Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Sinait
Band I,2 (1894) S. 2068 (IA)–2069 (IA)
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9) A. der Sinaite, d. h. Mönch eines der Klöster im Sinaigebirge. Unter diesem Namen sind irrtümlich seit Alters ganz verschiedene Personen zusammengefasst worden, mindestens drei, nämlich

  • 1) ein A., Patriarch von Antiochien 559–599, ein Vorkämpfer der unveränderten chalcedonischen Orthodoxie, Gregor dem Grossen von Rom nahe verbunden.
  • 2) Sein gleichnamiger Nachfolger in Antiochien bis 610, ebenfalls aus dem Briefwechsel Gregors bekannt und Übersetzer von Gregors Buch de cura pastorali.
  • 3) Ein Presbyter und Mönch auf dem Sinai um 670, der eine umfangreiche litterarische Thätigkeit zu Gunsten der Orthodoxie entfaltet hat. Vieles angeblich von ihm Geschriebene liegt noch in Bibliotheken verborgen; über das unter seinem Namen Gedruckte sind die Forschungen lange nicht abgeschlossen (das Beste Kumpfmüller De Anastasio Sinaita, Würzburg 1865). Seine Bedeutung auch für die ältere Litteraturgeschichte besteht in dem gelehrten Gebrauch, den er von früheren Arbeiten macht; besonders sein antimonophysitischer ὁδηγός und die ἐρωτήσεις καὶ ἀποκρίσεις über schwierige Punkte in der Bibel enthalten wertvolle Fragmente älterer Autoren. Diese Werke bei Migne Patrolog. graec. t. LXXXIX; desgl. vgl. Fabricius Bibl. graec. ed. Harles X 571–613. Eine, allerdings anscheinend nirgends begründete, gelehrte Tradition sieht in ihm auch den Verfasser der auf ca. 670 anzusetzenden Antiquorum patrum [2069] doctrina de Verbi incarnatione, die Mai Script. veterum nova collectio VII 1–73, leider unvollständig, herausgegeben hat. Es ist das eine kostbare Sammlung von Bruchstücken aus grossenteils verlorenen älteren Schriften; gegen 70 verschiedene Kirchenlehrer hat der Verfasser für seinen Zweck, die Bekämpfung des Severianismus, studiert, darunter Iustinus, Irenaeus, Hippolyt. Vgl. F. Loofs Leontius von Byzanz in: Texte u. Untersuch. v. Gebhardt u. Harnack III 1. 2, 1888, 92–108.