Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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schöne Tochter des eleusinischen Königs Kerkyon, mit Kind von Poseidon
Band I,2 (1894) S. 1596 (IA)
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6) Tochter des eleusinischen Königs Kerkyon, des Halbbruders des Triptolemos, eine schöne Jungfrau, welche von Poseidon geliebt wurde. Als sie von diesem ein Kind gebar, setzte sie dasselbe aus; aber eine Stute kam und nährte es. So fand es ein Hirte und nahm das Kind mit sich. Als er einst den Knaben, nicht aber dessen kostbares Kleid einem anderen Hirten überlassen wollte, entstand darüber ein Streit. Der Hirte enthüllte, vor den König gebracht, die ganze Sache, da Kerkyon das Kleid erkannte. A. wurde zum Tode eingesperrt, das Kind von neuem ausgesetzt und auf dieselbe Art genährt und gefunden. Die Hirten nannten den Knaben Hippothoon oder Hippothoos, da er von einer Stute gesäugt worden war. Er galt als der Heros eponymos der attischen Phyle Hippothontis. Die A. verwandelte Poseidon in eine Quelle (Hyg. fab. 187. 238. 252. Harpokr. s. Ἀλόπη Demosth. LX 27ff. Schol. Aristoph. Av. 560. Et. M. s. Ἱπποθόων. Paus. I 5, 2). Nach Hesych. s. Ἀλόπη hiess die Quelle in Eleusis, in welche der Leib der A. verwandelt worden sein sollte, Φιλότης. Als Theseus auf seiner Wanderung von Troizen nach Athen den Kerkyon im Ringen überwunden und getötet hatte, kam Hippothoon zu ihm und erbat sich von ihm die grossväterliche Herrschaft, die ihm auch Theseus einhändigte (Hyg. fab. 187. Paus. I 39, 3). Die Erzählung bei Hygin folgt wahrscheinlich der Tragödie A. des Euripides, von der noch einige Bruchstücke vorhanden sind (Welcker Gr. Trag. II 711ff.). Ein Relief auf der Vorderseite eines Sarkophags zu Rom scheint gleichfalls die euripideische Tragödie zum Vorbilde zu haben (vgl. Welcker Alte Denkm. II 202ff. v. Duhn Antike Bildwerke in Rom II 2888). Die bei Plut. Thes. 29 erwähnte Tochter des Kerkyon, der Theseus nach der Erlegung ihres Vaters gewaltsam beigewohnt haben soll, ist wohl dieselbe A. nach einer von Euripides abweichenden Form der Sage. In dem Rechtsstreit des attischen Geschlechtes Φοίνικες mit der Gemeinde Phaleron, in welchem es sich um ein Priestertum des Poseidon handelte, ist, wie wir aus Harpokration (s. Ἀλόπη) wissen, der A. Erwähnung geschehen; vgl. Dion. Hal. de Dinarcho 10. Dieses ist insofern beachtenswert, als A. die Gattin des Poseidon war, um dessen Priestertum der Streit geführt wurde. Über den Poseidonkult in Phaleron ist nichts Näheres bekannt. Die thessalische Stadt A. hatte nach Pherekydes ihren Namen von A., der Tochter des Kerkyon, nach Philonides von einer gleichnamigen Tochter des Aktor (Steph. Byz.).