3) Aus Theben, berühmter Aulet, auch Componist, blüht um 400–370. Sein Leben und Wirken ist gut behandelt von Dinse De A. Thebano musico, Berlin 1856. Er war Sohn des Dionysios (Harpokr. Bekker Anecd. I 410), nicht des Satyros (Dinse 22–28). Nach Suidas soll er Aulod, das soll wohl heissen Aulet, des Dithyrambendichters Philoxenos gewesen sein; da nun dieser etwa von 410 an in Athen thätig war, im J. 380 aber gestorben ist, mag unser A. zu Ende des 5. Jhdts. nach Athen ausgewandert sein (Dinse 6–11). Bestimmt erwähnt wird seine Thätigkeit bei der Hochzeit des Iphikrates mit einer thrakischen Fürstentochter 382/1 (Anaxandrides bei Athen. IV 131 B); auch zur Zeit des Epameinondas war er noch am Leben (Plut. apophth. Epam. 20 p. 193 F). Die Nachricht des Gellius XV 17 dagegen, welche A. zum Lehrer des Alkibiades macht, scheint auf Verwechslung zu ruhen, und nicht besser steht es mit Erzählungen, welche die Lebenszeit unseres Auleten bis in die Zeit des Alexander und Pyrrhos ausdehnen möchten (Dinse 17–22). Zur Annahme eines zweiten A. liegt demnach kein zwingender Grund vor. Von welcher Bedeutung für die Technik seines Instrumentes die Wirksamkeit dieses Künstlers war, geht am deutlichsten aus jener Stelle des Theophrast von dem Rohr im See Kopais hervor. Dieser Naturforscher unterscheidet (h. pl. IV 11, 3) bestimmt den Gebrauch der Instrumentenmacher vor und nach A.s Zeit, die Worte συμμύειν einerseits und κατασπάσματα andererseits scheinen zu bedeuten, dass die Rohrzunge früher festlag, später vibrierte. Der Aulet soll vor diesem Wendepunkt ἀπλάστως, nach demselben μετὰ πλάσματος geblasen haben, ein Unterschied, der angesichts der Stelle des Quintilian (inst. I 11, 7) kaum anders, denn als, eine Vertiefung des Tones gefasst werden kann. Dass aber A. eine grosse Zahl von Schülern hatte, welche die Kunstrichtung ihres Meisters gegenüber der des Dorion eifrig und hartnäckig verteidigten, wissen wir aus Plutarch de mus. 21. Wahrscheinlich huldigte eben A. der fortschrittlichen Richtung eines Philoxenos und Timotheos, welche, wie bekannt, auf scharfen Widerspruch stiess und sogar in der Komoedie verspottet wurde. Dorion scheint dagegen der alten und einfachen Richtung angehört zu haben; jedenfalls hat Timotheos von Milet spöttische Bemerkungen von ihm zu hören bekommen, Athen. VIII 338 A. Wenn die Erzählung des Apuleius Flor. I 4 auf Wahrheit beruht und nicht auch dort der Name eines berühmten Mannes am unrechten Ort eingesetzt ist, gab A. viel auf seinen Stand als Künstler und litt nicht, dass man Auleten auch jene Handwerker nannte, welche bei Leichenbegängnissen Musik machten (monumentarii ceraulae – ob damals in Athen bekannt?). Die Angabe des Suidas, A. sei der erste, welcher sich milesischer Schuhe bedient habe, brachte Dinse auf die Vermutung, derselbe sei vielleicht identisch mit dem Auleten Batalos, von welchem Libanios ganz etwas ähnliches erzählt. Ein verführerischer Gedanke; Batalon hiess ja die Taktmaschine (κρουπέζιον oder scabillum), somit könnte man versucht sein, deren Einführung dem A. zuzuschreiben. Aber Suidas fährt fort: ,und er zog im Komastes ein safrangelbes Gewand an‘. Es [2401] wird also wohl in der ganzen Stelle von der weichlichen Tracht die Rede sein, welche A. anzulegen sich erlaubte, die milesischen Schuhe werden eine weiche und bequeme Bekleidung der Füsse gewesen sein. Unter dem Komastes, dem Nachtschwärmer, wird man sich gern einen Dithyrambos des Philoxenos denken (anders allerdings Dinse 71), in welchem ein Anzug wie gelber Schlafrock und weiche Pantoffeln wahrscheinlich gut am Platze war.