentulus Spinther Nr. 238, den König mit Waffengewalt in sein Reich zurückzuführen, erfolgreichen Widerstand entgegensetzten (Cic. ad fam. I 1, 2. 2, 1; ad Q. fr. II 4, 5). Bei den megalensischen Spielen, die P. Clodius als curulischer Aedil im April gab, trat er dessen Sclavenbanden an der Spitze der Senatoren und Ritter energisch entgegen (Cic. har. resp. 22), und er hatte Mut genug, in offener Volksversammlung über die Macht der Triumvirn, die eben durch die Conferenz in Luca neu gestärkt worden war, Klage zu führen (Val. Max. VI 2, 6. Dio XXXIX [1390] 28, 5) und im Senate den Pompeius und Crassus über die Vereinbarungen von Luca zur Rede zu stellen (Dio XXXIX 30, 1f. Plut. Pomp. 51, 4f.; Crass. 15, 2; apophth. Pomp. 12). Die Erfolglosigkeit des Widerstandes gegen die Triumvirn mag ihn bewogen haben, sich nach seinem Consulat vom politischen Leben zurückzuziehen; vielleicht ist er auch kurz darauf gestorben, da er nicht weiter erwähnt wird. Später nannte ihn Cicero (Brut. 247) nec unquam indisertus et in consulatu pereloquens … non tardus sententiis, non inops verbis, voce canora, facetus satis. Sein Andenken scheint eine Inschrift aus Clusium zu bewahren, CIL XI 2103: Cn. Cor[nelio P. f.] Lentulo Marcellino. Nach Cic. har. resp. 21 war er Septemvir epulonum. Bei der geringen Zahl der uns bekannten Epulones möchte man annehmen, dass dieses Priesteramt ihm zugänglich war, weil es Patriciern und Plebeiern offen stand, und dass es ein Zufall ist, dass wir ausser ihm keinen patricischen Epulo kennen. Gegen die Ansicht von Willems (Le sénat de la rép. rom. I 444), dass Marcellinus als Plebeier zu diesem Amte fähig war und dass er deshalb der Volkstribun Cn. Lentulus bei Cic. imp. Cn. Pomp. 58 sei (vgl. Nr. 216), spricht das schon von Bardt (Die Priester der vier grossen Collegien 32) geltend gemachte Argument, dass bereits der Vater dieses Marcellinus in die patricische Familie der Cornelii Lentuli eingetreten war.