Poetische Prosa zum Weihnachtsfest

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Titel: Poetische Prosa zum Weihnachtsfest
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 868 a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[868 a] Poetische Prosa zum Weihnachtsfest. „Schenkt mir nur nichts Unpraktisches!“ Diesen Ausspruch hört man vom Hausherrn und von der Hausfrau des öfteren vor Weihnachten und „ein Paar Hausschuh und Strümpfe, ein solider Schinken oder dergleichen sind mir lieber als allerlei hübsche, aber unnütze Sachen“ lautet der Schluß des Satzes. In solchen Fällen die geäußerten Wünsche unberücksichtigt zu lassen, wäre sehr unrichtig, denn es gilt doch vor allem, Freude zu bereiten. Wo man aber solche prosaische Liebesgaben auf den Weihnachtstisch legen muß, da sollte es nur in anmutiger Umhüllung, mit reizvollem, weihnachtlichem Ausputz geschehen, am Christfest soll auch die Prosa poetisch geschmückt werden. Kleine Anregungen zu solchem Ausputz wollen die folgenden Zeilen geben:

Ein Paar Hausschuhe lassen sich zum allerliebsten Zwillingspärchen ausputzen, wobei man auf jedes Schuhblatt erst ein zusammengefaltetes rauhes Waschläppchen als Kopfkissen heftet und hierauf einen Puppenkopf befestigt. In jeden Puppenkopf steckt man ein längliches Stück Seife, legt nun mehrere Waschläppchen bis zum Hals der Puppenköpfe als Wickelkissen herum und umbindet das Ganze kreuzweise mit dunkelrotem fingerbreiten Atlasband. Oben und unten werden zwei Schleifen als Schmuck befestigt, die so ausstaffierten Schuhe dann nebeneinander auf einen passenden, mit Tannenzweigen dicht besteckten Pappdeckel gelegt und zuletzt um diesen nochmals ein rotes Seidenband geschlungen.

Zwei Schneemänner lassen sich aus allerhand praktischen Sachen bilden. Ein dicker, allerdings ein wenig plumper Schneemann hat einen Rumpf aus dicht zusammengelegten selbstgestrickten Strümpfen, die erst in Seidenpapier gewickelt und mit farbigem Band umwunden werden, bevor sie die Watteumhülluug erhalten. Die Beine werden aus zwei länglichen Pergamentpapiertüten mit Thee gebildet, der Kopf aber aus einem dicken Knäuel Bindfaden und die Arme aus eingehüllten Cervelatwürsten hergestellt. Man nimmt nun ein Brettchen, durchbohrt es zweimal und zieht ein Stück dicken Draht durch die Löcher, mit beiden Enden nach oben gerichtet. Hieran wird der Schneemann gut befestigt, wobei jedes einzelne Glied mit loser Watte gut umwickelt wird. Der Kopf wird mit Augen, Mund, Nase und Bart angemalt und ein Cylinderhütchen ihm recht schief aufgestülpt, während noch ein Bund Stricknadeln, die gut mit silberner Schnur zusammengebunden werden, ihm als Stock in den einen Arm geschoben wird. Der ganze Schneemann kann zuletzt mit Christbaumschnee bestreut werden. Schlanker wird der zweite Schneemann gehalten, der ebenfalls auf einem dünnen Brettchen befestigt wird. Hier aber bohrt man die beiden Löcher nicht ganz durch und steckt zwei dicke Stricknadeln recht fest hinein. Man steckt auf die Nadeln je zwei Rollen Maschinengarn und bindet nun eine Flasche Tokayer mit dem Hals fest an die Nadeln, die dabei oben zusammengefaßt werden. Der Kopf wird aus einer runden Schachtel, die mit allerhand Nähsachen gefüllt wird, gebildet und die Arme aus mit Draht umwundenen Taillenstäben hergestellt. Ist alles so weit hergerichtet, so wird jeder Körperteil mit Watte umwickelt und der Kopf angemalt. Eine Stange Siegellack bildet den Spazierstock, die Bretter werden, wo sie sichtbar sind, mit Leim bestrichen und mit Tannengrün dicht belegt.

Ein alter, hübsch ausgeschmückter Spankorb mit Henkel giebt einen echt weihnachtlich ausschauenden Behälter für eine ganze Menge einfacher Putz- und Staubtücher, die man sogar aus alten Stoffresten herstellen kann, wenn man sie mit farbigem Garn umsticht und sonstwie mit einfachen Zierstichen versieht. Auch allerhand zum Putzen und Scheuern nötige Geräte: Bürsten, Staubwedel, Pinsel und dergleichen, birgt der Korb, dessen Inhalt für eine praktische Hausmutter eitel Wonne ist. Der glatte Korb wird innen mit Krepppapier ausgelegt, dagegen außen mit rosafarbigem Tüll bauschig bekleidet und an den Ecken mit rosa Bandschleifen verziert. Der Inhalt wird mit einem rosafarbigen Deckchen verhüllt und weiße und lichtgelbe Papierrosen auf dem Deckchen wie an den Außenwänden des Korbes hin und wieder befestigt. Der Henkel des Korbes wird mit rosa Tüllstreifen umwunden und mit einer Rosenguirlande verziert. Zuletzt malt man auf ein breites weißes Seidenband mit Goldbronze einen Weihnachtsspruch und spannt dies Band glatt von einer Seite des Korbes schräg bis zum entgegengesetzten Ende des Henkels aus, wo man es zu einer vollen Schleife bindet.