Praktische Verwendung der Elektricität

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Praktische Verwendung der Elektricität
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 288
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
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[288] Praktische Verwendung der Elektricität. Die neuerdings entdeckte und mehrfach angewandte Uebersetzbarkeit mechanischer Kraft in Wärme, Elektricität, Magnetismus und Licht oder überhaupt der einen Erscheinungsform in die andere wird sich wahrscheinlich noch auf mancherlei Weise praktisch verwenden und verwerthen lassen. In England hat man schon den Anfang damit gemacht. Professor Wheatstone und C. W. Siemens zeigten neulich in der königlichen Gesellschaft zu London jeder eine von ihm erfundene neue Elektrisirmaschine, durch welche die Verwandelbarkeit mechanischer Kraft in Elektricität auf überraschende Weise zur Anschauung kam. Diese Maschinen bestehen zunächst aus einer Barre weichen Eisens, das der Länge nach mit Kupferdraht umwickelt ist; dann aus zwei anderen befestigten Barren, zwischen welchen erstere gedreht wird. Je schneller diese Drehung vor sich geht, desto rascher und rauschender springen Ströme von Elektricität heraus, die, wohlfeiler als auf jede andere Weise gewonnen, sich vielfach auf chemische und mechanische Weise anwenden lassen. Siemens hat auch bereits eine solche höchst wichtige Verwendung gefunden, nämlich zur Erleuchtung von Warnungstonnen und Leuchtthürmen in großen Entfernungen vom Lande und zwar in jedem Wind und Wetter, welches die Annäherung von Menschen oft gefährlich, ja unmöglich macht. Man kann durch seine Maschine die gewonnene Elektricität vermittelst eines submarinen Kabels hinübersenden und die Tonnen und Thürme, welche vor gefährlichen Stellen warnen sollen, weithin strahlend erleuchten. Die Commissionäre der nordischen Leuchtthürme haben seine Erfindung bereits angenommen, um alle die unzähligen Warnungstonnen und Leuchtthürme auf den gefährlichen Stellen und um die Küsten Schottlands herum damit vom Lande aus zu erleuchten.

Ein wahres Ungeheuer von Elektrisirmaschine hat ein Mr. Wilde in Manchester aufgebaut. Sie wiegt neunzig Centner und enthält nicht weniger als zwanzig Centner Kupferdraht. Sie wird durch eine Dampfmaschine von acht Pferdekraft bewegt und giebt dann elektrisches Feuer in furchtbaren, mächtigen Strömen, welche, zum Lichte beruhigt, mit der vollständigsten Sonnenkraft leuchten. Man kann dabei Tag und Nacht photographiren und es auch in großen Fabriken und in Leuchtthürmen besser und billiger, als jedes andere Beleuchtungsmaterial anwenden. Eine französische Compagnie hat bereits das Gebrauchsrecht dieser Maschine gekauft und will sie zur Erleuchtung von Cap Grisnez verwenden, um damit nicht nur den ganzen Canal zwischen England und Frankreich, sondern auch einen Theil der südlichen Gegenden von England besser zu beleuchten, als es mit Tausenden von Gasflammen möglich ist. Außer zur Erzeugung mächtigen Lichtes dient die Maschine auch für wichtige Fabrikzwecke. So hat z. B. eine große Firma in Birmingham die Einrichtung getroffen, sie statt galvanischer Batterien für Ueberkupferung metallischer Artikel mit großem Vortheil zu gebrauchen, da die Elektricität, welche hier die Stelle der Säuren und des Zinks vertritt, viel billiger ist und schneller arbeitet. In einer anderen Anstalt gebraucht man sie zur Erzeugung des elektrischen oder activen Sauerstoffs Ozon, mit welchem man schneller und billiger bleichen kann, als auf jede andere bisher bekannte Weise. Weitere Verwendungen und Verwerthungen werden sich wahrscheinlich bald finden lassen.