Plünderung Altendresdens 1547

Denkwürdigkeiten eines Konservativen aus den Jahren 1848–49 Plünderung Altendresdens 1547 (1899) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Zur Geschichte des landesherrlichen Grundbesitzes an der Ostraallee
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Plünderung Altendresdens 1547.

Zwei Wochen bevor Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige bei Mühlberg von seinem schweren Geschick ereilt wurde, hatte ihn das Kriegsglück bis vor die Hauptstadt seines Gegners Herzog Moritz geführt, die er – freilich vergeblich – durch Beschießung zur Uebergabe zu zwingen versuchte. Am Morgen des 10. April 1547 war er mit seinem Kriegsvolke und zahlreicher Artillerie auf seinem verheerenden Eroberungszuge von Meißen her auf dem rechten Elbufer in Altendresden angekommen und hatte das Städtchen, dessen Befestigungen damals erst im Entstehen begriffen waren, ausplündern lassen. Das war gewiß nicht schön, aber es entsprach nun einmal der rauhen Kriegssitte der Zeit. Daß dabei aber auch die Kirche nicht geschont wurde, hätte der fromme Kurfürst zu verhindern wissen sollen. Die Thatsache ergiebt sich aus dem nachstehenden Briefe vom 16. Mai 1547, worin der Rath zu Meißen dem zu Altendresden über den Erfolg seiner Bemühungen zur Wiedererlangung der geraubten Kirchengefäße und der anscheinend mit ihnen zusammen aufbewahrt gewesenen Schützenkleinodien berichtet:

„Unsere willige Dienste zuvor. Ehrsamen und weisen besondere gute Freunde und liebe Nackbarn. Uf euer Schreiben, den Verlust euer Kirchencleinodia belangende, haben wir zu dem, daß unsere Prädikanten denselben zu unsern Kirchen verkündiget und das Volk zur Wiedergabe treulichen vermahnet, etzliche unsere Bürgere und vornehmlich die Goldschmiede beschickt. Do wir dann soviel erfahren, daß Jacoff Geiß eine übergulte kupperne Monstranz umb 12 Groschen erkauft und die umb solch Geld wiederumb zu überantworten erbötig ist. Desgleichen so zeiget Christoff Geiß auch an, daß nächst des Churfürsten Feldscherer Hans von Straßberg genannt samt etzlichen Landsknechten zu ihme bracht haben einen Kelch und der Schützen silbern Vogel samt den Schildlein, die habe er ihnen in ihrer Gegenwärtigkeit auch zurschmelzen und etzliche Zehehner[1] doraus gießen müssen, die sie auch mit sich weg gebracht und er nichts davon bekommen habe. Weiter haben wir noch zur Zeit nichts mehrers erfahren können. Dann auch [200] in dem und anderem nackbarliche Willfahrunge zu leisten seind wir zu dem, das billich geschicht, ganz geneiget und haben euch solchs hinwieder guter Meinunge nit wollen bergen.
Datum Montags nach vocem jocunditatis Anno etc. 47.

Burgermeister und Rath 
der Stadt Meißen.“ 
(Dresdner Rathsakten B. II. 12 Bl. 97.)


  1. Zehner, Zehnkreuzer?