Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Prinz Napoleon Bonaparte
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 260
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[260] Prinz Napoleon Bonaparte, der Cousin des jetzigen Kaisers, Commandeur der französischen Reserve in der Türkei, ist der Sohn Jerome Bonaparte’s und seiner zweiten Frau, der Prinzessin Katharina von Württemberg[WS 1]. Geboren in Triest am 9. Sept. 1822, hörte er bald von dem untergegangenen Glanze seines großen Namens und ward durch Erziehung, Unterricht, Reisen durch Deutschland, Italien, Amerika, England u. s. w., französirte Politik und Umgang mit dem Volke in seiner energischen, feurigen Natur bald zu einem öffentlichen Charakter. – Nach der Februar-Revolution trat er plötzlich, um es kurz zu bezeichnen, als ein blutrother Republikaner auf und ward als solcher in die constituirende Versammlung gewählt. Hier sprach er oft leidenschaftlich als geschworner Feind aller Fürsten, Könige und Kaiser.

Doch vom republikanischen Roth bis zum kaiserlichen Purpur war bei ihm nur ein Schritt, als sein Cousin, der Neffe des Onkels, glücklich Kaiser geworden. Die Zeitungs-Correspondenten verheiratheten ihn schon zweimal, einmal mit einer schönen Tochter der Königin Christine von Spanien, und dann mit einer andern Königstochter, seiner Cousine in Würtemberg. Noch ist er ledig und blos mit einer bedeutenden Stelle im Oriente von seinem Kaiser und Vetter versehen worden. Sein Durst nach Thaten und Ruhm machte ihn zum Bittsteller bei einem Kaiser.

„Wenn die Nation zu den Waffen greift,“ schrieb er an Kaiser Napoleon, „werden Ew. Majestät wohl finden, daß mein Platz nur unter den Soldaten sein darf, und Ich bitte Sie deshalb, unter sie zu treten, damit ich die Rechte und die Ehre Frankreichs vertheidigen helfen kann. Mein Platz ist in der Mitte von Soldaten.“

Sollte darin etwas Prophetisches liegen? Napoleon der Große war auch ein Kind der Republik – „Ein solcher Brief von einem ehemaligen „Blutrothen“ geschrieben, ist keins der geringsten, unter den epigrammatischen Ereignissen der neuesten Geschichte Frankreichs. Daß ein Mann, dessen politische Feindschaft gegen Louis Napoleon um so bittrer war, als sie sich gerade von Blutsverwandtschaft nährte, dessen Republikanismus vom glühendsten Hochroth war, in dessen Augen Königthum als ein nie zu vergebendes Verbrechen erschien, und dessen Ausbrüche in der National-Versammlung selbst die Linksten und die Höchsten des „Berges“ überraschten, daß solch ein Mann seinen Cousin in aller Unterthänigkeit mit „Majestät“ anreden konnte, ist ein eklatanter Beweis der Wahrheit und vielfachen Wirklichkeit des französischen Sprüchwortes: „On ne doit jamais jures de rien“. (Man darf Niemals auf Etwas schwören.“) –

Doch steht er als solche Metamorphose durchaus nicht allein, am Wenigsten in Frankreich. Der Kaiser hat sein Gesuch bewilligt, und wir können vielleicht bald von großen Thaten eines Napoleon in der Türkei hören. Nach Beweisen aus seiner bisherigen Haltung zu schließen, muß man ihn für einen feurigen. energischen Napoleonscharakter halten, von kühnem Ehrgeiz, von Ruhmbegier beseelt, der nicht sehr gewissenhaft in seinen Mitteln sein würde, wenn es gälte, Ruhm und militärische Ehren zu ernten. Er charakterisirt sich durch eine ruh- und rastlose Energie des Strebens nach etwas Großem, seines Schlachten- und Kriegsruhm bedeckten Namens würdigen, das ihm selbst noch nicht recht klar sein mag, und dessen Gestalt zunächst von den Fäden und Fehden des orientalischen Kriegsfatums abhängen wird.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Friederike von Würtemberg