Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Führer einer Festgesandtschaft
Band II,1 (1895) S. 552553 (IA)
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Ἀρχιθέωρος (auch ἀρχεθέωρος CIG 2270. CIA II 815, 34. Dittenberger Syll. 367, 15f.), Führer einer Festgesandtschaft (Andokid. I 132. Demosth. XXI 115). Um den Staat würdig zu repräsentieren, erhielten die ἀρχιθέωροι öffentliche Gelder angewiesen (CIA II 814, 34), mussten aber aus eigenen Mitteln zusetzen (Aristot. Eth. Nicom. IV 1122a 24, vgl. CIG 2270. 2336). Daher ward die Architheorie als Leiturgie betrachtet (Aristot. und Demosth. a. a. O.). Mehrfach wurden Weihgeschenke von ἀρχιθέωροι gestiftet (CIG 2860, 6. 7. Dittenberger Syll. 367, 15f.). Besonders grossen Aufwand machte Nikias als Führer einer delischen Theorie (Plut. Nik. 3). In der Regel kann an der Spitze einer Gesandtschaft wohl nur [553] ein Architheoros gestanden haben, doch werden die ἀρχιθέωροι auch in der Mehrzahl genannt (CIA II 814, 34). In späterer Zeit heissen auch die Führer von Gesandtschaften, die mit weltlichen Behörden verhandeln, ἀρχιθέωροι, wobei es zweifelhaft bleibt, ob vielleicht die Gegenstände der Verhandlungen ausschliesslich religiöser Natur waren (CIG 2670. 3656).