Ἀναγυράσιος δαίμων, Ortsheros eines heiligen, im attischen Demos Anagyrus gelegenen Hains, den die Legende als grausamen Rächer dortigen Baumfrevels schildert. Einen Greis, der sich solchen Frevels vermessen, strafte er, indem er dessen Kebsweib mit Liebestollheit erfüllte gegen den Sohn des Alten. Der Sohn wurde, als er ihre Anträge zurückwies, von dem beleidigten Weibe als Verführer beim Vater verleumdet, von diesem geblendet und (lebendig?) in einem Hause eingemauert, worauf der Vater aus Reue sich erhing, das Kebsweib aber in einem Brunnen sich ertränkte: Hieronymos π. τραγῳδοποιῶν frg. 4 Hiller aus Suid. = Apostol. IX 79 (nach Kock CAF I 402 aus dem Ἀνάγυρος des Aristophanes), und zwar ἀπεικάζων (nachbildend, Rohde Psyche 179) τούτοις τὸν Εὐριπίδου Φοίνικα (frg. 801–815 N.), wo die Rolle des Greises Amyntor, des Sohnes Phoinix, der παλλακὴ Phthia (Alkimede) spielt. Nach Diogenian. III 31 (cod. Coisl. I p. 219f. Gotting.) liess der ἀ. δ. auch die Frau des Alten sterben, war die Verleumderin vielmehr die Stiefmutter des Sohnes, und erhing sich der Alte aus Lebensüberdruss. Zenob. II 55 = Diogen. I 25 führt auf den Heros, den er Ἀνάγυρος nennt, das zuerst bei Aristoph. Lys. 68 auftauchende Sprichwort ἀνάγυρον κινεῖν (vgl. Hesych. s. v.) zurück, das aber vielmehr die im gleichnamigen Demos (s. d.) besonders häufig auftretende, ihm eponyme, übelriechende Pflanze ἀνάγυρος angeht. Über das Verhältnis von ἥρως zu δαίμων vgl. Rohde a. O. u. 94f. Vgl. Art. Anagyrus.