RE:Μεσημβρινὸς κύκλος

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bezeichnung der kosmischen Mittagslinie auf der Erdkugel
Band XV,1 (1931) S. 10781079
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Μεσημβρινὸς κύκλος bezeichnet sowohl die kosmische Mittagslinie, die durch die beiden Himmelspole, die sog. Himmelsmitte (μεσουράνημα, μεσουράνησις, summum caelum) und den Horizont geht, als auch die äquivalente geographische Mittagslinie auf der Erdkugel. H. L. Ideler weist im Kommentar zu Aristot. met. II 5, 12 p. 568 auf Stob. I 24 (= I 23 p. 201 Wa = Aetius II 12, 1. 2 p. 340, 11 Diels), wonach Thales, Pythagoras und dessen Anhänger die Zoneneinteilung des Himmels und den Meridian gekannt haben, der alle Zonen in gerader Richtung vom Nord- zum Südpol scheidet. Aber es läßt sich aus den Worten des Stobaios nicht entnehmen, daß die Mittagslinie von Thales zuerst eingeführt worden ist. Wahrscheinlich hat den Meridiankreis Eudoxus bereits gekannt (so mit Schlachter-Gisinger Der Globus, seine Entstehung und Verwendung in der Antike, Stoicheia VIII (1927) 16f. gegen Künssberg Eudoxus von [1079] Knidos, Progr. Dinkelsbühl I [1888] 25 und 31,1). Unser erstes positives Zeugnis ist Aristot. met. p. 362 b 11 (φαίνεται [sc. ὁ στέφανος] γὰρ ὑπὲρ κεφαλῆς γιγνόμενος ἡμῖν, ὅταν ἦ κατὰ τὸν μεσημβρινόν) und p. 375 b 29 (ὅταν ἐπὶ τοῦ μεσημβρινοῦ γένηται τὸ ἄστρον). Autolykos de ortibus et occ. II 9 p. 132, 8. 20 Hultsch verwendet ihn als bekannte Größe, und Euclides gibt phaenom. p. 6, 19 ed. Menge die richtige Definition: μεσημβρινὸς δὲ κύκλος καλείσθω ὁ διὰ τῶν πόλων τῆς σφαίρας καὶ ὀρθὸς πρὸς τὸν ὁρίζοντα. Dann benutzen ihn die Astronomen bei den Sternbeobachtungen und Stundeneinteilungen, besonders Hipparch und Ptolemäus; das Verhältnis des Meridians zu der Schiefe der Ekliptik behandelt ausführlich Geminus cap. II 22 p. 26, 17ff. Man. Wie Geminus cap. V 65 p. 66, 3ff. Man. betont, ist er bei der Drehung des Kosmos unbeweglich und behält dieselbe Lage bei; steht die Sonne auf demselben, dann bewirkt sie Mittag und Mitternacht. Daher wird der Meridian nicht auf den Globen des gestirnten Himmels aufgetragen, da er unveränderlich ist und keine Veränderung seiner Lage zuläßt. Jedenfalls sind die Globen schon vor ihm, nachdem sie mit den Sternbildern und den Himmelskreisen versehen waren, in den festen Meridianring eingelassen worden. Das Material desselben konnte aus Holz oder Metall bestehen, genaue Angaben über die Anbringung des Meridians und seine Einteilung an einem wissenschaftlich richtig hergestellten Himmelsglobus gibt Ptolem. synt. VIII 3 = Bd. II p. 180, 21ff. Heib.; auch an den Aratgloben wird der Meridian außen angebracht, darüber orientiert Leontius de sphaerae Arateae constructione cap. 5 ed. Maass Comm. in Arat. rell. p. 564, 30ff., vgl. auch Anon. in Arat. ebd. p. 95, 12 M. und Achilles ebd. p. 51, 22 und 52, 15ff., näheres bei Schlachter-Gisinger 37f. — Auch die Erdkugel wird vom Meridian umgeben, der durch die Pole der Erdkugel durchgeht, er wurde wohl zuerst von Hipparch eingeführt. Über seine Anfertigung und Beschaffenheit orientiert vor allem Ptol. geogr. I cap. 22, dazu Gisinger Art. Geographie o. Suppl.-Bd. IV S.620. 660ff. und Schlachter-Gisinger 56. Die Auffindung des Meridians durch den Gnomon bespricht ausführlich Vitruv. I 6, 6 und 6, 12, seine Anweisungen behandelt Rehm Griechische Windrosen S.-Ber. Akad. Münch., phil.- hist. Kl. 1916, Abh. 3 S. 10-14.

[Gundel. ]

Anmerkungen (Wikisource)

Lemma mit falschem Accent als Μεσημβρινός κύκλος gedruckt.