49) Antonius Diogenes, Verfasser eines abenteuerreichen Reise- und Liebesromans τὰ ὑπὲρ Θούλην ἄπιστα in 24 Büchern, welchen Photios bibl. cod. 166 excerpiert, Porphyrios in der Vita Pythagorae (E. Rohde Griech. Roman 254ff.) benützt hat und auch Servius (Georg. I 30) und
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Joh. Lydus de mens. IV 29 p. 68, 23 Bekk. kennt. Der Roman war der Schwester des A., Isidora, gewidmet. Dem Widmungsbrief an sie ging ein Vorwort an Faustinus voran und folgte ein fingierter Brief des Balagros an seine Frau Phila, worin erzählt war, wie nach der Einnahme von Tyros ein makedonischer Soldat den Alexander in einen unterirdischen Raum geführt habe, in welchem steinerne Särge mit teilweise rätselhaften Inschriften standen; die Erklärung für letztere habe sich auf Tafeln von Cypressenholz gefunden, welche an der Wand in einer Kiste aus demselben Stoff aufbewahrt gewesen seien. In dem Inhalt dieser Tafeln besteht nun der Roman: der in Tyros lebende Arkadier Deinias erzählt seinem Landsmann Kymbas die Schicksale, welche ihm auf einer aus Wissbegierde unternommenen Fahrt nach Thule widerfahren, wo er ein Liebesverhältnis mit der Tyrierin Derkyllis anknüpfte. Diese erzählt ihm ihre Abenteuer, die sie mit ihrem Bruder Mantinias auf der Flucht aus Tyros bestanden. Nachdem der das Geschwisterpaar bis nach Thule verfolgende böse ägyptische Zauberer Paapes erschlagen ist, kehren Derkyllis und Mantinias nach Tyros zurück, während Deinias die Reise von Thule aus noch bis in den Mond hinein fortsetzt und von da auf wunderbare Weise sich nach Tyros zurückversetzen lässt. Photios’ Annahme, der Verfasser habe nicht lange nach Alexander d. Gr. gelebt (p. 112 a 3), verdient keinen Glauben; dagegen wird er Recht haben mit der Aufstellung, dass Lucian in der Vera historia sich auf A. D. beziehe (E. Rohde Griech. Roman 258, 2). Die Geschichten des Astraios über Pythagoras (Phot. p. 109 b 14ff. Porphyr. vit. Pyth. 10. 13) weisen in die Kreise des wiederauflebenden Pythagoreismus (Nigidius, Sotion, Apollonios von Tyana), in römische Zeit der Name des Verfassers selbst, in die Zeit des auch die griechische Prosa erfassenden Atticismus der bei aller Schlichtheit (Phot. p. 109 a 7) doch auf attische Reinheit (p. 111 a 21ff.) Anspruch erhebende Ausdruck. Endlich macht die Composition des Buches, verglichen mit derjenigen der späteren Romane, das Unverbundene der Motive, das völlige Fehlen individueller Charakteristik, das Vorwiegen des roh stofflichen Interesses an den Abenteuern, das fast gänzliche Zurücktreten des erotischen Elements wahrscheinlich, dass Photios in diesem Roman mit Recht den ältesten aller griechischen und den für die Behandlung dieser Gegenstände im Wesentlichen massgebend gewordenen gesehen habe (s. E. Rohde Griech. Roman 245. 250–287). A. D. wird nach allem diesem in das 1. Jhdt. n. Chr. zu setzen sein. Der Text von Photios’ Excerpt ist auch in die Sammelausgaben der Erotici Graeci von Passow (Bd. I Leipzig 1824), Hirschig (Paris 1856) und Hercher (Bd. I Leipzig 1858) aufgenommen.