Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bewohner der südlichen Halbkugel
Band I,2 (1894) S. 2396 (IA)–2397 (IA)
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Antichthones (ἀντίχθονες) unterscheidet Achilles isag. 30 (Petav. Uranol. 155 C) von den περίοικοι, ἄντοικοι, ἀντίποδες (s. d.) als οἱ κατὰ διάμετρον ἐν ταῖς ὁμοίαις ζώναις οἰκοῦντες, d. h. als die um 180° von einander entfernten Bewohner derselben Zone, also = περίοικοι im engeren Sinne. Dazu stimmt seine Angabe p. 156 B, dass sie in den Jahres-, aber nicht in den Tages- und Nachtzeiten übereinstimmen. Dagegen sind die auf obige Stelle folgenden Worte verdorben. Im Gegensatz zu dieser, wie scheint alleinstehenden Erklärung werden bei Achilles 29 p. 155 A (= 266 E) jedenfalls nach anderer Quelle (vgl. 154 D τινὲς δὲ καὶ ταῦτα περὶ τῶν ζωνῶν εἰρήκασι A. nur den Antipoden gegenübergestellt und bestimmt als οἱ ἐπὶ τοῦ αὐτοῦ ἡμισφαιρίου (der ‚oberen‘ oder ‚unteren‘) βόρειοί τε καὶ νότιοι κατοικοῦντες, d. h. = ἄντοικοι. Vgl. Ampel. 6. Censorin. frg. 2 p. 56, 23 Hultsch (= Schol. German. p. 106, 11 Breysig). Hier bekommen sie auch in einer Glosse die sonst nicht belegten Namen ἀντίστοιχοι und ἀντίσκοποι (s. Hultsch praef. p. VIII). Gewöhnlich aber bezeichnet das Wort, wie vielleicht auch im frg. Censorin., die Bewohner der ganzen südlichen Halbkugel (oder gemässigten Zone) im Gegensatz zur nördlichen, nicht blos die ihrer ‚oberen‘ Hälfte. So bei Mela I 4. 54. Apul. met. I 8. Ptolem. m. constr. VI 6 Ende (p. 408 Halma). Die Ansicht, [2397] dass Taprobane schon zu den A. gehöre, erwähnt Mela III 70 (als prima pars orbis alterius) und Plin. n. h. VI 81 (Antichthonum appellatione). Cicero Tusc. I 69 bezeichnet die Erdhälfte der A., den alter orbis, geradezu als ἀντίχθων. Endlich Mart. Cap. VI 604ff. verweist A. und antipodes auf die ‚untere‘, abgewandte Erdhälfte, und zwar die A. auf deren südlichen Teil, sie sind ihm also gleich den eigentlich so zu nennenden antipodes. Danach scheint A. allgemein die Bewohner der anderen Halbkugel, im Gegensatz zu der, auf der die οἰκουμένη lag, bezeichnet zu haben, gewöhnlich (wie auch antipodes) die der südlichen. Und es ist wohl anzunehmen, dass das Wort auf die pythagoreische ἀντίχθων zurückgeht; vgl. Cic. a. a. O. und H. Berger Gesch. d. wiss. Erdkunde d. Gr. II 10, 3. Denn bei den Umwandlungen, die diese Vorstellung erlitten hat, konnte man in der Gegenerde schliesslich den der οἰκουμένη entgegengesetzten Teil der Erde, die ἀντοικουμένη sehen und ihre Bewohner A. nennen statt antoeci oder antipodes. Durch diese Bedeutung des Wortes erklärt sich auch, dass nach Achilles 157 C, wie über die οἰκήσεις und ihre Namen überhaupt, so gerade über A. und Antipodes grosse Uneinigkeit (πολλὴ ταραχή) geherrscht hat. Vgl. noch Petav. 169 und s. Antipodes.