Textdaten
<<< >>>
Autor: Theodor Fontane
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Prinz Louis Ferdinand
Untertitel:
aus: Gedichte
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1847
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Theodor Fontane. Gedichte.
Scans auf Commons, Seite 276-279
Kurzbeschreibung: Gedicht über Louis Ferdinand von Preußen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[276]
Prinz Louis Ferdinand.


Sechs Fuß hoch aufgeschossen,
Ein Kriegsgott anzuschaun,
Der Liebling der Genossen,
Der Abgott schöner Fraun,

5
Blauäugig, blond verwegen

Und in der jungen Hand
Den alten Preußen-Degen -
Prinz Louis Ferdinand.

     Die Generalitäten

10
Kopfschütteln früh und spät,

Sie räuspern sich und treten
Vor Seine Majestät,
Sie sprechen: „nicht zu dulden
Ist dieser Lebenslauf,

15
Die Mädchen und die Schulden

Zehren den Prinzen auf.“

     Der König drauf mit Lachen:
„Dank schön, ich wußt’ es schon;
Es gilt ihn kirr zu machen,

20
Drum: Festungs-Garnison;

Er muß in die Provinzen
Und nicht länger hier verziehn,
Nach Magdeburg mit dem Prinzen
Und nie Urlaub nach Berlin.“

[277]
25
     Der Prinz vernimmt die Märe,

Saß eben bei seinem Schatz:
„Nach Magdeburg, auf Ehre
Das ist ein schlimmer Platz!“
Er meldet sich am Orte

30
Und es spricht der General:

„„Täglich elf Uhr zum Rapporte
Ein für allemal!““

     O Prinz, das will nicht munden,
Doch denkt er: „sei gescheit,

35
Volle vierundzwanzig Stunden

Sind eine hübsche Zeit,
Relais, viermal verschnaufen,
Auf dem Sattel Nachtquartier,
Und kann’s ein Pferd nicht laufen

40
So laufen’s ihrer vier.“


     Hinfliegt er wie die Schwalben,
Fünf Meilen ist Station,
Vom Braunen auf den Falben,
Das ist die Havel schon,

45
Vom Rappen auf den Schimmel,

Nun faßt die Sehnsucht ihn,
Drei Meilen noch - hilf Himmel,
Prinz Louis in Berlin.

     Gegeben und genommen

50
Wird einer Stunde Glück,

Dann, flugs wie er gekommen,
Im Fluge geht's zurück,

[278]
Elf Uhr am andern Tage

Hält er am alten Ort,

55
Und mit dem Glockenschlage

Da steht er zum Rapport. -

     Das war nur bloßes Reiten,
Doch wer so reiten kann,
Der ist in rechten Zeiten

60
Auch wohl der rechte Mann;

Schon über Thal und Hügel
Stürmt ostwärts der Koloß, -
Prinz Louis sitzt am Flügel
Im Rudolstädter Schloß.

65
     Es blitzt der Saal von Kerzen,

Zwölf Lichter um ihn stehn,
Nacht ist’s in seinem Herzen,
Und Nacht nur kann er sehn,
Die Töne schwellen, rauschen,

70
Es klingt wie Lieb und Haß,

Die Damen stehn und lauschen
Und was er spielt ist das:

     „Zu spät zu Kampf und Beten,
Der Feinde Rosses-Huf

75
Wird über Nacht zertreten,

Was ein Jahrhundert schuf,
Ich seh es fallen, enden,
Und wie alles zusammenbricht,
Ich kann den Tag nicht wenden,

80
Aber leben will ich ihn nicht.“


[279]
     Und als das Wort verklungen,

Rollt Donner schon der Schlacht,
Er hat sich aufgeschwungen,
Und sein Herze noch einmal lacht,

85
Voraus den andern allen

Er stolz zusammenbrach,
Prinz Louis war gefallen
Und Preußen fiel - ihm nach.