Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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König der Athamanen, 220 v. Chr. Schwager eines illyrischen Fürsten
Band I,2 (1894) S. 2004 (IA)–2005 (IA)
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2) König der Athamanen. Weniger durch hervorragende persönliche Eigenschaften (Polyb. XVIII 10, 7 εὐάγωγον. App. Syr. 13 ἀσϑενῆ καὶ πϱαγμάτων ἄπειϱον) als durch die geographische Lage seines Ländchens (zwischen Makedonien und Aitolien) war A. dazu berufen, in den um die Wende des 3. Jhdts. v. Chr. geführten Kämpfen zwischen Makedonien, Griechenland und Rom eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Um 220 v. Chr. wird er als Schwager des illyrischen Fürsten Skerdilaides genannt (Polyb. IV 16, 9 in der Form Ἀμυνᾶς). Durch die Heirat mit Apama, der Tochter des Alexandros von Megalopolis und Schwester des Philippos von Megalopolis, der auf Grund angeblicher Verwandtschaft mit Alexandros d. Gr. Anspruch auf Makedonien erhob, knüpfte er Beziehungen an, die ihm verhängnisvoll werden sollten (Liv. XXXV 47, 5ff. App. Syr. 13). Im ersten makedonischen Kriege verhandelte er im J. 208 im Namen der Aitoler als Vermittler zwischen diesen und König Philipp (Liv. XXVII 30, 4. App. Mak. 3). Doch bald wandte er sich dem Philipp zu, erlaubte ihm den Durchzug durch sein Gebiet, wodurch die Aitoler zu dem Separatfrieden mit Makedonien gezwungen wurden, und erhielt zum Lohn dafür die Insel Zakynthos, die er seinem Schwager Philippos zur Verwaltung übergab (Liv. XXXVI 31, 11ff.). Im J. 205 nahm er in Phoinike (Epeiros) an den Friedensverhandlungen zwischen König Philipp und Sempronius teil (Liv. XXIX 12, 12). Bei Ausbruch des zweiten makedonischen Krieges (200) bot A. den Römern seine Hülfe an und erhielt die Aufgabe, die Aitoler zum Anschluss an Rom zu bewegen (Liv. XXXI 28, 1. 3). Mehrfach tritt er in diesem Kriege hervor: Im J. 198 eroberte er (mit römischer Unterstützung) Gomphoi und andere Orte des westlichen Thessaliens (Liv. XXXII 14), 197 nahm er im Gefolge des Flamininus an dem Congress von Nikaia teil (Polyb. XVIII 1, 3. App. Mak. 8), und während des darauf folgenden Waffenstillstandes schickte ihn Flamininus als Unterhändler nach Rom, wo er durch seinen Königstitel imponieren sollte (Polyb. XVIII 10, 7). Nachdem er bei den Verhandlungen in Tempe Schutz gegen Philipp von Rom verlangt hatte (Pol. XVIII 36, 3), erhielt er beim Friedensschluss alle festen Plätze, die er während des Krieges Philipp abgenommen hatte (Pol. XVIII 47, 13). Trotz des augenfälligen Nutzens seines Anschlusses an Rom liess A. sich beim Beginn des syrischen Krieges (192 v. Chr.) durch seinen Schwager Philippos, dem Aussichten auf den makedonischen Thron vorgespiegelt waren (nicht dem A., wie Mommsen R. G. I 729 meint), verleiten, dem Bündnis mit Antiochos gegen Rom beizutreten (Liv. XXXV 47, 7. 8. App. Syr. 13). Als König Philipp, der Verbündete Roms, im J. 191 in Athamanien einfiel und sich die Sympathien eines Teiles der Bevölkerung zu gewinnen wusste, liess A. sein Land im Stich und floh mit seiner Familie nach Ambrakia (Liv. XXXVI 14, 7ff. App. Syr. 17). Die Römer verlangten darauf von den Aitolern seine Auslieferung, hatten damit aber keinen Erfolg (Polyb. XX 10, 5 = Liv. XXXVI 28. 29). Damals ging ihm auch die Insel Zakynthos verloren, indem sein Verwalter Hierokles, der dort dem Schwager Philippos [2005] gefolgt war, sie an den achaeischen Bund verkaufte (Liv. XXXVI 31, 12. 32, 1). Im J. 189 gelang es ihm mit Hülfe des aitolischen Bundes, den König Philipp, der sich durch zu schroffes Regiment in Athamanien verhasst gemacht hatte, aus dem Lande hinauszutreiben und sein Reich wieder in Besitz zu nehmen (Liv. XXXVIII 1. 2), worauf er auf seine Bitte Frieden von Rom erlangte (Polyb. XXI 25, 1ff. = Liv. XXXVIII 3). Die Gastfreundschaft, die er im Exil bei den Ambrakioten genossen hatte, lohnte er ihnen, indem er sich 189 bei den Römern für sie verwendete (Polyb. XXI 29). Mit dieser nach den Historikern gegebenen Darstellung bleibt einstweilen, bis weiteres Material dazukommt, schwer zu vereinigen die Inschrift bei Le Bas Voy. arch. V nr. 83, in der A. (ohne Königstitel) hinter einem [Πυ]ϑόδωϱος genannt wird. Vermutungen darüber bei Le Bas a. O. Die Schwierigkeiten sind gleich gross, ob man die Inschrift in die Zeit der zweiten Strategie des Alexandros Kalydonios (= 196/5) oder der dritten (= 185/4) setzen will. Diese Inschrift, sowie die im amphilochischen Argos (nicht in Athamanien, wie Waddington Revue Num. N.S. IV 104-108 meinte) mit dem Namen A. geprägten Münzen (vgl. Imhoof-Blumer Num. Zeitschr. X 1878 95ff. Weil Ztschr. f. Num. VII 1880, 127. Oberhummer Akarnanien etc. 181. 297) zeigen, dass das von der Regierung des A. aus den Historikern zu gewinnende Bild wohl ein sehr unvollständiges ist.