Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Fest in Athen
Band III,2 (1899) S. 20672068
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4) Χαλκεῖα, Fest in Athen, dem Hephaistos und der Athene Ergane am letzten Tage des Pyanopsion gefeiert (Harp. Suid. Etym. M. Eustath. ad Il. II 556. Poll. VII 105). Dasselbe wurde in trüberen Zeiten als δημοτελής hoch in Ehren gehalten, kam aber schon im 4. Jhdt. v. Chr. teilweise in Verfall und wurde nur noch von den Handwerkern gefeiert (dagegen scheint der Beschluss CIA IV 2, 441 e zu zeugen, wo freilich der Name der Ch. auf Ergänzung beruht), so dass Phanodemos (frg. 22 bei Harp.) selbst seine Beziehung auf Athene Ergane leugnen konnte. Dieselbe ist wohl ausser Zweifel gesetzt durch den Umstand, dass an diesem Tage die Ergastinen ihre Arbeit am Peplos der Göttin begannen (Etym. M. s. ἀρρηφορεῖν und χαλκεῖα. Hesych. s. ἐργαστῖναι), was nicht zufällig sein kann. Dagegen ist wohl die vereinzelte Nachricht des Suidas, dass die Ch. auch Ἀθήναια hiessen, wohl kaum gegenüber der Behauptung des Phanodemos haltbar: letzterer hätte in diesem Falle nicht die Beziehung auf Athena haben leugnen können, denn die Athenaeen wurden noch im 2. Jhdt. v. Chr. begangen, wie eine Inschrift, wahrscheinlich aus dem Archontat des Kallistratos, lehrt (CIA II 954), in der zehn Athener und mehrere Metoeken als ἱεροποιοί für dieses Fest genannt sind. In kühner Combination hat A. Mommsen (Heortologie 311ff.) die Ch. mit den Hephaistien identificiert und weiter angenommen, dass die für letztere bezeugte λαμπάς zugleich als Schlussfeier (ἐπίβδα) der Apaturien aufzufassen sei: diese Nachtfeier wäre dem Hephaistos, der darauf folgende ,Lichttag‘ als Athenaeen [2068] der Ergane gefeiert worden; das ganze Fest sei ursprünglich ein agrarisches gewesen (a. a. O. 7f.; vgl. auch 34). Diese Aufstellungen lassen sich nicht mehr halten, nachdem durch ein Inschriftfragment (CIA IV 1, 35 b) nachgewiesen ist, dass die Hephaistien kein uraltes, sondern ein erst im 5. Jhdt. gestiftetes Fest waren, dazu ihr penteterischer Charakter im 4. Jhdt. durch Arist. Ἀθ. πολ. 54, 7 (vgl. dagegen Poll. VIII 107) sichergestellt worden ist (so auch R. Schöll S.-Ber. Akad. München 1887, 1f. Robert in Prellers Mythologie I 868). Auch lässt sich der angebliche agrarische Charakter der Ch. durch nichts nachweisen: sowohl der Name, wie das Beginnen des Peplos (also einer Handwerkerarbeit) und endlich die gerade bei den Handwerkern fortwährende Heiligung des Festes beweisen wohl sicher dessen Bedeutung als einer den Göttern der Handwerker gewidmeten Feier. Vgl. noch Hermann Griech. Antiq. II §.56. Preller-Robert a. a. O. 180f. Saglio Dict. des ant. I 1098 (nach A. Mommsen).