Preis-Aufgabe für das Jahr 1793

Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Preis-Aufgabe für das Jahr 1793
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 732–735
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
IX.
Preis-Aufgabe für das Jahr 1793.

Die für dieses Jahr aufzustellende Preis-Frage von der Gesellschaft zur Beförderung der Vaterländischen Industrie in Nürnberg, bestehet darin:

1) Ist die Stall-Fütterung in der Nürnbergischen Landschaft allgemein, oder wenigstens gröstentheils einzuführen möglich und nützlich?

2) Auf welche Art ist der – mit der Stallfütterung verbundene Futterkräuter-Bau, nach dieser oder jener Beschaffenheit des Erdbodens, mit dem besten Nutzen, anzulegen?

3) Gewinnt man dadurch so viel Dünger, daß man in den Stand gesetzt ist, die seitherige| Brach abgehen zu lassen, und den Brachfeldern dargegen mit dem nöthigen Dünger aufzuhelfen?

 Bey der Beantwortung dieser Fragen, wünscht die Gesellschaft, wenn es möglich wäre, daß sich hauptsächlich solche Land-Wirthe der Beantwortung der Preis-Aufgabe unterziehen möchten, die ihre vorzutragende Grundsätze mit eigenen Erfahrungen belegen könnten. Sie ersucht selbige, da der Landmann gegen jede Neuerung mißtrauisch, und auch den besten Vorschlägen abgeneigt ist, vor allem die Nutzbarkeit der Stallfütterung auch für unsere Gegenden, anschaulich und überzeugend zu beweisen. Dann ist nöthig, auf die verschiedenen Lands-Arten und Erdreiche Rücksicht zu nehmen: denn in einigen Gegenden ist der Boden sandig und leicht, an andern letticht und stark, an andern kalt oder warm, an andern steinig. Auch wird der Futterbau anders auf dem flachen Lande, anders auf dem Gebirge getrieben werden müssen, weil wahrscheinlich in gebirgigten Gegenden nicht alle diejenigen Futtergewächse gebauet werden können, die sich auf jenen erzielen lassen.

 Im Fall die Nützlichkeit und Thunlichkeit der Stall-Fütterung in unsern Gegenden erwiesen wäre, ist zu bemerken, bey welchen Erdarten solche wohl am vorzüglichsten, wo mit minderem Erfolg, oder in welchen gar nicht, einzuführen seyn möchte? und diese Angaben mit Gründen zu belegen.

 Man wünscht, bey der Beantwortung auch darauf Rücksicht zu nehmen, ob nicht an solchen| Orten, wo die ganze Stallfütterung nicht anwendbar wäre, dafür die Halbe einzuführen seye? Unter halber, oder unvollständiger Stallfütterung verstehet man den Weidgang, der Vor- und Nachmittags jedesmal nur 3 Stunden dauert, womit sodann zu Hause nur das halbe Stallfütterungs-Bedürfniß verbunden wird. Hier könnte zu gleicher Zeit die Gelegenheit benutzt werden, für solche Gegenden, wo die Stallfütterung vielleicht nicht statt fände, eine zweckmäsige Verbesserung der Hut-Weiden anzulegen.

 Man wünscht zu wissen, ob sie schon in einzelnen Nürnbergischen Dörfern oder bey einzelnen Land-Wirthen, eingeführt worden seye? mit welchem Erfolg? und seit wann? Man möchte die wahrscheinlichen Ursachen wissen, warum sie nicht häufiger eingeführt worden? und die zweckmäsigsten Mittel, diese Ursachen oder Hindernisse am geschwindesten und leichtesten zu heben.

 Ein wichtiger Umstand gegen die Stall-Fütterung möchte seyn, daß dadurch die Gemein-Huten aufgehoben, und die Schaafs- und Schweins-Zucht, zwey im Nürnbergischen nicht ganz unbeträchtliche Gegenstände, wegen dadurch zum Theil ganz hinwegfallender Trift, vermindert werden möchten. Wie könnte diesem widrigen Erfolg vorgebeugt werden?

 Die bey eingeführter Stallfütterung entbehrlich gemachte Gemeinplätze können viel vortheilhafter und einträglicher benutzt werden, wenn man sie vererbt. Nach welchem Verhältniß wäre deren Vertheilung mit den Gemeinde-Verwandten anzugehen?

|  Wie wären diejenigen Gemeinden, welche fremde Gründe behüten, deren Gründe aber vom Gegentheil nicht behütet werden, zu entschädigen?

 Wie können diejenigen klaglos gestellt werden, die keine Gemein-Plätze haben, und doch ihr Vieh auf andern Gründen ernähren?

 Wenn durch die Stallfütterung die Brach abgestellt werden kann: welche Ordnung mit Bauung der Getraid-Arten ist sodann die beste? und welche Änderung in der Ökonomie des Feld-Baues, macht die Abstellung der Brach nothwendig?

 Alle diese Rücksichten sind bey der Beantwortung der Preis-Aufgabe vor Augen zu haben, wenn sie genugthuend seyn soll.

 Die Antworten werden an den gesellschaftlichen Korrespondenz-Secretär, Herrn Johann Ferdinand Roth, Diakon an der Jacober Kirche allhier bis den 1 Merz 1794 ohne Bemerkung des Verfassers und des Wohnortes, unter unbekanntem Siegel, und wenn es hiesige Verfasser sind, von fremder Hand, eingesendet, und auf der Titel-Seite ein Motto beygesetzt, welches aussen auf eine versiegelte Beylage nochmahl geschrieben, inwendig aber der Name, Stand und Wohnort des Verfassers bemerkt ist.

 Diejenige Beantwortung, welche nach dem Urtheil unparteyischer Richter, für die beste erkannt wird, wird mit 25 Species-Dukaten belohnt. Nürnberg, den 14 May 1793.

Gesellschaft zur Beförderung der
Vaterländischen Industrie.