Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Von Askalon, Akademiker, Begründer der sog. fünften Akademie im 2. Jh. v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 2493 (IA)–2494 (IA)
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62) Von Askalon, Akademiker, Begründer der sog. fünften Akademie. Geboren in den zwanziger Jahren des 2. Jhdts. v. Chr. (s. Chappuis 2) verliess er seine Heimat schon früh auf Nimmerwiedersehen (Cic. Tusc. V 107), um in Athen Schüler des Philon von Larisa zu werden. Viele Jahre hindurch hörte er die Vorlesungen Philons und bekannte sich in seinen früheren Schriften durchaus zu dem Standpunkt seines Lehrers (Cic. Acad. II 69). Dass er auch den Stoiker Mnesarchos gehört habe, sagen Numenius (Euseb. praep. evang. XIV 9, 3) und Augustinus (c. Academ. III 41), und wird durch Cic. Acad. II 69 nicht widerlegt. Als Philon im J. 88 aus Athen nach Rom flüchtete, folgte ihm A. vielleicht und machte dort die Bekanntschaft des L. Lucullus, als dessen Begleiter wir ihn im J. 86 in Alexandreia finden. Schon vor diesem Zeitpunkte muss sich ein Gegensatz zwischen den Anschauungen des Lehrers und des Schülers herausgebildet haben, der nunmehr auch zum öffentlichen Austrag kam, indem A. auf eine Schrift Philons, die er in Alexandreia erhielt, in einer ,Sosos‘ betitelten Schrift erwiderte und sich endgültig sowohl von dem vermittelnden Standpunkt seines Lehrers als von dem Skepticismus der mittleren und neueren Akademie lossagte, angeblich um zu der Lehre der alten Akademie zurückzukehren (Cic. Acad. II 11f.). Später finden wir ihn als Haupt der akademischen Schule in Athen, wo ihn Cicero im Winter 79/78 ein Halbjahr hörte (Cic. Brut. 315; de fin. V 1). Er verliess Athen, um sich nochmals seinem Gönner Lucullus anzuschliessen, als derselbe im J. 73 zum zweiten mithridatischen Kriege aufbrach. Die Schlacht von Tigranocerta erwähnte er nach Plut. Lucull. 28 in seiner Schrift περὶ θεῶν, muss aber bald darauf (68 oder 67) gestorben sein (Cic. Acad. II 61 in Syria cum esset mecum paulo ante quam est mortuus). Die erwähnte Rückkehr des A. zur alten Akademie ist in Wahrheit der Übergang zu einem dogmatischen Eklekticismus, in welchem A. die ihm zusagenden Lehren der altakademischen, peripatetischen und stoischen Philosophie zu einem neuen System zu verbinden suchte. Er behauptete, dass diese drei Systeme in der Sache übereinstimmten und nur im Ausdruck sich unterschieden. Näheres bei Zeller Philos. der Griech. IV³ 598–610. Hirzel Unters. zu Cic. philos. Schr. siehe Inhaltsverz. Chappuis De Antiochi vita et doctrina, Paris 1854. Hoyer De Antiocho Ascalonita, Inaug.-Diss. Bonn 1883. Trotz seines Mangels [2494] an Schärfe und Folgerichtigkeit des Denkens hat A. einen weitreichenden Einfluss auf die philosophische Bildung der Folgezeit gehabt. Cicero benützt ihn vielfach, namentlich de fin. V; Topica 6–78; Acad. II 17–60. Entschieden zu weit geht in der Zurückführung ciceronischer Schriften auf A. Hoyer in der oben genannten Dissertation.