RE:Corinthium aes
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Bronze besonderer Mischung | |||
Band IV,1 (1900) S. 1233–1234 | |||
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Corinthium aes. Eine Bronze besonderer Mischung, nach Plin. n. h. XXXIV 5–12, der ausführlich darüber spricht, jünger als die delische und aeginetische, deren sich Polyklet und Myron bedient haben sollten, von besonderer Farbe, von der man glaubte, dass sie durch Beimischung von Gold und Silber erzielt sei. Und zwar gab es drei Arten der Mischung, je nach dem Vorwiegen des Goldes oder Silbers oder der gleichmässigen Verwendung beider. Diese Meinung ist nicht ohne weiteres zu verwerfen, da sie sich auf die Anschauung der Farbe und vermutlich auf Nachahmungsversuche gründet. Doch war man nicht im stande, die Farbe des alten a. C. zu erzielen, und an dieser wussten Kenner echte und imitierte korinthische Bronzen zu unterscheiden, Plin. ep. III 6, 3. Das von Plinius n. h. XXXIV 9 hepatizon genannte Metall ist nicht korinthisch, sondern wurde noch zu seiner Zeit aus Gold, Silber und Kupfer gemischt. Man glaubte, das a. C. sei entstanden bei der Zerstörung Korinths 146 v. Chr., indem durch den Brand Bronzestatuen mit goldenen und silbernen Gefässen zusammenschmolzen, und dass aus der damals entstandenen Masse alle Corinthia gefertigt seien. Plin. a. O. 6, ausdrücklicher noch Flor. II 16. Oros. V 3; vgl. Petron. 50. Prop. IV 5, 6. Dies ist offenbare Fabel. Aus besserer Quelle berichtet Plin. n. h. XXXVII 12, die Liebhaberei für Corinthia sei aufgekommen nach dem Siege des Mummius, indem damals sowohl aus Korinth als auch aus anderen Teilen Griechenlands Bronzegerät nach Italien kam und als korinthisch bezeichnet wurde. So ist denn jene Fabel bei Plut. de Pyth. or. 2 dahin umgestaltet, dass eine Feuersbrunst zur Erfindung des a. C. geführt habe; ebenda eine andere Fabel: ein Kupferschmied habe einen von ihm gefundenen Goldschatz auf diese Weise verwertet. Nach Paus. III 3, 3 sollte gar das Ablöschen in der Peirene eine Rolle dabei spielen. Offenbar wussten die Urheber dieser Fabeln, dass das a. C. älter war als die Zerstörung Korinths. In der That kommt eine korinthische Erzschüssel schon um 300 v. Chr. bei Athen. IV 128 d vor. Wann die Mischung aufgekommen, und wann diese Kunstübung erloschen ist, ob mit der Zerstörung Korinths oder schon früher, ist nicht auszumachen.
Man verstand unter a. C. Geräte und Figuren, von letzteren, wie es scheint, nur kleinere, die die Besitzer auf Reisen mitführen konnten, Plin. XXXIV 48; doch wird von den dort genannten Statuen nur die Sphinx, die Hortensius von Verres erhalten hatte, ausdrücklich als korinthisch bezeichnet; statuncula Petron. 50; Plinius a. O. 7 ist der Meinung, dass diese Figuren mit Unrecht als korinthisch bezeichnet werden und dieser Name nur den Geräten zukomme. Da er dies Urteil durch seine Meinung von der Entstehung des a. C. im J. 146 begründet, so ist auf dasselbe kein Gewicht zu legen. Dass man Statuen hatte, die als korinthisch galten, bezeugt er selbst a. O. 48; eine solche – es war ein naturalistisch behandelter [1234] Greis – hatte der jüngere Plinius gekauft, ep. III 6; er hielt sie für echt wegen der Farbe; dass es aber auch unechte gab, geht aus seinen Worten hervor, und auch aus Martial. IX 59, 11, wo der Kenner sie auf den Geruch prüft (vgl. Petron. 50). Dass man ungenau auch spätere Werke als korinthisch bezeichnete, beweist die Inschrift CIL VI 8686 (imaginem Corintheam Traiani Caesaris); so darf auch gezweifelt werden, ob Martial XIV 172–177 wirklich altkorinthische Statuetten des Sauroktonos und des schlangenwürgenden Herakles und XIV 43 einen altkorinthischen Candelaber als Apophoreta in Aussicht nahm. Nach Plin. n. h. XXXIV 12 gab es keine echt korinthischen Candelaber; wir können dies Urteil nicht controllieren. Waffen korinthischer Arbeit Cic. Verr. IV 97; ein Authepsa, zweifelhaft ob korinthisch oder delisch, Cic. Rosc. Am. 133; eine Pelvis CIL X 6; eine lanx Petron. 50. Corinthia werden oft erwähnt als kostspielige Liebhaberei, Cic. Verr. II 83. 176. IV 98; Tusc. II 32; Parad. I 13. Prop. IV 5, 6. Sen. de tranqu. an. 9, 6; de brev. vit. 12, 2; ad Helv. 11, 3. Suet. Aug. 70; Tib. 34.
Das korinthische Erz glaubte man zu erkennen in Bronzen der Nekropolen von Suessula und Allifae, deren Analyse eine Beimischung von Gold und Silber ergab. Doch sind diese Resultate in betreff der Bronzen von Suessula durch spätere Analyse widerlegt worden und müssen auch für Allifae, wo die Angaben schon an sich unglaublich sind (bis zu 3/4 Silber), als verfehlt gelten. Von Duhn Bull. d. Inst. 1878, 152. 1879, 142; Röm. Mitt. II 1887, 252. Dressel Ann. d. Inst, 1884, 248.
Blümner Gewerbl. Thätigkeit der Völker des class. Altert. 74; Technologie IV 183. Büchsenschütz Hauptstätten des Gewerbfleisses 36. Marquardt Privatl.² 688. Daremberg-Saglio Dict. des ant. I 1507.