Rückkehr der Muse
Erscheinst Du wieder, Lust der vergangnen Zeit?
Mit süßem Wohllaut schwellend des Dichters Brust,
Dem schon des Lebens trübe Woge
Launisch den blühenden Kranz entrissen,
Mit dem in stiller Nacht oft Polyhymnia
Den Liebling schmückte, wenn in sein Saitenspiel
Ein lesbisch Klaglied säuselnd hauchte
Oder ein rauschender Sang von Theben.
Du nahst mir wieder, Göttin, vom Glanzgewölk,
Vom warmen Odem himmlischer Kraft umweht!
Du lächelst Muth in meine Seele,
Zwingst an das Herz mir die Harfe wieder.
Vom hohen Fenster schau’ ich hinaus in’s Land.
Auf Schneegefilden trauert des Mondes Licht,
Und einsam steht der Wald, es wehen
Thauende Winde so leis herüber.
[6]
Verzage nicht, Du sehnendes, armes Herz!
Noch wölbt sich droben dunkel, doch unbewölkt,
Des Himmels Pracht, und sieh, es heben
Siegend[1] ihr Antlitz die ew’gen Sterne.