Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Sohn d. Michael Apostolios
Band II,1 (1895) S. 12731275
GND: 100016650
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3) Sohn des Michael Apostolios. Über sein [1274] Leben vgl. E. Legrand Bibliographie[WS 1] Hellénique I p. CLXV–CLXXIV. Er hiess eigentlich Aristobulos Apostolios, den Namen Ἀρσένιος nahm er an, als er Bischof von Monembasia wurde. Er wurde geboren im J. 1465 auf Kreta als Sohn des gelehrten Griechen Michael Apostolis (Apostolios), der aus Constantinopel vertrieben durch Abschreiben von griechischen Handschriften sein Leben fristen musste. Aristobul wurde Priester und betrieb dieselbe Thätigkeit wie sein Vater; Hss., die von seiner Hand geschrieben sind, finden sich in vielen Bibliotheken (einige sind aufgeführt bei Gardthausen Griech. Palaeogr. 315). Erwähnt wird A. zuerst in dem Kaufcontract, durch welchen Ianos Laskaris im April 1492 eine Anzahl griechischer Hss. für Rechnung des Lorenzo di Medici erwarb; A., damals Hierodiakonos, wird dort unter den Zeugen genannt (Aristobulus Apostoli yerodiaconus: Legrand II 326). Bald darauf kam er nach Italien. Als Aldus Manutius seine Druckerei in Venedig begründete, gehörte A. mit Marcus Musurus und andern zu den griechischen Gelehrten, die Aldus heranzog, um die griechischen Texte zu revidieren, deren Herausgabe er beabsichtigte. A. besorgte zuerst den Druck der Galeomyomachia (1494), deren Verfasser (Theodoros Prodromos) damals noch unbekannt war; in der Vorrede zu dieser Ausgabe gedenkt A. seines Vaters und kündigt die Veröffentlichung von dessen συναγωγὴ παροιμιῶν καὶ ἀποφθεγμάτων an (Legrand I 19), ein Versprechen, das er nicht zur Ausführung brachte. Er zerfiel bald mit Aldus und kehrte nach Kreta zurück. Im J. 1514 wurde er vom Papste Leo X. zum Erzbischof von Monembasia (Malvasia, in Morea) ernannt und von den Venetianern, die damals im Besitz dieser Stadt waren, bestätigt. Obwohl von dem griechischen Patriarchen Pachomios nicht anerkannt, ergriff er doch Besitz von dem Bischofsstuhl, konnte sich aber gegen den Widerstand der Griechen nicht lange behaupten. Um ihn zu entschädigen, übertrug ihm Leo X. die Leitung der von ihm gegründeten griechischen Schule in Florenz. Die von A. herausgegebene Sammlung von Ἀποφθέγματα ist Leo X. gewidmet (Legrand I 169ff.). Später konnte er seinen Bischofssitz in Monembasia wieder einnehmen. Beinahe 70 Jahre alt wurde er im März 1534 vom Rat von Venedig zum Prälaten an der griechischen Kirche San Giorgio in Venedig ernannt, aber schon ein Jahr später, am 30. April 1535, starb er. – Unter den von A. besorgten Ausgaben sind ausser der Galeomyomachia zu nennen: Schriften von Psellos, Nikephoros Blemmides und Georgios Pachymeres (Venedig 1532: Legrand I 209); Psellos σύνταγμα εὐσύνοπτον εἰς τὰς τέσσαρας μαθηματικὰς ἐπιστήμας Venedig 1532: Legrand I 212); die στίχοι ἰαμβικοὶ περὶ ζῴων ἰδιότητος des Manuel Philes (Venedig 1533, mit einer Widmungsepistel an Kaiser Karl V.: Legrand I 215); Scholien zu sieben Tragödien des Euripides (Venedig 1534, mit einer Widmungsepistel an Papst Paul III.: Legrand I 219); der Λόγος διδασκαλικὸς τῶν Πλάτωνος δογμάτων des sog. Alkinoos (Venedig 1535: Legrand I 224). Beihülfe leistete er Antonio Franchini bei dessen Ausgabe des Aristophanes mit Scholien (Florenz 1525: Legrand II 156). Ein Werk [1275] des A. selbst ist die Ἰωνιά, eine Erweiterung und Vervollständigung des von seinem Vater verfassten Werkes. Michael Apostolios hatte bei Anlegung seiner Sprichwörtersammlung zugleich auf Zusammenstellung der überlieferten Gnomen und Aussprüche namhafter Männer des Altertums Bedacht genommen. Nach Vollendung der Sprichwörtersammlung (vor 1466) verschob er die Verarbeitung des angesammelten weiteren Stoffes auf spätere Zeit, starb jedoch, bevor er seinen Plan zur Ausführung bringen konnte. So kamen seine Papiere in die Hände des Sohnes, der auf Veranlassung des Ianos Laskaris die Sammlung des Vaters ordnete und vermehrte und unter dem Titel Ἰωνιά zusammenstellte. Das Ganze ist alphabetisch geordnet, jeder Buchstabe wiederum zerfällt in vier Kapitel; das erste Kapitel enthält die Sprichwörter, das zweite die Sentenzen aus dem Florilegium des Ioannes Stobaios und den Eclogae des Maximus, mit eingemischten Stücken aus Diodor, Philon, Plutarch, Lukian, Quintus Smyrnaeus, Diogenes Laertius, Clemens Alexandrinus und andern Kirchenvätern, das dritte die Apophthegmata berühmter Männer aus Diodor, Plutarch, Diogenes, Stobaios, Clemens, Antonius Melissa, Maximus und anderen zusammengestellt, das vierte allerhand Historien aus Diodor, Plutarch, den sog. Didymosscholien zu Homer und den Erklärungen des Nonnos zu den Reden und Gedichten des Gregor von Nazianz. Vgl. die Dedicationsepistel an den Papst Leo X. (Corp. Paroem. Graec. Gott. II p. XIV). A. selbst hat daraus nur die Ἀποφθέγματα herausgegeben (s. l. e. a., wahrscheinlich 1519 in Rom: Legrand I 169). Das ganze Werk ist hsl. in mehreren Bibliotheken vorhanden. Aus einer in Dresden befindlichen, von F. Matthiae gemachten Abschrift einer Moskauer Hs. gab die Ἰωνιά (jedoch mit Weglassung der aus Stobaios bekannten Sentenzen) zuerst Ch. Walz heraus (Stuttgart 1832). Die Sprichwörter edierte zusammen mit der Sammlung des Michael Apostolios aus dem Autographum des A. (Cod. Paris. gr. 3058) E. v. Leutsch im II. Bande des Corpus Paroem. Graec., Göttingen 1851. Den übrigen Inhalt dieser Hs. hat Leutsch in den vier Commentationes de Violarii ab Arsenio compositi codice archetypo (Progr. Göttingen 1856. 1859. 1862) dargelegt und besprochen. Einige Briefe von A. veröffentlicht E. Legrand a. a. O. II 337–346.

[Cohn.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bibliograhie