Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Tochter des Hermotimos
Band II,2 (1896) S. 17211722
Aspasia die Jüngere in Wikidata
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2) Aspasia die jüngere, des Hermotimos Tochter, Favoritin des jüngeren Kyros. Sie stammte aus Phokaia in Ionien, wurde in Kyros Harem entführt und nahm dort bald eine einflussreiche Stellung ein (Ael. v. h. XII 1. Plut. Artax. 26, 3–5; Perikl. 24, 7, vgl. Xen. anab. I 10, 2). Ob A. ihr ursprünglicher Name war, oder ihr erst von Kyros beigelegt worden ist, darüber gehen die Nachrichten aus einander. Die ausführliche und scheinbar an Thatsachen reiche, wenn auch stark romanhaft aufgeputzte Erzählung Aelians a. O. giebt ihr den Namen A. von vornherein und erwähnt daneben als Kosenamen wegen ihrer blühenden Gesichtsfarbe den Namen Milto. Nach Plutarch a. O., dem offenbar dieselbe Quelle vorlag wie Aelian, und Zenophanes bei Athenaios XIII 576 d hiess sie ursprünglich Milto und wurde durch Kyros erst umgenannt. Die Griechen, welche Kyros auf dem Zuge gegen Artaxerxes begleiteten, kannten sie nur unter dem Namen ἡ Φωκαΐς (Xen. anab. a. O.). Die Angaben des Scholions zu Aristeides p. 468 Dind. z. 127, 16 sind ganz verwirrt und unbrauchbar; vgl. Ad. Schmidt a. O. 291. Absolute Sicherheit lässt sich in der Frage nicht erreichen, und wenn wirklich Kyros erst A. ihren Namen gegeben hat, muss es offen bleiben, ob er das that, nur weil ihm A. ‚willkommen, erwünscht‘ war, oder weil er seine griechischen Sympathien damit kundgeben wollte und ihm die ältere A. als die berühmteste griechische Frau erschien, jedenfalls nicht, weil A. ein gewöhnlicher Hetärenname war.

Nachdem Kyros bei Kunaxa (401) gefallen war, geriet A. in die Hände seines Bruders Artaxerres II. Mnemon, der sie gleichfalls in seinen Harem aufnahm und besonders schätzte (Xen. [1722] Ael. a. O. Plut. Artax. 26, 3). Sie behielt lange Zeit die Gunst des Grosskönigs und des Hofes: Artaxerxes ältester Sohn Dareios erbat sich nach seiner Ernennung zum Thronfolger (um 362) A. als Herrschaftsgabe. Der König durfte dem Herkommen gemäss die Bitte nicht abschlagen, machte aber A. zur Priesterin der Anaitis und entzog sie dadurch männlichem Umgang (Plut. Artax. 26, 3. 27 , 3. Iustin. X 2). Diese Wendung führte zu einer Empörung des Dareios (Plut. Artax. 27—29. Iustin a. O.). A.s weiteres Schicksal ist unbekannt.