Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Plauderei
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aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–5, 20
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[4–5]

Plauderei.0 Von Franz von Defregger.
Photographie im Verlage von Fr. Hanfstängl in München.

[20] Plauderei. (Mit Illustration S. 4 u. 5.) Plaudern! Das ist seit jeher eins der Hauptbedürfnisse der Menschheit. Die höheren Schichten unserer Gesellschaft haben sogar die Plauderei zu einer besonderen Kunst ausgebildet, und je glatter der Parkettboden, auf dem sich der Mensch bewegt, desto gewandter muß er zu plaudern verstehen. Dasselbe Gesetz waltet auch in der entgegengesetzten Schicht der Gesellschaft, wo es keine strahlenden Kronleuchter giebt. Es äußert sich allerdings hier etwas anders als dort. Die dichterische Kunst hat jedoch die beiden Arten des Plauderns, trotz ihres diametralen Unterschieds, nach Kräften ausgenützt, und wer sie im Leben nicht genau studiren konnte, der findet sie mit gewissenhafter Treue in den Dialogen zahlloser Romane und Dramen phonographirt. Nur die Maler gehen diesem Thema zumeist beharrlich aus dem Wege; denn es ist ein kühnes Unterfangen, mit den stummen Farben Worte und Gespräche zu malen. Nur einem Meister kann dies gelingen, und ein Meister ist es auch, der das Bild, welches unsere heutige Nummer schmückt, getrost „Plauderei“ nennen durfte.

Wie packt uns auf den ersten Blick die anmuthige Scene! In dem alten Mathias mit dem weißen Schnurrbart und der Hahnenfeder auf dem morschen Hut erkennen wir sofort einen guten Bekannten und glauben von seinen Lippen eine seiner Jagdgeschichten zu vernehmen, und auch die lebfrische Emmerenz ist uns nicht fremd und scheint wirklich von der scheckigen Kuh zu erzählen. Gewichtige Dinge sind es gewiß nicht, über die hier so leicht hinweg geplaudert wird.

Aber eine tiefe, wenn auch stumme Zwiesprach wird doch an dem Tische geführt. Die Augen der schmucken Cilly mit dem runden Hütchen erzählen viel Schöneres, als man je im Leben hören kann, und der hübsche Hansei dort im Hintergrunde läßt sich kein Jota dieser geheimnißvollen Sprache entgehen. Was sonst geplaudert wird, dafür haben die beiden jungen Leute kein Ohr, aber wenn alle aufbrechen und sich zum Abschied rüsten, werden sie gewiß dem alten Mathias das wärmste Lob spenden für seine schöne Unterhaltung.